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Ich bin ein Mörder

Ich bin ein Mörder

Titel: Ich bin ein Mörder
Autoren: Brigitte Pons
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die beiden Männer, von denen einer den anderen immer noch im Schwitzkasten hielt.
    »Auseinander!« Mischas Stimme brachte etliche Passanten zum Stillstand, die Angesprochenen dagegen hielten einander weiter umklammert und drehten sich laut schimpfend im Kreis.
    »Der wollte mein Rad klauen«, keuchte der Eingeklemmte und versuchte, sich durch Ellbogenstöße zu befreien.
    »Der lügt, der Arsch!«
    Mischa packte den mutmaßlichen Dieb von hinten mit einer Hand im Nacken, die andere griff einen Arm. Alexandra zog von vorn und befreite den Kopf des zweiten Mannes, der aber nichts Besseres zu tun hatte, als nun seinerseits zum Angriff überzugehen.
    »Schluss jetzt!« Alexandra drehte ihm den Arm auf den Rücken, bis er aufgab. »Was habt ihr für ein Problem?«
    Beide brüllten gleichzeitig drauflos.
    Auch jetzt machte die Frau auf der anderen Straßenseite keine Anstalten, sich auch nur einen Schritt zu bewegen. Sie nahm den Polizei-Einsatz als willkommene Unterbrechung ihrer Arbeit, nutzte die Gelegenheit, sich eine Zigarette zu gönnen. Alexandra ärgerte sich, sie lieferte nicht gerne das Showprogramm für andere.
    »Stopp. Und jetzt noch mal von vorn, und zwar leise, junger Mann. Du hast also nicht versucht, dieses Fahrrad zu stehlen?«
    Mischa begutachtete das strittige Objekt, dessen Schloss Spuren erheblicher Gewalteinwirkung zeigte. Daneben stand eine inzwischen etwas zerzauste Topfpflanze.
    »Ey, sehe ich so aus, als ob ich Fahrrad fahren will, oder was?« Der Angesprochene strich sich die dunklen Haarstoppel glatt und rümpfte beleidigt die Nase. »Mann, Fahrradfahren ist so was von überhaupt nicht cool, ey. Was soll ich mit so einem Ding, Alter?«
    »Vorsicht! Ich bin nicht dein Alter, verstanden?«
    Alexandra amüsierte sich, es war gar nicht so einfach, dem jungen Türken die Luft rauszulassen.
    »Klar hat er das versucht. Hab ich doch gesehen, ich bin doch nicht blind!« Der Fahrradbesitzer war etwa Mitte zwanzig und im Vergleich eine halbe Portion, trotzdem ging er schon wieder in Kampfposition.
    »Ey, willst du noch was auf die Fresse oder was? Kannst du kriegen, ich …«
    Alexandra sah deutlich, dass der Teenager mit den Bodybuildermuskeln das Angebot nicht zum ersten Mal aussprach und es durchaus ernst meinte. Doch das Rad war teuer, vermutlich arbeitete der dürre Blonde damit als Kurier. Er hatte seinen Besitz wie ein Löwe verteidigt. Die Nase und das linke Auge trugen eindeutige Abdrücke der gegnerischen Fingerknöchel.
    »Ich habe nur gesehen, wie sie sich geschlagen haben. Was vorher war, weiß ich nicht«, meldete sich jetzt die Raucherin zu Wort, ohne damit die Sachlage zu erhellen. Offenbar fürchtete sie, als Zeugin zwischen die Fronten zu geraten.
    »Zu Ihnen komme ich gleich noch«, rief Alexandra ihr zu, was auf wenig Begeisterung stieß.
    »Och, nö. Ich muss wieder arbeiten.« Plötzlich hatte sie es eilig, die Zigarette loszuwerden und zu verschwinden.
    Mischa legte dem potentiellen Dieb, der sich schon wieder drohend aufplusterte, besänftigend die Hand auf die Schulter.
    »Ganz ruhig. Bleiben wir doch mal sachlich. Du hast also ganz zufällig die Blechschere und den Seitenschneider bei dir? Das trägst du üblicherweise immer mit dir herum? So wie andere Leute einen Regenschirm, ja?«
    Alexandra grinste und erfragte nebenbei die Personalien des angeschlagenen Radfahrers. Wenige Meter weiter tummelten sich auf dem Platz rund um den Brunnen die Besucher des Blumenmarktes. Trotzdem hielt sich der Menschenauflauf um sie herum in Grenzen. Zwei Uniformierte mit zwei jungen Männern am Wickel störten das Stadtbild nicht weiter. Man hielt den Abstand, der nötig war, um nicht angesprochen zu werden, aber trotzdem jedes Wort verstehen zu können.
    Nachdem das Opfer sich schließlich mit dem geretteten Fahrrad und der lädierten Pflanze auf den Heimweg gemacht hatte, schob Mischa den anderen, der sich zwischenzeitlich aufs Jammern verlegt hatte, zum Streifenwagen.
    »In einem Punkt muss ich dir natürlich recht geben. Im Polizeiauto fahren ist bei Weitem cooler als auf dem Rad. Aber soll ich dir noch was verraten? Vorne sitzen ist wesentlich cooler als hinten!«
    »Ey Mann, ich hab doch nichts gemacht!«
    Alexandra setzte sich neben ihn.
    »Nur weil es nicht funktioniert hat, bist du noch lange nicht unschuldig. Wenn mich nicht alles täuscht, sind wir uns doch schon öfter begegnet.«
    »Nie im Leben, ey. Mit euch hatte ich noch nie was zu tun.«
    »Nicht mit uns«, stimmte Mischa zu.
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