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Ich bin ein Mörder

Ich bin ein Mörder

Titel: Ich bin ein Mörder
Autoren: Brigitte Pons
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flirrende Licht zwischen den rauschenden Blättern der vereinzelten Weiden machte sie angenehm schläfrig.
    »Warst du überall dort, wo auch dein Mörder im Buch Station gemacht hat?«
    »Selbstverständlich!«
    »Dann haben dich die Reisen zu den Morden inspiriert?«
    »Kannst du so sagen, ja. Der Roman entstand ganz nebenbei. Ein guter Autor findet überall Inspiration und er hört niemals auf zu schreiben. Als ich zurückkam, war ich nahezu fertig mit dem Manuskript.«
    Der Fluss plätscherte träge neben ihnen. Ein weißes Ausflugsschiff steuerte die Anlegestelle am anderen Ufer an. Stolz prangte der Name »Johann Wolfgang von Goethe« auf dem Bug.
    »Meinst du, sie werden irgendwann ein Schiff nach dir benennen? Gewidmet einem berühmten Sohn der Stadt.«
    »Eine schöne Idee!« Er berührte ihre Stirn mit den Lippen. »Gemeinsam mit Goethe auf den Wellen kreuzen! Eine Ehre – für Goethe, meine ich.«
    Er grinste unverschämt. Immer wenn er sich zu ihr neigte, rutschte die Haarsträhne vor seine Augen. Sie hob die Hand und schob sie beiseite, ehe er dazu kam. Er hielt ihre Hand in der Bewegung fest und legte sie in seinem Nacken ab. Seine Lippen öffneten sich leicht. Wenn sie sich nicht zum Gespött der Leute machen wollte, musste sie sich schleunigst etwas einfallen lassen. Einfach weiterreden, egal was, sonst würde sie auf der Stelle über ihn herfallen.
    »Ist es dort passiert?« Sie deutete über seine Schulter zum Eisernen Steg, dessen elegant geschwungener Bogen hinter ihm über den Main führte.
    »Was?«
    »Der Mord. Der erste. Ich habe mir überlegt, dass das ein passender Ort wäre.«
    »Willst du es sehen?« Er schnappte nach ihrer Hand und zog sie in Richtung Brücke. »Komm schon, lass uns hinlaufen!«
    Gemeinsam rannten sie los, die breiten Treppenstufen hinauf, bis zur Brückenmitte.
    »Hier?«
    »Genau hier.« Er nickte, außer Atem. Zweifelnd schaute sie in sein Gesicht.
    »Das Geländer ist viel zu breit. Wie willst du da jemanden runterstoßen?«
    »Gut erkannt. Man müsste ihn im Genick und am Hosenboden packen, hochstemmen und werfen. Ein riesiger Kraftakt. Völliger Unsinn.«
    »Das heißt?«
    »Lass mich überlegen. Er saß auf dem Geländer, eben weil es so schön breit ist. Genau das steht jedenfalls in meinem Buch.«
    »In der Nacht. Im Winter. Das glaubst du ja wohl selbst nicht!«
    Tobias freute sich diebisch.
    »Das gefällt mir! Ja, man sieht, du bist Polizistin. Gut mitgedacht. Ich habe mir ein wenig Flunkerei erlaubt.«
    »Es ist also nie passiert!«
    »Wer sagt das? Vielleicht habe ich nur an der Jahreszeit gedreht. An der Tageszeit. Im Sommer sitzt hier immer mal ein mutiger Zeitgenosse.« Er legte den Kopf auf die Seite und beobachtete sie schmunzelnd.
    »Ich glaube dir kein Wort. Es ist nie passiert! Basta!«
    Herausfordernd stieß Alexandra ihren Zeigefinger gegen seine Brust.
    »Tu das nicht!«
    »Was?«
    »An mir zweifeln. Weißt du nicht, dass Ketzerei und Unglaube sofort bestraft werden müssen?«
    Im gleichen Augenblick ergriff er sie mit beiden Händen, hob sie an und setzte sie mit Schwung auf der Brüstung ab.
    »Tobias!«
    Lachend schlang er die Arme um sie und schob sich zwischen ihre Knie.
    »Angst?« Seine Nase schmiegte sich an ihren Hals. »Du hast Angst vor mir? Siehst du, das ist ein angemessenes Verhalten. Und das ist die Strafe, die ich dir für deine Zweifel auferlege!«
    Sie zauste seine Haare. Ihr Herz klopfte wild.
    »Ist es nicht riskant für deinen Ruf als seriöser Schriftsteller, so mit dem Verbrecherstatus zu kokettieren? Man könnte auf die Idee kommen …«
    »Mich zu überprüfen? Aber ich bitte darum! Genau das ist meine Intention. Du wirst dich wundern, wie viele Übereinstimmungen du findest.«
    »Ich? Aber ich habe nicht vor …«
    »Alexandra, du enttäuschst mich! Es gibt keinen Grund, zu leugnen. Du bist Polizistin!«
    »Schon, aber ich kann sehr wohl zwischen Realität und Fiktion unterscheiden. Auch wenn mein lieber Kollege das Gegenteil behauptet.«
    »Jetzt enttäuschst du mich noch viel mehr. Eine Überprüfung meiner persönlichen Daten ist das Mindeste, was ich von dir erwartet habe. Oder – du kleine Heuchlerin – da ist so ein verräterisches Zucken in deinem Gesicht.« Sein Lächeln spiegelte äußerste Genugtuung. »Du machst es nur nicht selbst. Soll ich mal raten? Der gute alte Kommissar Neumaier macht das für dich. Ein Freundschaftsdienst, nicht wahr? Ich wusste es!«
    Es erschien ihr befremdlich, wie sehr er
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