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Ich bin ein Mörder

Ich bin ein Mörder

Titel: Ich bin ein Mörder
Autoren: Brigitte Pons
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vibrierte verheißungsvoll in ihrer Hand, die er an die Lippen zog. »Das wirst du bekommen, meine wunderbare Alexandra.«
    Er küsste ihr Handgelenk, streichelte es mit seiner Zungenspitze. »Hab nur ein wenig Geduld. Für heute muss ich mich leider verabschieden.«
    Die Enttäuschung in ihrem Blick war peinlich deutlich zu sehen, wie ihr schlagartig klar wurde.
    »Aber ich verspreche dir, dass wir uns bald wiedersehen.«
    Mit einer leichten Seitwärtsbewegung des Kopfes brachte er die lose Haarsträhne zurück an ihren Platz. Jetzt sah er wieder ganz so aus wie bei der Lesung. Ein großer, charmanter Mann, mit dem Lächeln eines ungestümen Teenagers.
    »Ich freue mich schon darauf. Gefahr ist mein Leben.« Sie zwinkerte verschwörerisch und er warf ihr eine Kusshand nach der anderen zu, während er sich rückwärtsgehend entfernte.
    »Alexandra?«
    »Ja?«
    »Beim nächsten Mal, vergiss deine Handschellen nicht!«
    * * *
     
    Gemächlich drehten sie ihre nächtliche Runde entlang der ehemaligen Wallanlagen. Der innerstädtische Grüngürtel, der das 1. Revier begrenzte, war in einem weiten Bogen auf dem Gelände der alten Stadtmauern errichtet worden und endete an beiden Seiten am Mainufer. Für Mischa war das der schönste Dienst-Bezirk von allen. Er umfasste die komplette Altstadt, abgesehen von Sachsenhausen auf der anderen Seite des Flusses.
    »Du kannst Tobias nicht leiden, Mischa. Aber du kennst ihn nicht. Er ist wirklich nett.«
    Alexandra versuchte schon seit zehn Minuten, ihn davon zu überzeugen, aber Mischa reagierte nicht.
    »Ich habe eine super Idee!« Siegessicher schaute sie ihn von der Seite an. Im Innenraum des Wagens war es dunkel, aber er wusste immer, wenn sie ihn ansah.
    »Verschone mich!«, bat er und setzte den Blinker. Eine Stippvisite in der Goethestraße, in der sich ein Designerladen an den anderen reihte, konnte nicht schaden.
    »Nein, ich verschone dich ganz bestimmt nicht! Morgen Abend ist eine Vernissage in der Galerie Betz & Sonnabend im Westend … Tobias hat mich eingeladen – und dich nehme ich mit!«
    »Niemals.« Das fehlte ihm gerade noch.
    »Gib ihm eine Stunde Zeit, sich zu bewähren. Wenn du ihn dann immer noch schrecklich findest, kannst du gehen.«
    »Wie großzügig. Will ich aber nicht.«
    »Du willst ihn also weiter grundlos schrecklich finden?«
    »Kann sein.«
    Rund um Gucci und Konsorten herrschte Ruhe und Frieden. Mischa bog erneut ab, um die Stadtumrundung fortzusetzen. Ihm war klar, dass Alexandra noch nicht fertig sein konnte. Wie immer wenn sie nachdachte, kaute sie auf ihrer Lippe herum.
    »Es ist halb zehn«, setzte sie nach kurzer Pause wie erwartet abermals an. »Wir haben Dienst bis um sieben. Kannst du dir vorstellen, wie hart diese Nacht für dich wird? Ich werde nicht locker lassen, bis du ja sagst.«
    »Ja.«
    »Du kommst also mit?«
    »Nein.«
    »Aber du hast …«
    »Du wolltest, dass ich ja sage. Habe ich gemacht.«
    »Es gibt was zu essen, Cocktails und Musik. Um Eintrittskarten kümmere ich mich und du musst nicht mit ihm reden. Nur zuhören. Gib ihm eine Chance.«
    Er schwieg, aber er spürte weiter ihren Blick. Unnachgiebig. Bohrend. Flehend.
    »Komm schon, Mischa«, quengelte sie und boxte gegen sein Bein, bis er sie ansah. »Bitte!«
    Zum Glück wusste sie nicht, was dieser Blick bewirkte. Sie hätte ihn sonst viel öfter so angesehen.
    »Genau eine Stunde.« Er kapitulierte. »Keine Sekunde länger.«

Sonntag, 21. Oktober
     
    Endlose, weiße Wände verschmolzen scheinbar konturlos mit der Decke. Die wenigen Exponate verteilten sich locker und eher beiläufig; mannshohe Metallskulpturen, die filigran und schwebend wirkten. Ein leichter Nebel waberte über den Boden und verflüchtigte sich in der nach oben heller werdenden Beleuchtung.
    »Snobs«, zischte Mischa mit zusammengebissenen Zähnen.
    Alexandra schob ihn weiter ins Innere der Galerie, die bereits mit zahlreichen Gästen gefüllt war.
    »Die starren uns an«, zischte Mischa wieder und zog unbehaglich die Schultern hoch.
    »Das bildest du dir nur ein.«
    Aber auch sie blieb zunächst abwartend stehen und begutachtete skeptisch die Lage. Die Ausmaße der Galerie verblüfften sie. Rechts führte eine Treppe hinauf zu einer Empore. Dahinter musste der Durchgang zur Hauptausstellung sein. Entschlossen steuerte Alexandra darauf zu.
    »Sieh sie dir doch an, wie wichtig die sich alle fühlen.«
    Eine Kellnerin in Livree verteilte Sekt und Alexandra griff sich zwei Gläser vom Tablett.
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