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Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)

Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)

Titel: Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)
Autoren: Herfried Loose
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Kapitel 1
     
    Der April ging zu Ende. Bereits seit Tagen stand eine strahlende Sonne an einem tiefblauen Himmel. Es war warm und die Bäume hatten ein kräftiges Grün bekommen. Der Frühling hatte bei uns in Lüttringhausen nun endgültig Einzug gehalten und sich in die Herzen der Menschen geschlichen und Fröhlichkeit und gute Laune in die Gesichter gezaubert. 
       Ich legte die Zeitung beiseite. Sie war voll mit Hochzeitsanzeigen für den bevorstehenden Mai. Mein Blick fiel auf den ehemals wunderschönen Rosenstrauß, der bereits die ersten Köpfe hängen ließ und seinem zeitlichen Ende entgegen sah.
       Nein, Peter, mein Mann, hatte unseren Hochzeitstag nicht vergessen. Das war ihm in all den Jahren auch noch nie passiert. Der Strauß langstieliger roter Rosen, gebunden mit weißem Schleierkraut, erinnerte noch daran. Wie üblich, hatte Peter einen Tisch bei unserem Lieblingsitaliener bestellt. Wir hatten uns schön gemacht, und es war alles rundherum nett - bis auf - ja, bis auf was eigentlich…?
     
    Ich dachte darüber nach. Es war alles so, wie man es sich als Frau nur wünschen konnte. Dennoch fiel mir an dem Abend erneut auf, wie wenig wir uns eigentlich noch zu sagen hatten. Kaum, dass die Bedienung unsere Bestellung aufgenommen hatte, da überfiel uns wieder diese Wortlosigkeit, die ich schon zu Hause häufig registriert hatte. Ich beobachtete die Leute an den anderen Tischen. Einige der Paare hielten sich zärtlich bei den Händen, schauten sich tief in die Augen. Andere redeten, lachten und scherzten miteinander. Warum nur gingen uns die Gesprächsthemen aus?
       Nun ja, gab ich mir selbst die Antwort, wir sind vierundzwanzig Jahre verheiratet. Da kennt man sich. Da weiß man sich auch ohne Worte in vielen Themen einig. Ganz klar, dass man nicht mehr so viel zu reden hat . Unsere Sprachlosigkeit wurde mir unangenehm - Peter auch, das merkte ich. Wir blieben nicht lange, sondern befreiten uns aus der ernüchternden Situation, indem wir uns nach Hause vor den Fernseher flüchteten.
       Ich tauchte aus meinen Gedanken auf und begann seufzend, den Küchentisch abzuräumen. In knapp einer halben Stunde wollte Corinna mich abholen, um mich als Modeberaterin mitzunehmen. Sie wollte sich in der Stadt eine Hose und vielleicht ein passendes Twinset dazu kaufen, und da sie sich immer unsicher war, was am besten zu ihr passte, legte sie großen Wert auf mein Urteil. Wenn sie alleine loszog, konnte sie sich nie entscheiden, und man konnte Brief und Siegel darauf verwetten, dass sie die erstandene Ware mindestens einmal umzutauschen pflegte. Ich musste deshalb immer schmunzeln, wenn ich den dankbaren Blick einer Verkäuferin registrierte, die innerlich bestimmt ihrem Herrgott dankte, wenn sie sah, dass ich als Beraterin mit von der Partie war.
       Nachdem das letzte Geschirr in der Spülmaschine verschwunden war, ging ich noch schnell nach oben, um mich zurechtzumachen. Was ich im Spiegel erblickte, stimmte mich zufrieden. Wenn ich bedachte, dass ich bereits achtundvierzig Lenze zählte, dann konnte ich mich wirklich nicht beklagen. Sicherlich: ein paar Fältchen ließen sich nicht verleugnen, aber ich fand, sie verliehen mir etwas Fröhliches, Lebensbejahendes. Meine blauen Augen und kinnlangen, blonden Haare harmonierten sehr gut mit den süßen, kleinen Sommersprossen, für die ich mich als Kind so sehr geschämt hatte. Mittlerweile gefielen sie mir sogar ausgesprochen gut. Ich legte noch ein wenig Mascara auf und zog die Lippen nach. Keine Sekunde zu früh, schon hörte ich ein Hupen vor der Haustür - typisch Corinna!
       Ich zog mir den Trench über und eilte zum Gartentor. Sie hielt mir schon die geöffnete Tür ihres schicken Cabrios entgegen. Gott sei Dank hatte sie das Verdeck noch geschlossen.
       »Morgen, Brina! Donnerwetter, du bist ja tatsächlich schon fertig!«, neckte sie mich. Ich stieg ein.
       »Und du siehst wieder richtig nach Cabriolady aus!«, gab ich lächelnd zurück. Wir drückten uns, und schon presste mich ihr forscher Fahrstil in die Polster.
       »Na, hat Peti dran gedacht?«
       »Woran gedacht?«
       »Na, tu nicht so, an euren Hochzeitstag natürlich.«
       »Ach so, das meinst du. Sicher, du kennst ihn doch. Unseren Hochzeitstag hat er noch nie vergessen.«
        »Du bist wirklich zu beneiden. Mein Ex hat den Hochzeitstag mehr als einmal vergessen, aber du hast ja mit Peti…«, (so nannte nur sie ihn immer) »…das große Los gezogen. Wie ich dich
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