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Hymne der demokratischen Jugend (German Edition)

Hymne der demokratischen Jugend (German Edition)

Titel: Hymne der demokratischen Jugend (German Edition)
Autoren: Serhij Zhadan
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Großhändlern prügelten, im Prinzip eine ganz normale Rauferei, schließlich hatten sie bezahlt, »selber schwule Sau!« tönte das beleidigte Geschrei von Grischa Oschwanz aus dem Klo, und sein Bruder, Sawa Oschwanz, stimmte ein. Es gelang schnell, die Prügelei zu lokalisieren, Sanytsch warf sich dazwischen, und weil es in der »Butterbrot-Bar« keinen Striptease gab, brachen die betrunkenen Großhändler in Richtung einer Striptease-Bar auf, um dort weiterzutrinken. Die vom Finanzamt fuhren ebenfalls in die Striptease-Bar, Slawik nahmen sie nicht mit, um sich den Ruf nicht zu ruinieren. Die Leute hatten sich fast schon verlaufen, nur auf einem Hocker am Tresen saß noch ein Mädchen, und in der Ecke flüsterten zwei Männer mittleren Alters, die äußerlich denen vom Finanzamt aufs Haar glichen, das heißt, es war schwer, etwas Bestimmtes über ihr Äußeres zu sagen. – Wer ist das? – fragte Sanytsch Slawik, der langsam nüchtern wurde und sich erinnerte, wen er da geküßt hatte. – Ach das, – sagte er und fixierte die beiden. – Ich will ja niemanden beleidigen, aber meiner Meinung nach sind das Schwule. – Kennst du sie? – fragteSanytsch zur Sicherheit. – Ja, – Slawik nickte, – Doktor und Busja. – Was für ein Doktor? – Sanytsch verstand nicht. – Ein ganz normaler Doktor, – antwortete Slawik, – komm, ich stell dich vor. Hi, Busja, – sprach er den Kerl an, der jünger aussah und eher wie einer vom Finanzamt. – Tach, Doktor, – er drückte dem Kerl die Hand, der solider und also weniger wie einer vom Finanzamt wirkte. – Darf ich vorstellen – Sanjok. – San Sanytsch, – verbesserte ihn San Sanytsch nervös. – Unser Manager, – unterbrach ihn Slawik. – Sehr erfreut, – sagten Doktor und Busja und baten sie zu sich an den Tisch. Sanytsch und Slawik setzten sich. Schweigen. Sanytsch wurde nervös, Slawik griff sich eine Papirossa. – Slawik, – versuchte Doktor schließlich, die peinliche Situation zu beenden, – hier bist du jetzt also gelandet? – Ja, – sagte Slawik, steckte die Papirossa an und löschte das Streichholz in ihrem Salat, – Freunde haben mich um Hilfe gebeten, warum nicht, dachte ich, wo ich grade ein bißchen Kapazität frei hatte. Sie müssen natürlich noch einiges lernen, – fuhr Slawik fort, nahm Doktor die Gabel aus der Hand und stocherte mit ihr im Salat herum, – also zum Beispiel diese Eröffnung: im Prinzip hätte man alles machen können, wie es sich gehört, Unterhaltungsprogramm und so, ich hatte das schon mit Grebenschtschikow und seinen Leuten abgeklärt ... Aber egal, – er legte Sanytsch die Hand auf die Schulter, – egal, ich berate Sie hier und da, es wird schon werden, klar doch ... Sanytsch löste vorsichtig die Hand von seinem Arm, stand auf, nickte Doktor und Busja zu, viel Spaß noch, wir sehen uns, und ging zum Tresen. – Wie heißt du? – fragte er das Mädchen, das einen weiteren Wodka bestellte. Sie hatte ein Piercing im Gesicht, und wenn sie trank, klirrten Metallkugeln an das Glas. – Vika, – sagte sie, – und du? – SanSanytsch, – antwortete San Sanytsch. – Schwul? – fragte Vika direkt. – Inhaber, – rechtfertigte sich Sanytsch. – Alles klar, – sagte Vika, – bringst du mich heim? Hab zuviel geladen hier bei euch. – Sanytsch rief ein Taxi, verabschiedete sich von Goga und führte das Mädchen hinaus. Der Fahrer war irgendwie bucklig, Sanytsch war er schon früher aufgefallen, und jetzt mußte er also bei ihm einsteigen, der Bucklige betrachtete sie belustigt und fragte, ihr kommt wohl aus dem Schwulenklub? – Ja ja, – antwortete San Sanytsch alarmiert. – Wo müssen wir hin? – fragte er Vika. Vika war jetzt ganz weggetreten, wie, fragte der Bucklige, wollen wir vielleicht kotzen? – Alles okay, – sagte Sanytsch, – wollen wir nicht. – Wie Sie wünschen, – sagte der Bucklige irgendwie enttäuscht. – Wo müssen wir denn hin? – Sanytsch packte Vika an den Schultern, drehte sie zu sich, griff in die Innentasche ihrer Motorradjacke und zog ihren Ausweis hervor. Las die Adresse. – Probieren wir es mal, – sagte er zum Buckligen, und sie fuhren los. Vika wohnte ganz in der Nähe, es wäre einfacher gewesen, sie heimzutragen, aber woher hätte er das wissen sollen. Sanytsch zerrte sie aus dem Wagen, bat den Buckligen zu warten und trug Vika zum Hauseingang. Vor der Tür stellte er sie auf die Füße. – Bist du okay? – fragte er. – Okay, – sagte sie, okay, gib mir meinen
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