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Hymne der demokratischen Jugend (German Edition)

Hymne der demokratischen Jugend (German Edition)

Titel: Hymne der demokratischen Jugend (German Edition)
Autoren: Serhij Zhadan
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zweigen was für die Feuerwehr ab, damit sie uns ins Budget für nächstes Jahr aufnehmen, und bingo! – ein ganzes Jahr Spaß auf Staatskosten, the show must go on, Georgi Dawydowytsch, bin nicht umsonst zwanzig Jahre im Showbiz, au, scheiße! – schrie er offensichtlich schon ins Leere, weil man ihm den Hörer inzwischen doch entrissen hatte. Goga seufzte schwer und beugte sich wieder über sein Kreuzworträtsel.
    Nachmittags kamen vier Typen in den Klub, in Trainingsanzügen, aber wie Sportler sahen sie nicht aus – höchstens wie solche, die vorsätzlich das Training schwänzen. Der Wachmann fragte, zu wem sie wollten, aber sie schlugen ihn nieder und gingen den Direktor suchen. Goga saß mit Sanytsch zusammen und füllte die letzten Kästchen eines Kreuzworträtsels aus. Als Sanytsch die vier erblickte, schaltete er schweigend sein Telefon aus. – Wer seid ihr? – fragte Goga, obwohl er die Antwort schon wußte. – Wir sind die »Superxeroxe«, – antwortete einer im blauen Trainingsanzug. – Wer? – fragte San Sanytsch. – Bist du taub oder was? – sagte ein zweiter, ebenfalls im blauen Trainingsanzug. – Die »Superxeroxe«. Das Gebäude gegenüber gehört uns. Der Parkplatz um die Ecke auch. Und ein Office am Südmarkt, – mischte sich wieder der erste in Blau ins Gespräch.– Kurz gesagt – wir sind Marktführer, kapiert? – Das fügte schon der zweite in Blau hinzu. Ein dritter, in Grün, machte eine ungeschickte Bewegung, und aus dem Revers seiner Trainingsjacke fiel eine Knarre mit abgesägtem Lauf, schnell bückte sich der Grüne und steckte sie wieder ein, dabei warf er wilde Blicke in die Runde. – Wir unterhalten eine Reihe von Großhandelsbetrieben, – fuhr der erste fort, – bekommen Direktlieferungen aus Schweden. – Wie, – versuchte Goga, in den Dialog einzutreten, – wollt ihr uns vielleicht einen Xerox verkaufen? – Sie fielen in bedrohliches Schweigen und sahen abwechselnd Goga und Sanytsch bedeutungsvoll an. – Wir wollen, – begann schließlich wieder der erste, wobei er sich die schwitzigen Handflächen am blauen Stoff seiner Trainingshose abwischte, – daß alles ehrlich läuft. Ihr seid neu hier, euch gab’s hier vorher nicht. Das ist unser Terrain. Also müßt ihr zahlen. – Wir zahlen ja, – versuchte Goga zu scherzen, – ans Finanzamt. – Der dritte machte wieder seine ungeschickte Bewegung, und die Knarre rumpelte auf den Boden. Der vierte schnalzte ihm mit dem Finger gegen die Stirn, hob die Waffe auf und steckte sie in die Tasche seiner himbeerroten Trainingshose. – Briderchen, nix kapierst du, – fing der zweite wieder an, wobei er seinen ganzen Haß in das Wort Briderchen legte. – Wir sind die »Superxeroxe«, uns gehört das ganze Gebiet. – Was meint ihr damit? – fragte San Sanytsch. – Misch du dich nicht ein, ja? – unterbrach ihn der erste, und, zum zweiten, – du bist an der Reihe, Ljonja. – Ja, – sagte Ljonja darauf, – wir haben gute Beziehungen zu den Behörden. Das hier ist unser Terrain. Also müßt ihr zahlen. – Wir sind auch nicht gerade fremd hier, – versuchte Goga etwas zu sagen. – Uns kennt man hier im Prinzip. – Wer kennt dich, Briderchen ? – stieß der zweite hervor und ballte die Fäuste, aber der vierte faßte ihn am Arm, nur ruhig, Ljonja, nur ruhig, sie wissen ja selbst nicht, was sie tun. – Also, wer kennt dich? – Was heißt hier wer? – Goga versuchte, Zeit zu gewinnen. – Eigentlich mach ich in Rigips, ich hab Bekannte in Balaschowka plus Beziehungen zum Finanzamt. Dazu die Oschwanz-Brüder ... – Was? – brüllte der zweite los, und Goga verstand, daß er den Namen Oschwanz besser nicht erwähnt hätte. – Oschwanz?! Diese Arschgesichter?!! Die haben doch uns, den »Superxeroxen«, eine Ladung alte Drucker abgekauft und an irgendwelche Doofköppe vom Traktorenwerk vertickt! Als Kopiermaschinen der neuen Generation! Und die haben sie an die Milizakademie weiterverscherbelt, im Dutzend billiger, zusammen mit unserer Garantie. Wir konnten uns grade noch rauswinden aus der Sache!!! Oschwanz!!! Oschwanz!!! – Der zweite zerrte an seiner blauen Trainingsjacke und brüllte den verdammten Namen durch den ganzen Klub. – Aber nicht nur die, – fügte San Sanytsch hinzu, um etwas hinzuzufügen, – wir sind auch bei der Stadtverwaltung ... – Was?! – der zweite ließ ihn nicht ausreden, war wohl endgültig beleidigt. – Was für eine Stadtverwaltung?!! Willst du etwa auch noch behaupten, daß
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