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Hymne der demokratischen Jugend (German Edition)

Hymne der demokratischen Jugend (German Edition)

Titel: Hymne der demokratischen Jugend (German Edition)
Autoren: Serhij Zhadan
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Slawik wirklich überall bekannt, und daher versuchte man auch überall, den Umgang mit ihm zu meiden. Morgens ging Slawik in die Stadtverwaltung, machte einen Abstecher zum Buffet, trank dort Tee, plauderte mit den Buffetfrauen über das Wetter und begab sich anschließendzur Kulturabteilung. Dort ließ man ihn nicht vor, Slawik war beleidigt, kam angerannt, stritt sich mit den Handwerkern, die den Klub renovierten, schrie, er sei schon zwanzig Jahre im Showbiz, und drohte, Grebenschtschikow zur Eröffnung einzuladen. Genau, Eröffnung – der Frühling war vorbei, die Renovierung abgeschlossen, man konnte den Klub eröffnen. Goga rief alle zu sich, diesmal in sein frisch renoviertes Büro. – Und, – fragte er, – was habt ihr für Ideen für die Eröffnung? – Also folgendes, Georgi Dawydowytsch, – fing Slawik geschäftig an, – ich hab einen Haufen Ideen. Erstens, Feuerwerk ... – Nächste Idee, – schnitt ihm Goga das Wort ab. – Okay, – fuhr Slawik ungerührt fort, – ich schlage japanische Küche vor. – Und wo kriegst du die her? – fragte Sanytsch. – Ich habe Bekannte, – antwortete Slawik vielsagend. – Japaner? – Nein, Vietnamesen. Geben sich aber für Japaner aus – sie haben Container auf dem Südmarkt, in einem nähen sie Pelzmäntel, im anderen ist die Küche. – Nächste Idee, – unterbrach ihn Goga wieder. – Zirkusstriptease, – trompetete Slawik siegesgewiß. – Was für Striptease? – Zirkusstriptease, – wiederholte Slawik. – Ich habe Verbindungen, vier Tussen im Bikini, arbeiten jeden zweiten Tag, öfter können sie nicht – verdienen sich im Pionierpalast noch was dazu. – Also, – unterbrach ihn Goga, – kommt nicht in Frage, ich habe doch gesagt – keine Nutten in meinem Klub. Mir reichen schon die Schwulen, – fügte er genervt hinzu und wandte sich erneut an Slawik. – Bist du fertig? – Slawik holte eine Papirossa heraus, zündete sie an, stieß den Rauch aus, seufzte schwer und begann: – Also gut, okay, okay, – er machte eine bedeutungsvolle Pause, – in Ordnung, Georgi Dawydowytsch, ich verstehe, was Sie meinen, in Ordnung, ich werde mit Borja sprechen, wennSie darauf bestehen, ich denke aber, er wird’s nicht umsonst machen, auch nicht für mich ... – Maul, – Goga beendete das Treffen, – Sanytsch, mein Freund, organisier ein paar Musiker, okay? Und du, – das war schon an Slawik gerichtet, – überleg dir, wen wir einladen sollen. – Wie, wen? – Slawik lebte auf. – Die Feuerwehr, das Finanzamt, jemanden von der Kulturabteilung. Kurzum, wir werden Marktforschung betreiben. – In Ordnung, – willigte Goga ein, – aber sorg dafür, daß außer diesen schwulen Socken auch ein paar richtige Schwule kommen.
    Die Eröffnung fand Anfang Juni statt. San Sanytsch schleppte ein Vokal-Instrumental-Ensemble an, das sonst im Restaurant des Hotels »Charkiw« spielte, sie hatten ein festes Programm und verlangten nicht viel, außerdem tranken sie nicht bei der Arbeit. Slawik hatte die Einladungsliste zusammengestellt, alles in allem ungefähr hundert Leute, Goga, dem die Liste vorgelegt wurde, prüfte und redigierte lange daran herum, strich die Namen der Buffetfrauen aus der Stadtverwaltung und von vier Mitarbeitern des Pionierpalasts, den Rest billigte er, Slawik verteidigte vor allem die Buffetfrauen, mußte sich aber nach einem längeren Wortgefecht geschlagen geben. Goga lud Geschäftspartner ein, Großhändler, bei denen er Rigips umsetzte, Jugendfreunde und die Oschwanz-Brüder. San Sanytsch lud seine Mutter ein und wollte auch eine Bekannte, eine frühere Prostituierte, dazubitten, dachte aber an seine Mutter und nahm von der Idee Abstand.
    Es wurde ein pompöses Fest. Slawik war nach einer halben Stunde betrunken, und San Sanytsch bat die Wachleute, ihnnicht aus den Augen zu lassen, Goga sagte, sie sollten nur locker bleiben – schließlich sei ja Eröffnung. San Sanytschs Mutter verschwand gleich wieder, die Musik war ihr zu laut, Sanytsch rief ihr ein Taxi und ging weiterfeiern. Die Großhändler legten ihre Krawatten ab und tranken auf die Gesundheit der Inhaber, Slawik fing laut zu singen an und tauschte Küsse mit den Vertretern des Finanzamts, im Prinzip war er der einzige, der sich wie ein richtiger Schwuler benahm oder so, wie er sich das vorstellte, er machte das extra, um die Leute in Stimmung zu bringen. Langsam kamen die Leute in Stimmung, mit dem Ergebnis, daß sich die Oschwanz-Brüder im Männerklo mit den
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