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Hymne der demokratischen Jugend (German Edition)

Hymne der demokratischen Jugend (German Edition)

Titel: Hymne der demokratischen Jugend (German Edition)
Autoren: Serhij Zhadan
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euch die Stadtverwaltung deckt?!!! Weißt du, was du da redest?!!! – Der vierte griff entschlossen nach der Waffe in seiner Tasche. Sense, dachte Goga, besser, der Krasnojarsker Omon hätte mich umgebracht, das wäre noch eher zu ertragen gewesen. Die vier rückten auf den Tisch vor, besetzten schon das halbe Zimmer. Weder Goga Bruchadse noch San Sanytsch hatten, so sah es jedenfalls aus, in dieser Lage etwas anderes zu erwarten als schwerste Körperverletzungen.Da ging die Tür auf, und fröhlich grinsend und mit irgendwelchen Kopien wedelnd tänzelte Slawik ins Büro. Die vier hielten mit erhobenen Fäusten inne. Goga ließ sich langsam auf seinen Stuhl sinken, Sanytsch machte sich klein und tastete in der Tasche nach dem Telefon. Alle sahen Slawik an. – Hallöchen, – rief Slawik, ohne die allgemeine Anspannung zu bemerken, – hallöchen allerseits! – Er ging zu Goga und drückte ihm die Wattehand. – Geschäftspartner? – Erfreut zeigte er auf die vier und drückte dem, der ihm am nächsten stand, dem in Blau, ebenfalls die Hand und grinste. – Hier! – rief er triumphierend und warf Goga den Stoß Kopien hin. – Was ist das? – stöhnte Goga. – Die Erlaubnis! – stieß Slawik triumphierend hervor. – Die »Bestickten Tücher«! – Die »Bestickten Tücher«? – fragte Goga ungläubig. – Die »Bestickten Tücher«? – Sanytsch trat heran und linste auf die Unterlagen. – Die »Bestickten Tücher«, die »Bestickten Tücher«, – flüsterten die vier entsetzt und begannen, sich zur Tür zurückzuziehen. – Die »Bestickten Tücher«! – wiederholte Slawik triumphierend und sagte, zu Goga gewandt, in geschäftsmäßigem Ton: – Also, Georgi Dawydowytsch, mit den Feuerwehrleuten ist alles paletti, die Sache läuft über ihr Konto, ich hab alles bedacht, wir nehmen Bargeld und schreiben es als Schulden der Gemeinde ab, – er kicherte, unterbrach sich dann plötzlich, wandte sich den vieren zu und fragte streng: – Wolltet ihr was, Genossen? – Auch Goga schaute die vier jetzt fragend an, ohne sich jedoch zu trauen, dieselbe Frage zu stellen. – Bruder, – sagte schließlich der zweite und zog den Reißverschluß seiner blauen Jacke über der Brust hoch, – euch deckt also wirklich der Gouverneur? – Aber klar doch, – antwortete Slawik ungeduldig, und Goga raunte er zu: – Die Verlusteschreiben wir über den Knabenchor ab, ich hab mit der Verwaltung alles klargemacht, in der Quartalsbilanz wird es als einmalige Spende für Waisenkinder auftauchen. – Das Kleeblatt drückte sich unschlüssig an der Tür herum. Der vierte versuchte, dem dritten die Knarre zuzustecken, der aber wehrte sich verzweifelt. – Was, ihr geht schon? – wandte sich Slawik dem Kleeblatt zu. – Georgi Dawydowytsch, wollen wir unsere Freunde hier nicht zu den »Bestickten Tüchern« einladen? – »Bestickte Tücher«, »Bestickte Tücher«, – stöhnten die vier und verschwanden einer nach dem anderen. Als sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, atmete Goga tief aus, – gib mir eine Papirossa, – wandte er sich an Slawik. Slawik zog seine Glimmstengel und hielt sie Goga hin. Goga griff nach einer Zigarette, seine Lippen zitterten, unterwürfig hielt ihm Slawik ein Streichholz hin. Der Boß tat einen tiefen Zug und fing an zu husten. – Was war eigentlich los? – fragte Slawik unschuldig. – Slawik, – Goga wandte sich ihm zu, – du bist doch ein Mensch mit Erfahrung, oder? Zwanzig Jahre im Showbiz. Kennst diesen, wie heißt er gleich ... – Grebenschtschikow, – half ihm Slawik. – Du hast das Charkiwer U2-Konzert organisiert, im Pionierpalast gearbeitet. Sag mir – gibt es einen Gott? – Es gibt ihn, – sagte Slawik. – Ganz ohne Zweifel. Aber das ändert auch nichts.
    Vika schaute in der »Butterbrot-Bar« vorbei, – hallo, ihr schwulen Socken! – rief sie den Kompagnons zu, die einsam an einem Tisch saßen. Goga räusperte sich, – okay, – sagte er zu seinem Partner, – ich zieh ab nach Hause. – Ich mach hier alles dicht, – versprach Sanytsch. – Klar, kicherte Goga, schob sich verklemmt an Vika vorbei und verließ denKlub. – Wo hast du gesteckt? – fragte Sanytsch. – Nicht dein Bier, – antwortete Vika. – Wo ist das Piercing? – interessierte sich Sanytsch. – Verkauft, – antwortete Vika. Danach tranken sie Wodka, Vika weinte und klagte über das Leben, sagte, sie habe sich von ihrer Freundin getrennt, die habe die Biege gemacht, weg aus dem Land, für immer.
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