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0811 - Die Aibon-Amazone

0811 - Die Aibon-Amazone

Titel: 0811 - Die Aibon-Amazone
Autoren: Jason Dark
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Seit Jane Collins ihren Beruf ausübte – mit einigen Unterbrechungen waren das schon mehrere Jahre –, hatte sie sich an ungewöhnliche Orte gewöhnen müssen. Dass ein Klient sie aber in eine Scheune bestellt hatte, war noch nicht vorgekommen, und sie dachte wieder an die Warnungen und das besorgte Gesicht Sarah Goldwyns, die ihr von dem »Besuch« abgeraten hatte, denn die Horror-Oma rechnete stark mit einer Falle.
    Jane auch und doch wieder nicht. Es war kein Klient, der sie herbestellt hatte, sondern eine Klientin. Eine Frau namens Evelyn Dale.
    Ihre Stimme hatte sich am Telefon normal angehört, und sie hatte sich für diesen Treffpunkt praktisch entschuldigt. Aber es musste für sie gute Gründe geben, ihn ausgesucht zu haben.
    Jane runzelte die Stirn. Es gab eigentlich nichts Aufregendes an der Scheune zu sehen. Der Bau selbst machte einen sehr normalen Eindruck. Dass er düster wirkte, lag an der Dämmerung. Er war breit, hatte ein hoch gezogenes und steiles Dach, und große Zerstörungen konnte Jane nicht erkennen. Sicherlich gehörte sie einem Bauern, der seinen Hof weiter entfernt bewohnte.
    Zur Scheune führte kein Weg hin. Es war einfach ein breiter mit Staub und Strohresten bedeckter Streifen, der dort endete, wo sich das große Tor abzeichnete.
    In der Scheune wollte Evelyn Dale warten. Jane hatte eigentlich damit gerechnet, dass sich die Klientin schon vorher zeigte. Bestimmt hatte sie die Ankunft der Detektivin beobachtet, aber sie hielt sich sehr zurück, und so war Jane gezwungen, allein auf das Tor zuzugehen.
    Es war still um sie herum. Niemand störte sie. Die Geräusche des Tages gabes nicht mehr, und die der Nacht waren noch nicht zu hören. Wie eine späte Abendstunde zwischen Tag und Traum, überschattet von einem Himmel, an dem sich graue und blaue Streifen ablösten, wobei zwischen ihnen noch helle Zungen schimmerten, als wollte sich der Tag auf keinen Fall damit abfinden, der Nacht Platz zu schaffen.
    Jane hörte, wie das Stroh unter ihren Schuhen knisterte. Sie schaute sich immer wieder um, aber sie blieb allein. Niemand nahm zu ihr Kontakt auf.
    Vor der Tür blieb sie stehen. Es war schon ein Tor, von außen her mit einem langen Brett, das als Riegel diente, zu verschließen. Es lehnte neben der Tür an der Wand, und Jane sah einen Griff, den sie umfassen musste.
    Da hörte sie das Geräusch.
    Es war nicht laut, in der Stille aber ziemlich deutlich zu vernehmen. Sie wusste im ersten Augenblick nicht, wo es aufgeklungen war, jedenfalls in ihrer Nähe, und das Kratzen hatte sich angehört, als wären Krallen über Holz gefahren.
    Über Holz? Jane runzelte die Stirn. Da kam nur die Scheune in Frage. Sie hatte das Gebäude betreten wollen, nun aber wartete sie gespannt ab. Das Geräusch wiederholte sich.
    Plötzlich wusste sie, wo es geschehen war.
    Über ihr!
    Sie hob den Kopf!
    Ihr Atem setzte aus. Was sie da auf dem Dach der Scheune hocken sah, konnte wahr, allerdings auch eine Einbildung sein. Oder es war von den Schatten der Dämmerung verzerrt worden, denn ein derartiges Tier oder Geschöpf konnte es nicht geben.
    Ein Klumpen klammerte sich mit langen Krallen am Dachrand fest. Dieser Klumpen hatte einen wuchtigen Kopfmit fledermausähnlichen Ohren. Sie rahmten ein hässliches Gesicht ein, das etwas Gorillaähnliches aufwies. Zu einem Menschenaffen mochte das Gesicht passen, nicht aber zu diesem kleinen kompakten Wesen mit dem großen Maul und den knotigen Muskelsträngen, die über das Gesicht hinwegliefen und sich dicht unter der Haut abzeichneten.
    Jane schüttelte sich. Sie empfand diese Entdeckung als widerlich.
    Gleichzeitig durchlitt sie eine Sekunde der Furcht. Der Auftrag würde gefährlich werden, dieses kleine Wesen hatte es bestätigt. Ihr künstliches Herz klopfte schneller, sie saugte scharf die Luft ein, wendete den Blick ab, weil sie nach Mitbrüdern dieses Geschöpfs suchen wollte, sah aber keine, schaute wieder nach oben und fand den Dachrand leer.
    Dieses gefährliche, märchen- und fantasiehaft anmutende Geschöpf war verschwunden.
    Jane schaffte ein Lächeln. Sie fragte sich, ob sie sich dieses kleine Monster nur eingebildet hatte oder es tatsächlich gesehen hatte.
    Eigentlich war es unwahrscheinlich. Ein derartiges Tier gab es nicht auf dieser Welt. Jane wusste auch, dass es nicht nur die Welt der Menschen gab, dieser Arroganz lief sie schon seit langem nicht mehr nach. Dafür hatte sie zu viel erlebt und durchgemacht.
    Der Anblick hatte sie etwas aus dem
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