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Hush Hotel

Hush Hotel

Titel: Hush Hotel
Autoren: Alison Kent
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Ihre Augen tanzten, wenn sie lächelte. Auf seine Frage antwortete sie: “Das ist Kit.”
    “Eine Freundin?”
    “Die Direktorin unserer Public-Relations-Abteilung. Wir vergleichen immer unsere Schulden, die etwa so hoch sind wie die Staatsverschuldung. Und ich werde meine nicht vor der Rente zurückzahlen können, weil ich erst so spät den Mumm hatte, diese Ausbildung anzufangen.”
    Hm.
“Wieso brauchten Sie Mumm dafür?”
    “Wenn Sie
das
hören wollen, sitzen Sie den ganzen Abend hier”, antwortete sie in aufforderndem Ton. War das eine Einladung? Vielleicht sollte er darauf bestehen, ihre Geschichte hören zu wollen. Dann könnte er den ganzen Abend bei ihr bleiben.
    Das wollte er auch. Aber nicht hier. Nicht mit Publikum. Nicht, wenn oben sein Zimmer wartete, das es an Komfort locker mit einem Sultanspalast aufnehmen konnte. Also hob er nur kurz die Braue und tippte mit zwei Fingern an den Rand seines Glases.
    Shandi rollte die Augen. Ihr Lächeln verzauberte ihn. Ihr koketter Augenaufschlag war zu süß, um wahr zu sein. “Sie bleiben so lange da, bis Sie alles gehört haben, hab ich recht?”
    “Ich muss ja heute Abend nirgends mehr hin. Darum würde ich sagen, Sie werden mich so schnell nicht mehr los.”
    Sie runzelte die dunkelblonden Augenbrauen. “Aber sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt. Wenn Sie vor Langeweile vom Stuhl kippen und am Hinterkopf genäht werden müssen, bin ich nicht schuld.”
    “Schießen Sie los”, sagte er und grinste sie an.
    Sie holte tief Luft. “Es war nicht die Ausbildung, die den Mumm erforderte, sondern der Umzug hierher. Denn meine Eltern waren dagegen, zumal ich schon einen Abschluss habe, allerdings in einem Bereich, in dem ich sowieso nicht arbeitete …”
    “Wieso nicht?”
    Sie betrachtete den Tresen und wischte einen Wassertropfen weg. “Weil meine Eltern behaupteten, sie bräuchten meine Hilfe.” Sie zuckte mit den Schultern, gestikulierte mit einer Hand. “Sie haben eine Bar. Also, verglichen mit dem
Erotique
ist die 'Klapperschlange' eher ein Saloon.”
    “Klapperschlange?”
    “Ja, die 'Durstige Klapperschlange'.” Jetzt lächelte sie wieder, wenn auch zögerlich.
    “Ihr Akzent klingt aber nicht nach Texas …”
    “Ich komme aus Oklahoma”, korrigierte sie ihn. “Round-Up, Oklahoma.”
    “Dann sind wir sozusagen Nachbarn. Obwohl Oklahoma doch noch ein ganzes Stück von Austin entfernt ist.”
    “Und ich nicht mehr in Oklahoma wohne.”
    Er nickte und fragte sich, was sie aus Oklahoma vertrieben hatte – er war sich sicher, dass es dafür einen bestimmten Grund gab. “Ihre Eltern wollten also, dass Sie dort bleiben und in der Kneipe arbeiten. Aber Sie wollten eine Ausbildung machen und weggehen. Einer von beiden würde also auf jeden Fall unglücklich sein.”
    “Das trifft es ziemlich genau.” Sie betrachtete ihre Fingernägel. “Obwohl ich nicht das Wort
unglücklich
benutzen würde.”
    Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. “Sondern?”
    Darauf lachte sie. “Kommt drauf an, wessen Seite ich beschreibe.”
    “Dann beschreiben Sie Ihre Seite.” Schließlich interessierte er sich für Shandi und nicht für ihre Eltern. Es machte ihn noch neugieriger auf sie, dass sie offenbar ungern über sich selber sprach. Die meisten Frauen erzählten einem doch gleich ihre ganze Lebensgeschichte, ob man sie hören wollte oder nicht.
    Er wollte, dass sie weitersprach. “Und wenn Sie in Oklahoma geblieben wären, dann wären Sie jetzt … was? Verbittert und voller Groll?”
    Sie nickte und fuhr sich mit der Hand über die Haare, die sie zu einem Zopf geflochten hatte. “Ja. Und ich hätte deswegen ein schlechtes Gewissen.”
    “Wegen Ihrer Eltern.”
    Sie lächelte, wohl mehr für sich als für ihn. “Sie sind zwar nicht unbedingt meiner Meinung, aber ich liebe sie trotzdem. Sie sind nun mal, wie sie sind.”
    Und jetzt sprudelten die Worte nur so aus ihr heraus. Sie hatte ihren Frust wohl lange zurückgehalten. “Es geht noch nicht mal um meine Interessen. So weit denken sie gar nicht. Die Familie ist für sie eine Einheit. Die Fosseys. Wir sind keine Individuen, dürfen uns nur als Familie denken. Und die Tatsache, dass ich …”
    Sie sprach nicht weiter. Quentin beugte sich näher zu ihr und legte seinen Arm auf den Tresen neben sie.
    Am liebsten würde er mit ihr nach unten gehen, ins Exhibit A, die Erotik-Bar im Untergeschoss. Dort, an den kleinen Tischchen, hatte man mehr
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