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Hotel Transylvania

Hotel Transylvania

Titel: Hotel Transylvania
Autoren: Chelsea Quinn Yarbro
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der reinste Gegensatz: Er trug wenig ausladende Kleidung, und sein weiter Überrock aus schwarzer Seide legte an den hochgewendeten Aufschlägen schwarzen Brokat frei. Zur Ergänzung trug er eine schwarze Hose und ebensolche Schuhe, und so minderten lediglich seine bestickte Weste und die makellos weiße Spitze an den Handgelenken und am Hals die Strenge seiner Kleidung. Auf seinen Schnallen funkelten Diamanten, und in der Spitze an seiner Kehle leuchtete ein Rubin.
    Als er sie zu einem niedrigen Sessel im Alkoven geleitete, erwähnte Saint-Germain ihren Kleidungskontrast, und La Cressie seufzte. »Ihr seid gütig, Comte, doch besitze ich einen Spiegel. Selbst mein Gatte hat über mein Aussehen Bemerkungen gemacht. Ich furchte, dass meine Krankheit ihre Spuren bei mir hinterlassen hat. Ich erkenne sie im Glas.« Wieder legte sie die Hand an die Kehle und berührte dabei unwillkürlich ein Schönheitspflaster in Form einer Viola d'amore.
    »Es trifft zu, dass Ihr noch etwas bleich seid«, räumte er ein, während er die tiefen Seidenrüschen an seinen Handgelenken aufschüttelte, »doch steht Euch solche Blässe gut zu Gesicht. Mit Eurem blonden Haar und den hellen Augen seid Ihr ätherischer denn je. Ich bemerke, dass die Marquise de la Sacre Sasseau aus ihren dunklen Augen Blitze gegen Euch verschießt.« Er musterte das lange Pflaster  an  ihrem Hals.  »Eine  gewitzte  Täuschung, Madame. 
    Ich glaube, Ihr  werdet Nachahmer finden.«
    »Ich danke Euch, Comte«, sagte sie, wobei Unsicherheit ihre kühlen Worte Lügen strafte. »Ich würde gerne eine Mode ins Leben rufen.« Ihre Stimme klang distanziert und hinterließ keinen Nachklang.
    »Was bedrückt Euch, Madame?«, fragte er leise, als sich das Schweigen zwischen ihnen in die Länge zog.
    Erschrocken sah sie auf. »Nichts, Comte, gar nichts.« Ihr Lachen klang gezwungen. »In letzter Zeit habe ich einige beunruhigende Träume gehabt.«
    »Das ist nichts Ungewöhnliches, wenn sich jemand von einer Krankheit erholt. Möchtet Ihr, dass ich Euch einen Trank bereite, der Euren Schlaf leichter macht?«
    »Ihr?«, sagte sie rasch und schuldbewusst. »Nein, nein, das meinte ich nicht. Ich dachte nur daran, dass wir uns zum Abendmahl begeben sollten. Ich hörte den Lakaien es schon vor einiger Zeit verkünden, und ich glaube, dass ich jetzt hungrig bin.«
    Saint-Germain lächelte gleichmütig. Er wusste, dass sie kein echtes Interesse am Nachtmahl hatte, und dass ihr Appetit unter ihrer Schwäche gelitten hatte. Dennoch bot er ihr seinen Arm, und sie legte ihre Hand darauf.
    Das Hotel de Ville erfreute sich eines äußerst belebten Abends. Im großen Ballsaal spielten zwanzig Musikanten zahlreichen Tänzern auf, die sich über dem Parkettboden wie ein Blumenmeer bewegten, so vielfältig und verschiedenartig waren die Farben der getragenen Brokate, Samte, Seiden und Rüschen. Es gab auch Kartenzimmer, in denen sogar das verbotene Hoca mit Schwindel erregend hohen Einsätzen gespielt wurde. Hier herrschte nur wenig Lärm, und der Ausdruck auf den aristokratischen Gesichtern war grimmig, wenn es überhaupt einen Ausdruck gab. In anderen Räumen wurden Glücksspiele anderer Art getätigt, und dort funkelte die Unterhaltung beinahe ebenso sehr wie die Goldlouis, die in Türmen vor den eleganten Spielern auf den Tischen lagen.
    Im Esszimmer begrüßte Saint-Germain seine zahlreichen Bekanntschaften mit einem vornehmen Neigen des Kopfes und einem gelegentlichen Wink. Er führte Mme. Cressie an einen Tisch, der etwas abseits stand, rückte ihr den Stuhl zurecht, auf dass sie Platz nahm, und fragte dann: »Welche Speise werde ich Euch zu meiner Freude bringen dürfen, Madame?«
    »Das Gleiche, was Ihr nehmt«, gab sie abwesend zur Antwort.
    »Gegenwärtig bin ich nicht hungrig«, sagte er und dachte dabei, dass dies nicht ganz der Wahrheit entsprach. »Ich sehe, dass Schinken und Hühnchen für den Abend gereicht werden und offenbar ein Gericht mit gewürztem Hummer.« Er lächelte sie mit der ganzen Kraft seiner dunklen, fesselnden Augen an. »Vielleicht seid Ihr so freundlich und gestattet mir, Euch etwas auszusuchen?«
    Sie verlor sich in seinem Blick, in der Tiefe und dem Versprechen seiner Augen. »Ja«, murmelte sie. »Was immer Ihr für das Beste haltet.« Zwischen ihren Augenbrauen stand eine kleine Falte, und wieder glitt ihre Hand verstohlen an ihre Kehle.
    Mit einer weiteren präzisen Verneigung bahnte sich Saint-Germain den Weg durch das Gedränge am
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