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Hotel Transylvania

Hotel Transylvania

Titel: Hotel Transylvania
Autoren: Chelsea Quinn Yarbro
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Nachtmahlbüffet zu dem langen Tisch, auf dem die Mitternachtserfrischungen ausgebreitet lagen. Als er einen Teller für La Cressie füllte, verfiel er in ein kurzes Gespräch mit le Duc de Vandonne, einem noch jungen Mann mit einem eigenartigen unsteten Blick, der eine Peinlichkeit für seine Familie und eine Schande für sich selbst war.
    »Ich hasse diese Veranstaltungen«, sagte de Vandonne zwischen zusammengebissenen Zähnen, derweil er an der Spitze um seinen Hals zerrte. »Mir graut vor ihnen, und ich hasse sie.«
    »Warum seid Ihr dann gekommen?«, fragte Saint-Germain und hob seine Aufmerksamkeit von der Fasanenleberpâté mit Wacholderbeeren, die er großzügig auf La Cressies Teller gehäuft hatte.
    »Wenn ich nicht teilnehme, werde ich von meiner Mutter und ihren beiden Schwestern gescholten.« Seine Stimme erstickte fast vor Widerwillen. »Ich kann ihnen nicht entkommen; sie leben in meinem Haus. Also bin ich hier. Sie erwarten, dass ich hier eine Gattin finde, dass ich eine hochanständige Jungfrau zu meinem Titel und in mein Bett locke.« Er grinste höhnisch. »Für Jungfrauen habe ich bessere Verwendung.«
    »Ach ja?« Saint-Germain wandte sich wieder der Speisetafel zu. Er wusste, dass le Duc einige der unangenehmeren Perversionen hegte, aber seine Bemerkung gab ihm dennoch Rätsel auf.
    De Vandonne kicherte, und der Klang ließ Saint-Germain erstarren. »Beauvrai sagt, dass man eine Jungfrau braucht. Ich wünschte, wir könnten eine finden. Eine echte, meine ich. Eine, die wir verwenden können.«
    »Verwenden wofür?« Saint-Germain hob die Brauen und verlieh seiner Miene den Ausdruck leichten, höflichen Interesses, um das kalte Grauen der Gewissheit darunter zu verbergen.
    »Oh, für dieses und jenes«, sagte de Vandonne ausweichend. »Hier ist nicht der Ort, um darüber zu reden.« Le Ducs Miene verhärtete sich. »Ihr seid ohnehin keiner von uns. Wenngleich ich höre, dass Ihr ein Ausländer seid, und Ausländer haben dafür manchmal etwas übrig.« Er griff nach einem weiteren Glas Wein, als ein Aufwärter ein Tablett vorbei trug, und fluchte, als sein eigenes Ungeschick ihm einen Guss Wein über die Spitzenkaskade an seiner Kehle bescherte. Er stürzte den halben Wein herunter und wandte sich wieder Saint-Germain zu. »Mögt Ihr Jungfrauen?«
    »Ich fürchte, auf jenem Gebiet bin ich nicht tätig«, sagte dieser, vollführte einen lässigen Kratzfuß und kehrte durch die Menge zu Mme. Cressie zurück.
    »Himmel, so viel kann ich doch nicht essen, Comte«, sagte sie in anmutiger Verwirrung, als er den überhäuften Teller vor ihr abstellte.
    Saint-Germain lächelte. »Nun, seht Ihr, da ich nicht genau weiß, was Euch zusagt, dachte ich mir, dass größere Vielfalt Euch erfreuen würde. Und falls hier mehr ist als Ihr wollt, mag das Essen selbst Euren Hunger entfachen und Euren Appetit stärken. Ich komme nicht umhin, zu glauben, dass jene Blässe, über die Ihr Euch beklagt, zum Teil von mangelndem Essen herrührt.«
    Er ließ sich vor ihr nieder.
    »Aber Ihr, Saint-Germain, esst nicht«, zeigte sie auf.
    Er winkte ab. »Ich bin zu einem späteren Mahl verabredet. Nun kommt schon. Die Pâté. Und danach etwas von diesem ausgezeichneten Aspik und vielleicht die Eier ä la Florentine.«
    Mme. Cressie war hin- und hergerissen. Das Vergnügen der Gesellschaft des beliebten und geheimnisvollen Comte war gewiss ein Federschmuck an ihrem Gesellschaftshut und ein angenehmer Wechsel von der Gleichgültigkeit ihres Gatten. Doch aus der Nähe empfand sie Saint-Germain als beunruhigend. Sein durchdringender Blick war zu scharf, wie sie feststellte, zu sehr befähigt, die Wahrheit zu entdecken, und die verstörende und ernsthafte Besorgnis, die er ihr erwiesen hatte, drohte ihre sorgfältig errichteten Schutzwälle zu zerstören. Sie knabberte an der Pâté und sann über ihr Dilemma nach.
    »Falls Ihr Kummer habt, Madame, könnt Ihr ihn mir anvertrauen«, sagte er leise zu ihr. »Ich gebe Euch mein Wort, dass ich Euch nicht verraten werde.«
    Seine Einfühlsamkeit versetzte sie in Erstaunen, und wieder zögerte sie. »Ich bin nicht sicher, ob ich Euch verstehe, Comte.«
    Saint-Germain beugte sich vor und sagte sanft: »Offenbar, meine Teure, seid Ihr noch nicht ganz zu Euch gekommen. Und noch offensichtlicher seid Ihr zutiefst verstört. Falls Ihr mir sagen wollt, was Euch Sorgen bereitet, kann ich vielleicht etwas vorschlagen, das Euch von Nutzen ist. Ich habe gehört«, sagte er mit noch tieferem
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