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die Detektivin in Jeans

die Detektivin in Jeans

Titel: die Detektivin in Jeans
Autoren: Margot Kreuter
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Mit
manchen Freunden hat man‚s schwer
     
    Es
war kurz nach acht Uhr abends, als Sandra nach Hause kam.
    Sie hatte einen schönen und
anstrengenden Nachmittag im Schwimmbad hinter sich.
    Schön: weil Mischa, in den
Sandra verliebt war, mit seiner Clique nicht weit von ihr Federball spielte und
zu ihr hinblickte, wenn er sich unbeobachtet glaubte.
    Anstrengend: weil Joschi, der
in Sandra verliebt war, nicht von ihrer Seite wich.
    Sandra hatte nichts gegen
Joschi. Sie wohnten im selben Block. Sie besuchten die gleiche Schule. Sie
kannten sich seit ewigen Zeiten.
    Joschi war ein prima Freund,
aber in Sandras Augen eben kein Junge, in den sie sich verlieben konnte.
    Leider sah er das nicht ein.
    Er war anhänglich wie ein
Klette. Sie hatte regelrecht Streit mit ihm anfangen müssen, um ihn zu
vertreiben. Und es ist schwer, sich mit jemandem zu streiten, der sich nicht
streiten will und auf nichts, das man sagt, gekränkt reagiert.
    Als Sandra Joschi endlich so
weit hatte, daß er mit seinen Badesachen abzog, brach Mischa mit seiner Clique
auf. Sie fuhren Mopeds. Was sonst!
    Sandra, die es ebenfalls an der
Zeit fand, sich nach Hause zu begeben, holte verdrossen ihr Fahrrad aus dem
Ständer. Doch als sie an der Eisdiele in ihrer Straße vorbeikam, dem Treffpunkt
der Sandra-Joschi-Clique, hielt Mischa auf dem Bürgersteig. Zweifellos wartete
er auf sie.
    Sandra sah es mit freudigem
Herzklopfen und tiefer Verzweiflung. Sie durfte nicht einkehren. Sie mußte nach
Hause. Sie hatte noch keine Schularbeiten gemacht, und außerdem war um diese
Zeit der Anruf ihrer Mutter fällig.
    Sandras Mutter arbeitete auf
dem Fernmeldeamt. In dieser Woche war sie dem Nachtdienst zugeteilt. Und wenn
die Mutter am Abend nicht zu Hause war, dann rief sie an. Sandra fand es eine
unschöne Angewohnheit, das Nachhausekommen einer vierzehnjährigen Tochter durch
Kontrollanrufe zu überwachen.
    Früher, da hatte Sandra es als
beruhigend empfunden, die Stimme ihrer Mutter zu hören, wenn sie sich einsam
fühlte. Und das war sie oft. Denn ihr vier Jahre älterer Bruder Rainer war
abends meistens mit seinen Freunden unterwegs. Und einen Vater, der einem
kleinen Mädchen die Angst vor dem Einschlafen in der leeren Wohnung nahm, gab
es nicht. Er hatte seine Familie vor langer Zeit verlassen. Sandra erinnerte
sich nicht an ihn. Sie vermißte ihn auch nicht mehr. Selbst die mütterlichen
Kontrollanrufe empfand Sandra inzwischen als überflüssig und ein bißchen
beleidigend. Sie war der Meinung, selbst auf sich aufpassen und ihre Ausgehzeit
so lange ausdehnen zu können, wie sie das für richtig hielt.
    Doch ihre Mutter konnte sehr
energisch werden, wenn Sandra um acht Uhr noch nicht zu Hause war.
    Deshalb schenkte Sandra Mischa
nur ein strahlendes Lächeln — und radelte an der Eisdiele vorbei. Mochte er
denken, daß Sandra zwar an ihm interessiert, sich aber noch nicht schlüssig,
war, ob sie tatsächlich mit ihm gehen wollte. Das erhöhte die Spannung.
    Das Telefon klingelte, kaum daß
Sandra den Fernseher angestellt und ihre Schulsachen ins Wohnzimmer geholt
hatte.
    Sie drehte den Fernseher leise,
bevor sie sich mit „Sandra Faber“ meldete.
    „Sandra, wo warst du so lange?“
Frau Fabers Stimme klang aufgebracht. „Wo hast du gesteckt?“
    „Im Schwimmbad.“
    Rainers Zimmertür wurde
aufgerissen. „Wer ist es?“ schrie er über den Flur.
    „Mutter!“ schrie Sandra zurück.
    „Ja, was ist, Sandralein?“
fragte ihre Mutter erschrocken.
    „Nichts.“ Sandra kicherte.
„Rainer wollte nur wissen, wer am Apparat ist.“
    „Ist er noch nicht weg?“
    Sandra fand dies eine
überflüssige Frage. Ihre Mutter wußte genau, daß Rainer in letzter Zeit abends
zu Hause blieb. Mit seiner Freundin Eva war‚s aus. Wenn er von der Arbeit kam,
schloß er sich in seinem Zimmer ein, hörte Schallplatten — immer dieselben,
immer Evas Lieblingsplatten! —, qualmte seine Bude voll und lauerte auf Evas
Anruf. Der nie erfolgte.
    „Hast du deine Schularbeiten
gemacht?“ fragte Frau Faber.
    „Bin gerade dabei.“
    „Aber bitte ohne Fernsehen!“
verlangte ihre Mutter.
    „Klar!“ sagte Sandra, erwiderte
vergnügt die guten Wünsche ihrer Mutter für eine angenehme Nachtruhe — und
drehte den Fernseher lauter, nachdem sie den Hörer aufgelegt hatte.
    Die Matheaufgaben hatten es mal
wieder in sich. Ob sie morgen früh von Joschi die Lösungen haben konnte? Zu
dumm, daß sie sich ausgerechnet vor der Klassenarbeit mit ihm anlegen mußte.
Das brachte ihr
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