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die Detektivin in Jeans

die Detektivin in Jeans

Titel: die Detektivin in Jeans
Autoren: Margot Kreuter
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Zimmer. Und am Wochenende tanzten
sie in Diskotheken. Mehr konnte er ihr nicht bieten. Rainer hatte gerade erst
seine Ausbildung beendet, und das meiste, das er verdiente, gab er seiner
Mutter. Für ihn blieb nur ein kleines Taschengeld. Doch damals hatte es so
ausgesehen, als sei Eva zufrieden mit dem, was er ihr bot.
    Ihretwegen hatte er sogar zu
rauchen aufgehört und verzichtete auch auf das abendliche Bier. Denn die
Diskothekenbesuche waren teuer und verschlangen sein Geld. Eva konnte nichts beisteuern.
Sie ging noch zur Schule, und ihr Taschengeld reichte gerade für Kosmetik und
solche Sachen, die Mädchen so brauchen.
    Es hatte Rainer nichts
ausgemacht. Für Eva schränkte er sich gerne ein, obwohl es jetzt so aussah, als
ob alles umsonst gewesen wäre.
    Seit einigen Wochen brauchte er
nicht mehr zu sparen.
    Er hatte Willis Kneipe bisher
trotzdem gemieden. Er wollte vermeiden, daß man ihn nach Eva fragte. Sie hatte
Eindruck auf die Jungen gemacht. Sie gehörte zu der Art von Mädchen, nach dem
jedermann sich umdreht. Rainer war um Eva beneidet worden. Die meisten der
Jungen hier hätten ein Mädchen wie Eva gerne zur Freundin gehabt.
    Doch es war eben seine
Stammkneipe. Die Leute, die bei Willi verkehrten, wohnten fast alle in den
umliegenden Häuserzeilen. Da konnte man nicht einfach stur hinausgehen, wenn
man angesprochen wurde.
    „Mensch, daß man dich auch mal
wieder sieht!“ Manfred schlug ihm auf die Schulter. „Trinkst du einen mit?“
    „Ein Schuß“, sagte Rainer zum
Wirt hinter dem Tresen.
    „Geht auf mich, Willi“,
belehrte Manfred den Wirt und schob ihm seinen Bierdeckel zum Anschreiben
hinüber.
    Der Wirt machte einen Strich zu
den anderen Strichen. „Geht‚s gut, Rainer?“ fragte er freundlich seinen selten
gewordenen Gast.
    „Kann nicht klagen“, erwiderte
Rainer.
    „Bist du noch immer bei der
Post?“ fragte Oliver.
    Rainer nickte. „Strippenzieher
beim Fernmeldeamt, klar.“
    „Und schwer verheiratet, wie
man sieht. Die Kleine hat dich ja fest im Griff. Machst dich verdammt rar“,
sagte Manfred.
    „Kann man verstehen bei dem Mädchen!“
sagte der kleine blasse Wirt. Er war beliebt in der Gegend, blieb stets
freundlich und nahm es keinem Gast übel, wenn er mal fortblieb — oder
jedenfalls zeigte er es nicht. „Wie geht‚s ihr denn, der Eva? So heißt sie
doch, nicht?“
    Der Wirt strahlte, als Rainer
nickte. Er prägte sich stets die Namen seiner Gäste und ihrer Freunde ein, um
sie nie mehr zu vergessen. Und er war stolz auf sein Gedächtnis. Die Gäste
freute es ebenfalls. Sie fühlten sich willkommen und zu Hause in seiner Kneipe.
    Willi schob Rainer sein Glas
zu: dunkles Malzbier mit hellem Bier gemischt. „Zum Wohl! Das nächste geht auf
meine Rechnung“, sagte er.
    Rainer hatte nicht vorgehabt,
noch ein zweites Bier zu trinken. Doch er mochte den Wirt nicht kränken. Und
außerdem mußte er sich für das Bier, das Manfred ihm spendiert hatte, mit einer
Gegeneinladung revanchieren. Er wäre sich schäbig vorgekommen, wenn er es
versäumte.
    Er prostete Manfred zu, trank
sein Bier aus, ließ sich nachfüllen, prostete dem Wirt zu und bestellte eine
Lage für die Freunde an der Theke.
    Rainer begann sich wohl zu
fühlen. Nach dem dritten Bier fühlte er sich so wohl wie seit langem nicht
mehr. Und nach einer Stunde dachte er nicht mehr daran, zu gehen. Sie knobelten
mit Streichhölzern, flipperten am Automaten, kehrten zum Tresen zurück und aßen
kalte Buletten mit Senf. Es war für Rainer der unbeschwerteste Abend seit
Wochen.
    Er konnte noch immer nicht
glauben, daß die Trennung von Eva endgültig sei.
    Tagsüber, da war er ganz
vernünftig. Manchmal auch wütend. Tagsüber sagte er sich, daß er Eva nicht
Wiedersehen werde, und daß es nicht schade darum sei. Er nannte sie eine dumme
Pute, eine blöde Egoistin. Er hätschelte seine Eitelkeit und zählte alle ihre
schlechten Eigenschaften auf, um sie vor sich selbst herabzusetzen.
    Doch abends war das anders. Am
Abend wurde der Gedanke, Eva für immer verloren zu haben, Rainer unerträglich.
Dann saß er zu Hause, hoffte auf ihren Anruf und wartete darauf, daß sie ihm
sagen würde: „Es war alles ein Irrtum. Der andere bedeutet mir nichts. Auch
wenn er mir tausendmal mehr bieten kann als du, ich komme zu dir zurück. Wir
gehören zusammen.“
    Oft genug war er im Begriff,
ihr zu schreiben. Lediglich die Angst, sich lächerlich zu machen, hielt ihn
davon ab.
    Wäre er bloß nicht auf diesen
Lehrgang gegangen!
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