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Hotel Transylvania

Hotel Transylvania

Titel: Hotel Transylvania
Autoren: Chelsea Quinn Yarbro
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die feuchte Finsternis der Pariser Nacht.
     
    Auszug aus einem auf den 21. September 1743 datierten Brief, den der Marquis de Montalia an den Abbe Ponteneuf schrieb:
    ... also, mein teurer Cousin, werdet Ihr meine Sorge um meine Tochter Madelaine verstehen. Die Argumente meiner Frau haben mich überzeugt, doch kann ich nicht umhin, die größte Sorge zu empfinden, dass mein Kind nicht in gewisse Hände fällt. Madelaine wird am vierten oder fünften Oktober in Begleitung ihrer Zofe Cassandre Leuf in Paris eintreffen; diese steht schon seit mehr als zwanzig Jahren im Dienste unserer Familie. So lange Cassandre auf sie Acht gibt, fürchte ich nicht um sie. Doch reicht dies nicht aus. Es ist mein Wunsch, dass Ihr über sie wacht und ihr die Gunst Eures guten Rates erweist, denn wir wissen beide um die Versuchungen, die am Hofe unseres geliebten Souveräns gedeihen.
    Ich bin sicher, dass Madelaine Euer Gefallen finden wird, denn sie ist ein vernünftiges Mädchen von überragendem Intellekt. Die Schwestern der Ste. Ursule, welche sie erzogen, lobten ihre Gelehrsamkeit und zeigten sich betrübt, dass sie keine Berufung für das religiöse Leben verspürte. Tatsächlich bestand die einzige Beschwerde, die über sie geäußert wurde, darin, dass sie mit jenen, die weniger intelligent sind als sie, nur wenig Geduld übt, und dass sie eine gewisse beunruhigende Vorliebe für das Bizarre und Fantastische hegt. Meine Frau ist der Überzeugung, dass Ehe und Kinder diese Absonderlichkeiten in einem ansonsten süßen und verständigen Wesen rasch zerstreuen werden ...
    Von meiner Schwester, la Comtesse d'Argenlac, bei der Madelaine wohnen wird, habe ich erfahren, dass Beauvrai durch den guten Namen seiner Frau wieder in den besseren Kreisen anzutreffen ist. Ich muss Euch wohl kaum sagen, dass jedwede Berührung mit Beauvrai nicht geduldet werden darf. Nicht einem von jenen, die zu Saint Sebastiens Gruppe gehörten, darf gestattet werden, meine Tochter zu beflecken. Lasst mich Euch darauf drängen, mein Kind in aller Strenge vor jenen zu behüten.
    ... Sollte Madelaine den Wunsch verspüren, sich zu verehelichen, flehe ich Euch an, sicherzustellen, dass es ihr Herz ist, das aus ihr spricht, und nicht der Wunsch nach Aufstieg. Allzu oft wird eine Ehe aus den Erwartungen anderer geboren und nicht aus den starken Banden des Herzens. Meine Frau hat meiner Schwester die Aufgabe übertragen, für Madelaine einen passenden Gatten zu finden, und gewiss würde es mich erfreuen, sie glücklich bestellt zu sehen. Doch könnte ich es nicht ertragen, wenn ihr Leben öde wäre, wie so viele andere es gewesen sind. Ich verlasse mich auf Euch, dass Ihr den wahren Wunsch ihres Herzens erkennt...
    Im Namen des Gottes, den wir beide verehren und anbeten, und der Euch aus dem Höllenfeuer zur Erlösung brachte, empfehle ich mich Euch und erflehe, dass Ihr in Euren Gebeten meiner Sünden gedenkt. In dieser Welt habe ich zu sein die Ehre
    Euer bescheidenster und ergebenster Vetter
    Robert Marcel Yves Etienne Pascal
    Marquis de Montalia
     
    2
     
     
    »Ich muss sagen, Comte«, verkündete Mme. Cressie und legte eine Hand an ihren hübschen weißen Hals, »Ihr taucht wie aus dem Nichts auf.«
    Saint-Germain verneigte sich tief über der Hand, die sie ihm entgegenstreckte. Seine Lippen berührten nicht ganz ihre starken, schlanken Finger. »Das liegt nur daran, dass, wenn La Cressie wieder bei uns ist, alle anderen neben ihr verblassen müssen. Wenn ich neben Euch aus dem Boden wachse, so kann ich mich glücklich schätzen, denn wie sollte ich mir sonst den Weg durch Eure Bewunderer bahnen?«
    La Cressie lachte unsicher. »Wie galant, mein Herr. Doch Ihr seht, dass allein Ihr in meiner Nähe seid.«
    »Dann ist mein Glück umso größer.« Saint-Germain warf einen kurzen Blick in den vollen Raum und neigte den Kopf in Richtung eines Alkovens. »Ich wollte dringend mit Euch sprechen, Madame, doch empfinde ich dieses Zimmer als etwas lärmend. Wenn wir uns vielleicht zurückziehen könnten ...«
    Sie willigte ein und trat neben ihm auf den Alkoven zu. Bei jeder Bewegung raschelten ihre weiten Seidenröcke wie Blattwerk. Sie trug Meergrün, und ein Unterrock von elfenbeinfarbener Spitze wurde an den Stellen sichtbar, an denen ihr Rock an Reifen von sehr bescheidener Breite hochgehalten wurde. Sie trug ihr blondes Haar in einem sehr schlichten Stil, den man Turteltaube nannte, und der Puder darauf roch nach Lilien.
    Neben ihr war Saint-Germain
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