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Hotel Transylvania

Hotel Transylvania

Titel: Hotel Transylvania
Autoren: Chelsea Quinn Yarbro
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Glas.«
    Saint-Germain widmete ihm einen kalten, gelangweilten Blick. »Nur weil Ihr ein Scharlatan seid, besteht kein Grund zu der Annahme, dass der Rest der Welt gleichermaßen unehrlich ist.« Er griff nach dem größten Diamanten und legte ihn auf das zermalmte Glas. Er zog die Serviette fester um die Hand und drosch mit aller Gewalt auf den Stein. Der Tisch gab unter der Wucht des Schlages nach. Als er die Hand hob, war der unversehrte Stein um die Hälfte seines Durchmessers in die Platte getrieben worden. Saint-Germain öffnete die Hand und entfernte die Serviette.
    »Eure Hand ...«, begann Sattin.
    Saint-Germain legte die Hand mit der Innenfläche nach oben auf den Tisch. »Wie Ihr seht.«
    Selbst Le Grâce brachte es nicht fertig, dies einen Betrug zu heißen. Er senkte den Kopf und ließ sich von seinen Gildebrüdern aus dem Raum führen.
    »Ihr habt ihm eine Antwort gegeben«, sagte Sattin mit einer gewissen Befriedigung in der Stimme, da er doch wusste, dass die Antwort auch ihm gegeben worden war.
    »Nur für kurze Zeit«, sagte Saint-Germain und schüttelte unwillig den Kopf. »In ein paar Stunden wird er zu dem Schluss gekommen sein, dass all dies eine Illusion gewesen sei, und dann wird er mich diskreditieren wollen.« Er berührte sein dunkles Haar im Nacken an der Stelle, wo es zusammengebunden war. »Das soll nicht Eure Sorge sein, Engländer. Ich habe mich um Dringlicheres als um einen unzufriedenen falschen Zauberer zu kümmern.«
    »Ihr sagtet, dass Ihr einen Dienst benötigt.« Nun beugte Sattin sich vor, und die sechs verbliebenen Männer lauschten aufmerksam.
    »Im Austausch für das Geheimnis der Edelsteine, ja.« Saint-Germain sah die sechs Männer an. »Wer von Euch ist Franzose?«
    Vier Männer gaben zu, Franzosen zu sein. »Und Ihr?«, fragte Saint-Germain, wobei er den Engländer Sattin ignorierte.
    »Ich bin Spanier. Mein Name ist Ambrosias Maria Domingo y Roxas. Ich stamme aus Burgos.« Er verneigte sich auf sonderbare Weise, als er hinzufügte: »Ich wurde wegen Ketzerei exkommuniziert und konnte nur deshalb fliehen, weil meine Eskorte auf dem Weg nach Madrid nachlässig war. Jetzt sagt man, dass ich mittels Hexerei floh, aber es war bloß mein Verstand, der mir das Leben rettete.«
    Saint-Germain musterte den klein gewachsenen Spanier. »Für Euch habe ich später vielleicht Verwendung«, sagte er in makellosem Spanisch. »Bis dahin beglückwünsche ich Euch zu Eurer Flucht. Sie gelang nur sehr wenigen.« Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die französischen Zauberer und verfiel erneut in ihre Sprache. »Wer von Euch hat schon Umgang mit der Aristokratie gehabt?«
    Die Zauberer wechselten Blicke, und dann sagte einer, der etwas älter als die anderen war: »Ich war Majordomus im Haushalt der Savignys. Das war vor mehr als zwölf Jahren.«
    Saint-Germain nickte. »Wie gut könnt Ihr den Umgang nachahmen? Oh, nicht jenen der Allerhöchsten, aber jenen der Aufstrebendsten unter den reichen Bourgeois?«
    Der ehemalige Majordomus zuckte die Achseln. »Ich habe es noch nie versucht, Prinz, aber ich bin sicher, dass ich die Sorte kenne, die Ihr meint. Ich werde die Rolle schon gut spielen können.«
    »Dann werdet Ihr derjenige sein, der den Handel für mich abschließt.« Er bemerkte die erschrockene Miene des Mannes. »In le Faubourg Saint-Germain« – hier lächelte er leicht – »im Quai Malaquais Nummer Neun befindet sich ein Spieletablissement. Das Gebäude wurde zur Zeit des dreizehnten Louis errichtet und hat sich einer farbigen Geschichte erfreut. Man nennt es Hotel Transylvania.«
    »Es wurde so nach einem anderen Ragoczy benannt, nicht wahr, Hoheit?«, wagte Sattin sich vor, als das Schweigen in dem Raum zu lang dauerte.
    »Ich glaube, dass es den Namen schon vorher besaß«, sagte Saint-Germain, als wisse er nur wenig darüber. »Doch vor dreißig Jahren hielt sich ein Ragoczy in jenem Hotel auf.«
    »Euer Vater?« Sattins Frage spiegelte sich in den Gesichtern der anderen Gildebrüder wider.
    »Wenn Ihr meint.«
    Die Zauberer sahen einander an, auf die Wände, in den Feuerschein, überall dorthin, wo sie die vornehme Gestalt in dem dunklen Mantel nicht ansehen mussten, die geduldig darauf wartete, dass sie ihr wieder ihre Aufmerksamkeit widmeten.
    »Was sollen wir bezüglich dieses Hotel Transylvania unternehmen?«, sprach Domingo y Roxas die Frage der Gruppe aus.
    »Ich wünsche, dass Ihr es für mich kauft. Wenn Ihr einen Grund benötigt, dann geht eben davon
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