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Hotel Transylvania

Hotel Transylvania

Titel: Hotel Transylvania
Autoren: Chelsea Quinn Yarbro
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pfirsichfarbenem Satin, mit goldenen Rüschen besetzt, und der Rock war starr korsettiert. Die Weste bestand aus rotbrauner Seide und war mit Schmetterlingen bestickt, die Beinkleider aus dem gleichen pfirsichfarbenen Satin wie der Mantel, was den Blick nur allzu sehr auf die dürren Glieder lenkte und durch malvenfarbene Strümpfe mit pfirsichfarbenen Pommeln nicht gelindert wurde. Seine altmodischen Schuhe waren mit hohen roten Absätzen versehen, so dass er beim Gehen wie eine Frau trippelte. Die dreifach gelegten Rüschen an seiner Kehle sträubten sich vor Empörung, und Topase schimmerten unter dem Licht auf. »Verdammnis!«, fluchte er. Seine Stimme war rau von zu viel Schnupftabak und erklang zu laut.
    Saint-Germain sah den Mann an. »Mein Herr?«
    »Ihr seid der Scharlatan!«, rief er aus und zerrte am Ärmel eines seiner Begleiter. »Solche Frechheit habe ich noch nicht erlebt. Er ist hier. Als Nächstes wird er Euch noch sagen, dass ihm dieses Haus gehört!«
    Ein leichtes Lächeln spielte um Saint-Germains Mund. »Um Vergebung, doch bin ich mir sicher, dass mir dieses Hotel nicht gehört.«
    »Auch noch sarkastisch sein wollen, was?« Der Mann stampfte vor, und seine Rockschöße erbebten. »Ich sage es Euch ins Gesicht, Ihr Schelm: Ihr seid ein Schwindler und ein Lügner.«
    Mit einem lauten Klirren ließ Mme. Cressie ihre Gabel fallen und warf einen verängstigten Blick auf Saint-Germain. Jetzt lächelte er nicht mehr. Der Blick aus seinen dunklen, undurchdringlichen Augen ruhte auf dem geschminkten hässlichen Gesicht vor ihm. »Baron Beauvrai«, sagte er freundlich, »Ihr seid entschlossen, mir ohne Grund einen Streit aufzuzwingen. Ich habe nichts getan, um Euch zu kränken. Ihr habt mich ausgesucht, um mich mit grundlosen Beleidigungen zu überschütten.« Er hielt inne und überflog den Saal, um zu sehen, wie sehr sie Aufmerksamkeit erregt hatten. Verdrossen musste er feststellen, dass nicht nur die Essensgäste ihre Mahlzeit unterbrochen hatten, um ihnen zuzusehen, sondern dass auch einige der eleganten Edelherren an der Tür zum Kartenzimmer standen, und dass auf ihren Gesichtern eine gewisse barbarische Vorfreude lag.
    »Wenn Ihr diese Beleidigung schluckt, seid Ihr nicht nur ein Lügner, sondern auch noch ein Feigling!« Beauvrai richtete sich hämisch auf und wartete.
    Einen Augenblick lang kämpfte Saint-Germain den Drang nieder, den alten Schuft zu erwürgen. Er hob die Stimme, so dass ihr klarer Klang den gesamten Raum erfüllte, und sagte: »Man hat mich stets gelehrt, dass ein Mann in einem fremden Land sich wie ein Gast verhalten und bereit sein soll, seinen Gastgeber zu achten. Gewisslich wäre es sowohl rüde als auch undankbar, hier eine Schlägerei anzufangen, Baron Beauvrai. Ich hätte nicht gedacht, dass ein Mann in Eurer Stellung, der so viele Skandale hinter sich hat, diese unangenehme Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen wünscht. Aber, wie Ihr selbst bemerkt habt, bin ich nun einmal kein Franzose.« Er spürte die feindselige Reaktion auf seine Worte und machte sie sich zunutze. »Ich kam hierher, weil ich in aller Welt das Loblied auf den guten Geschmack der Franzosen, auf ihre Kultur und Gelehrsamkeit vernahm. Es wäre doch schade, wenn jemand wie Ihr diesen prachtvollen Ruf beflecken würde.«
    »Sa-sa!« sagte einer der Männer an der Tür und ahmte einen Fechtergruß nach.
    »Ich lasse mich nicht abspeisen!«, beharrte Beauvrai, doch hatte er mittlerweile an Schwung verloren. Jemand aus seiner Gesellschaft zupfte ihn drängend am Arm, aber er schüttelte ihn wütend ab. »Wenn ihr ein Mann wäret, würdet Ihr auf Satisfaktion bestehen.«
    »Für gewöhnlich stelle ich mich Männern nicht, deren Kriegertage so offensichtlich hinter ihnen liegen. Es wäre ganz abscheulich von mir, Euch zu töten. Und glaubt mir, Baron, ich würde Euch töten.« Obwohl er die Stimme gesenkt hatte, waren seine Worte im ganzen Speiseraum zu vernehmen.
    Beauvrai starrte ihn an. »Das werdet Ihr bereuen«, sagte er frostig. Er wandte sich wieder seiner Gruppe zu. »Ich muss feststellen, dass ich meinen Appetit verloren habe. In diesem Zimmer stinkt es nach Pöbel.« Er drehte sich auf einem hohen roten Absatz herum und stakste aus dem Saal.
    Ein junger Mann in rosenfarbener Seide trat auf Saint-Germain zu. »Ich muss mich für meinen Onkel entschuldigen«, sagte er und verneigte sich unbeholfen. »Beizeiten ist er nicht ganz er selbst.«
    Insgeheim dachte Saint-Germain, dass er während der letzten
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