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Hosen runter: Roman (German Edition)

Hosen runter: Roman (German Edition)

Titel: Hosen runter: Roman (German Edition)
Autoren: Carsten Regel
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zwar üppig, doch sie hatte ein niedliches Gesicht. Aber wenn ich das jetzt täte, würde ich zusätzlich zu Nathalie noch einen guten Freund verlieren.
    »Hör mal, Rosi«, sagte ich vorsichtig, »ich glaube, wenn ich dich auch nur mit dem kleinen Finger anrühre, würde das schon ausreichen, eine wirklich gute Männerfreundschaft zu ruinieren, die seit Urzeiten besteht. Das ist es mir nicht wert. Okay?«
    Rosi schien es sportlich zu nehmen, sie nickte bestätigend und strahlte mich sogar noch an. Dann zog sie den Vorhang abrupt wieder zu. Ich atmete tief durch und ging zum Kassentresen zurück, wobei mir ein warmer Schauer über den Rücken lief  – ich war fast einbisschen stolz auf mich. Natürlich sollte Ralph nie etwas von diesem kleinen Zwischenfall erfahren, aber mir genügte es, zu wissen, dass ich nicht das größte Arschloch unter der Sonne war.
    Plötzlich hörte ich Rosi flüstern, was nur bedeuten konnte, dass sie entweder in der Kabine Selbstgespräche führte oder mit jemandem telefonierte. Sollte sie aus purer Boshaftigkeit doch Ralph informieren und ihm gerade eine üble Lüge auftischen, dass ich sie befummelt hatte? Letzteres konnte ich mir kaum vorstellen, denn sie machte auf mich einen wirklich netten Eindruck, aber so genau wusste man bei Frauen ja nie.
    In diesem Moment flog die Eingangstür auf und Nathalie stand vor mir.
    »Was machst du denn hier?«, fragte ich.
    »Ich will mit dir reden«, sagte sie mit leiser Stimme.
    »Ich habe eine Kundin«, sagte ich.
    »Ich weiß«, sagte sie. »Du kannst rauskommen, Rosi«, rief sie in Richtung Umkleidekabine.
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich begriff, was hier gespielt wurde: Nathalie hatte mir einen Lockvogel  geschickt, eine Methode, von der man sagte, dass sie bei eifersüchtigen Frauen sehr angesagt sei, um potenzielle Sünder zu demaskieren. Ich hatte erst vor kurzem abends eine Sendung darüber gesehen, in der sich eine hübsche Detektivin an verheiratete Männer ranmachte, mit dem Auftrag, die ahnungslosen Kerle zu verführen, um ihre moralische Standhaftigkeit auf die Probe zu stellen. Und während diese schwanzgesteuerten Unglücksraben dachten, der liebe Gott würde ihnenheimlich die Gelegenheit geben, eine wildfremde Sexbombe flachzulegen, hockte die eigene Ehefrau draußen auf dem Parkplatz in einem Auto und hörte das Gespräch über ein verstecktes Mikrofon mit.
    »Sehe ich das also richtig, dass Rosi gerade mit dir telefoniert hat?«, fragte ich.
    »Na klar«, bestätigte sie mir amüsiert.
    »Sorry«, entschuldigte sich Rosi bei mir und errötete leicht. Dann ließ sie Nathalie und mich allein und verschwand, ohne etwas gekauft zu haben.
    Ich wich Nathalies Blick aus und sah ihr hinterher. »Was sollen denn solche Tricks?«, fragte ich kopfschüttelnd.
    »Das war eine Art therapeutische Maßnahme«, rechtfertigte sie sich.
    »Ach, ich dachte, ich wäre raus?«, war ich überrascht.
    »Bedank dich bei deinen Freunden«, meinte sie. »Die sind zu mir in die Praxis gekommen und haben mich überzeugt, dass du dich geändert hast.«
    »Und um dir das bestätigen zu lassen, hast du mir diese trojanische Stute untergejubelt?«, fragte ich verblüfft.
    »Ja«, sagte sie.
    Ich war dankbar, dass sie mir keine Hammergranate in Highheels geschickt hatte, deren Avancen ich in meiner emotional verwirrten Situation vielleicht nicht hätte widerstehen können, aber vor allem war ich angetan davon, dass ich wohl wieder im Rennen war.
    »Was hat meine Kumpels denn dazu veranlasst?«, hakte ich genauer nach.
    »Es war vor allem Hermann«, erklärte sie. »Er hat mir klar gemacht, dass ich aus der Perspektive einer Therapeutin eigentlich froh sein müsste über die Fortschritte, die mein Patient Tom gemacht hat, dass mein Urteil aber so schlecht ausfiele, weil ich die ganze Sache mit den Augen einer Frau betrachten würde. Es hat ein paar Tage gedauert, aber dann hab ich begriffen, dass er recht hat.«
    Offensichtlich hatte es mein Anwalt hinbekommen, mich mit einem meisterhaften Plädoyer vom Galgen loszuschneiden.
    »Nachdem du mit meinen Freunden ja schon alles geklärt hast, finde ich, dass wir beide uns auch noch einmal in Ruhe unterhalten sollten. Gehst du heute Abend mit mir essen?«, fragte ich Nathalie spontan.
    »Ja«, sagte sie und lächelte mich an, dass mir warm ums Herz wurde.
    »Ich habe noch eine Einladung von Markus offen, also treffen wir uns um acht im Kronach, ja?«
    »Aber nur, wenn wir uns da ein ruhiges Plätzchen
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