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Hosen runter: Roman (German Edition)

Hosen runter: Roman (German Edition)

Titel: Hosen runter: Roman (German Edition)
Autoren: Carsten Regel
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suchen«, zwinkerte sie mir vielversprechend zu.

KAPITEL 21
    Ein Date in einem schicken Restaurant war im Grunde so ähnlich wie edle Dessous  – eine stilvolle Inszenierung, die man dennoch so schnell wie möglich hinter sich lassen wollte, um zu den wirklich interessanten Dingen vorzustoßen. Ich hoffte, dass Nathalie die Atmosphäre im Kronach gefiel und sie den Laden nicht zu angeberisch fand, denn ich wollte ihre versöhnliche Stimmung nicht beeinträchtigen. Heute Abend wäre vermutlich die letzte Gelegenheit, mit ihr alles wieder einzurenken, viel mehr Chancen würde ich bei ihr nicht bekommen. Ich betrat die Location also als Single  – mit dem festen Plan, sie mit ihr als Liebespaar wieder zu verlassen. Noch war der Tisch, der für uns reserviert war, allerdings verwaist.
    Ich hatte gerade den ersten Schluck Wein genommen, als Nathalie am Empfang erschien und Markus begrüßte. Er begrüßte sie kurz und zeigte ihr, wo ich saß.
    Nathalie schritt auf mich zu wie eine Prinzessin zum Staatsbankett, die Frau hatte einfach Klasse. Sie küsste mich auf die Wange und setzte sich.
    »Na?«, lächelte sie mich an.
    »Schön, dass du da bist. Ich freue mich auf den Abend mit dir«, verriet ich ihr.
    »Ich mich auch«, lächelte sie.
    Da schmeckte mir der kalte Pinot Grigio gleich noch besser, den Nathalie ebenfalls bestellen wollte.
    »Lass uns gleich eine Flasche ordern, ich will nämlich, dass Markus der Angstschweiß ausbricht, wenn er sieht, was wir heute auf seine Rechnung so verputzen«, sagte ich mit diabolischem Vergnügen.
    »Ich möchte aber nicht, dass er Schwierigkeiten bekommt«, sagte Nathalie.
    »Keine Sorge, das geht schon klar«, beruhigte ich sie. »Und da mir sein Sohnemann ein teures Dessous zerfleddert hat, brauchen wir hier nicht zu kleckern.«
    Nach der opulenten Vorspeise hatte es noch immer keine romantische Annäherung zwischen uns gegeben. Zwar hatte ich das Gefühl, dass auch Nathalie das Restaurant nicht allein verlassen wollte, zumindest nicht in einer Ungewissheit darüber, wie es mit uns beiden weiterging. Aber irgendwie kamen wir einander nicht näher.
    »Was ist eigentlich das Erfolgsgeheimnis deiner Therapie?«, wollte ich von ihr wissen.
    »Da gibt es kein Patentrezept, das ist völlig unterschiedlich, genauso wie die Probleme der Patienten«, meinte sie.
    »Es gibt also keine Standardmethode, wie man sein Gegenüber dazu bringt, sich einem zu öffnen?«, horchte ich sie aus. Ich hoffte immer noch, den entscheidenden Hinweis von ihr zu bekommen, wie sie mich endlich an sich heranlassen würde.
    Nathalie nahm einen Schluck Mineralwasser und setzte zu einer Erklärung an. »Generell funktioniert meine Arbeit so: Stell dir einen Mathematikstudenten  vor, der in einer wichtigen Prüfung eine schwere Aufgabe lösen soll. Er geht hochkonzentriert ans Werk, bietet sein ganzes Wissen auf, und es gelingt ihm, die Herausforderung zu bewältigen. Auch sein Professor bescheinigt ihm, dass er logisch vorgegangen ist und die richtigen Schlussfolgerungen gezogen hat. Trotzdem ist er durchgefallen.«
    Ich war bereits mit der Logik dieses Beispiels überfordert. »Aha«, sagte ich.
    Nathalie lächelte nachsichtig. »Genau wie du ist der Mathematiker verwirrt, weil er sich das nicht erklären kann. Er hat doch alles logisch dargelegt. Denkt er! Doch dann zeigt ihm sein Professor einen winzigen Rechenfehler, der ihm unterlaufen ist. Ganz am Anfang der komplizierten Aufgabe hat er sich vertan. Zwar hat er von dort aus mathematisch vollkommen korrekt weitergerechnet, doch durch den Fehler zu Beginn ist alles Folgende zwar handwerklich in Ordnung, aber im Ergebnis leider total verkehrt.«
    Allmählich kapierte ich, worauf sie hinauswollte. »Aha«, sagte ich erneut.
    »Meinen Patienten geht es genauso wie diesem Mathematiker: Sie gehen ihr Leben mit Logik und Verstand an, handeln nach bestem Wissen, und trotzdem läuft bei ihnen etwas schief. Meine Aufgabe als Therapeutin ist es nun, den Rechenfehler in ihrer Biografie aufzuspüren. Ich muss den Moment finden, ab dem sichdie Dinge in eine verkehrte Richtung entwickelt haben.«
    Ich war beeindruckt, und im selben Moment wurde mir klar, wo mein Rechenfehler lag: An meinem fünfzehnten Geburtstag, von da an war mit mir und den Frauen alles schiefgelaufen. Beim Versuch, die gut gemeinten Ratschläge meines Vaters zu befolgen, hatte ich irgendwie das rechte Maß im Umgang mit den Frauen verloren. Und das führte dazu, dass ich das andere Geschlecht
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