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Der schottische Seelengefährte (German Edition)

Der schottische Seelengefährte (German Edition)

Titel: Der schottische Seelengefährte (German Edition)
Autoren: Gwen Wyler
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„Bist du sicher, dass du das wirklich willst?“
    Diese Frage konnte Mary nun aus vollem Herzen mit „Ja“ beantworten. Anders als zum damaligen Zeitpunkt, als ihre Freundin Molly ihr diese Frage besorgt gestellt hatte. Denn mittlerweile war sie seit zwei Wochen in Schottland unterwegs und genoss ihre Reise in vollen Zügen. Tief sog sie die frische kalte klare Luft ein und ließ den Blick gedankenverloren über den kleinen See unter ihr schweifen, während sie sich schwermütig an die vorangegangenen traurigen Ereignisse erinnerte.
    Als sie vor sechs Wochen ihrer besten Freundin und Mitbewohnerin Molly eröffnete, dass sie ihren gutbezahlten Job im Historischen Museum von Durham gekündigt hatte, um den letzten Wunsch ihrer Mutter zu erfüllen, hatte Molly sie zwar traurig aber verständnisvoll angesehen. Der plötzliche Unfalltod ihrer Eltern hatte Mary schwer getroffen und sie in eine Art Dämmerzustand versetzt, der sie die letzten Wochen mehr recht als schlecht hat überstehen lassen. Ein depressiver älterer Mann hatte seinem Leben ein Ende setzen wollen und war als Geisterfahrer auf den Motorway gefahren. Leider hatte er bei seiner Durchführung nicht nur sich selbst, sondern auch Marys Eltern mit in den Tod gerissen. Ihr Vater John war auf der Stelle tot gewesen. Ihre Mutter Megan war mit schweren inneren Verletzungen und einigen Knochenbrüchen ins Krankenhaus gebracht worden. Aber schon die Krankenschwester hatte Mary dort behutsam beiseite genommen und ihr mitgeteilt, dass es nicht sehr gut aussehen würde. Daraufhin hatte sie sich zusammengerissen und war in das Zimmer ihrer Mutter gegangen. Unter all den Verbänden und Schläuchen war das geliebt Gesicht ihrer Mutter kaum zu erkennen gewesen. Nur ein paar rotbraune Locken, die sich auch auf Marys Kopf wellten, lugten unter dem Kopfverband hervor und bildeten einen scharfen Kontrast zu dem blassen Gesicht und dem weißen Verbandsstoff. Leise nahm sie sich einen Stuhl und setzte sich neben das Bett ihrer schlafenden Mutter. Ganz vorsichtig nahm sie ihre Hand und hielt sie in ihren Händen, so klein und zart, ganz anders als ihre großen schlanken Hände. Sie musste wohl eingeschlafen sein, denn plötzlich rüttelte sie jemand sanft an der Schulter und sie fuhr erschrocken hoch.
    „Ihre Mutter ist wach“ hörte sie eine leise Stimme flüstern. Mary blickte auf und sah neben sich eine Krankenschwester, die siemitleidig ansah. Sofort spürte sie die leichte Bewegung in ihren Händen und wandte sich ihrer Mutter zu, während die Krankenschwester die Apparaturen und Aufzeichnungen überprüfte und wieder hinausging.
    „John?“ hauchte Megan mit heiserer Stimme. Mary konnte nur leicht den Kopf schütteln, so krampfhaft versuchte sie ihre Tränen zurückzuhalten. Megan schloss verzweifelt die Augen und schwieg. Mary dachte schon, dass ihre Mutter wieder eingeschlafen war, doch plötzlich öffnete sie ihre wundervollen grauen Augen, die sie oft so liebevoll angesehen hatte und blickte Mary eindringlich an.
    „Du musst versprechen..“ jedes einzelne Wort kam langsam und nur mit großer Mühe über ihre Lippen.
    „Alles, was du willst, aber ruhe dich erst aus. Dann kannst du mir alles erzählen.“ Traurig blickte Megan in die grünen großen Augen, Augen die sie so sehr an ihren geliebten Mann John erinnerten. Sie spürte, dass ihr nicht mehr viel Zeit blieb und wünschte, sie hätte Mary schon früher in ihr Geheimnis eingeweiht. Doch John war dagegen gewesen. „Warum schlafende Hunde wecken“ war stets seine Antwort, als sie dieses Thema angeschnitten hatte. So harmonisch ihre Ehe auch gewesen war, so war dies der einzige Punkt, an denen sie unterschiedlicher Meinung gewesen waren. Megan fand es wichtig, dass Mary über ihre schottischen Wurzeln mütterlicherseits aufgeklärt werden sollte, doch Sassie, wie sie ihren englischen Ehemann liebevoll nannte, hatte diesen Tag immer weiter hinausgeschoben. Bis sie John letztendlich das Versprechen abgerungen hatte, es Mary an ihrem 25. Geburtstag zu erzählen. Der war nun in ein paar Wochen. Doch nun ist es zu spät, dachte Megan mit einem Anflug von Panik. Ich muss es schaffen, und trotz großer Schmerzen und vieler Pausen begann sie ihre Geschichte zu erzählen.
    Mary schüttelte in Gedanken an diese Geschichte immer noch ungläubig den Kopf. Sie hatte ihrer Mutter aufmerksam zugehört, ihr aber nicht geglaubt, sondern ihre Erzählungen auf die Wirkungen der Narkose und schmerzstillenden Mitteln
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