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Hosen runter: Roman (German Edition)

Hosen runter: Roman (German Edition)

Titel: Hosen runter: Roman (German Edition)
Autoren: Carsten Regel
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selten so betrachten konnte, wie es wirklich war, sondern die jungen Klassenkameradinnen zu unerreichbaren Göttinnen verklärte oder meine Kundinnen, die einfach mal Lust hatten, sich zu amüsieren, gleich zu Sexobjekten herabstufte. Doch jetzt saß eine Frau neben mir, die nichts von beidem war, weder Heilige noch Schnellschuss. Und diesmal hatte ich es sogar mitbekommen.
    Ich hatte nur noch Augen für ihre vollen Lippen, das auffordernde Lächeln und ihren strahlenden Blick. Ich wollte sie einfach nur noch küssen und nie wieder loslassen. Nathalie lächelte mich zustimmend an, ich beugte mich gerade zu ihr hinüber, als ich plötzlich eine Männerstimme hörte. »Entschuldigung. Darf ich kurz stören?«
    Ich sah auf, es war Ralph. Der sich auch noch zu uns setzte. Sollten denn Nathalie und ich niemals unser Happy End bekommen, musste immer irgendetwas dazwischenkommen? Ich war kurz davor, ihm unter dem Tisch gegen sein Schienbein zu treten. »Was willst du hier?«, zischte ich ihn an.
    »Ich hab ihn eingeladen«, sagte Nathalie zu mir.
    »Zu unserem Dinner?«, fragte ich entgeistert.
    »Glaub mir, Tom, mir wäre eine andere Lösung auch lieber gewesen«, rechtfertigte sich Ralph. »Aber da du deine Karten offen auf den Tisch gelegt hast, wollte ich dir in nichts nachstehen.«
    Ich winkte Markus heran, um eine weitere Flasche Wein zu ordern. Die Beichte musste begossen werden.
    »Die zahlst du aber selber«, machte er mir klar.
    »Mit Vergnügen«, sagte ich.
    Ich sah Ralph erwartungsvoll an und wartete. Er haderte noch mit seiner Courage, aber dann ließ er es raus. »Du bist ein Supertyp«, sagte er und meinte tatsächlich mich.
    Ich guckte kurz zu Nathalie, die ihm zustimmte, aber Ralph war gar nicht mehr zu bremsen.
    »Du warst ein echter Kumpel, als ich in Schwierigkeiten gesteckt habe. Obwohl du überhaupt keinen Bock darauf hattest, bist du zur Therapiegruppe mitgekommen, um mich nicht im Stich zu lassen, und das rechne ich dir hoch an. Deswegen hab ich mich darauf eingelassen, dass Rosi den Lockvogel gibt.«
    Eigentlich hätte ich sauer sein müssen, aber die Aktion hatte meine Chancen bei Nathalie deutlich verbessert, also wollte ich mal nicht so sein.
    »Immerhin hast du mit Rosi jetzt eine wirklich nette Freundin«, freute ich mich mit Ralph. »Und wenn du  das nächste Mal bei mir im Laden vorbeikommst, kannst du ihr noch ein paar Sachen mitnehmen. Ich weiß ja jetzt, was ihr steht«, grinste ich ihn an.
    Ralph errötete bis über beide Ohren.
    »Aber eine Sache gibt es noch: Ich muss morgen zu eurem Grillabend kommen. Bitte.«
    »Warum?«, wollte Nathalie wissen.
    »Weil ich mit dem Makler reden muss. Ich flieg nämlich aus meinem Laden raus.«
    Nathalie wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte, denn einerseits tat ihr das natürlich leid für mich, zugleich schien ihr die Aussicht, dass ich nicht mehr dauernd von Frauen in Unterwäsche umgeben wäre, ganz gut zu gefallen. »Das klingt in meinen Ohren gar nicht so schlecht«, lächelte sie mich an.
    Sie brauchte sich allerdings keine Hoffnungen zu machen, dass ich einen kompletten Gesinnungswandel vollzog und bald in einem Seniorenstift als Altenpfleger anheuern würde. Zum ersten Mal an diesem Abend nahm ich einfach ihre Hand und hielt sie fest. Nathalie wehrte sich nicht dagegen, also schlug ich sie mit ihren eigenen Waffen. »Freu dich nicht zu früh! Dir als meiner Therapeutin müsste doch daran gelegen sein, dass sich meine neu gewonnenen Einsichten im Alltag bewähren, also im ständigen Umgang mit Kundinnen in Dessous.«
    »Na gut. Was soll’s«, gab sie auf und notierte mir die Adresse des Gartens, in dem gegrillt werden sollte.

KAPITEL 22
    Am späten Nachmittag fiel Nathalie ein, dass sie dringend jemanden brauchte, der ihr bei den Vorbereitungen für den Grillabend half. Zwar musste ich dafür den Laden wieder früher schließen, aber diesmal geschah es wenigstens auf ausdrückliche Empfehlung meiner Therapeutin.
    Die Fleisch- und Wursttheke im Supermarkt war unterbesetzt, für die wartende Kundschaft standen nur zwei Verkäufer zur Verfügung, also lotste ich Nathalie zu den Kühltruhen. Sie war nicht so begeistert, aber ich hatte keine Lust, ewig anzustehen.
    »Na komm, wir wollen nur nett grillen und keinen Kochwettbewerb im Fernsehen gewinnen, oder?«, fragte ich.
    Sie gab sich geschlagen und legte, ohne zu meckern, mit mir ein halbes Dutzend Packungen Fleisch in unseren Einkaufswagen, als ich plötzlich in zwei vertraute
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