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Hosen runter: Roman (German Edition)

Hosen runter: Roman (German Edition)

Titel: Hosen runter: Roman (German Edition)
Autoren: Carsten Regel
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Männern, die vor Unbeholfenheit Schweißausbrüche bekamen, sobald man sie  in ein Klamottengeschäft mitschleifte. Doch auch ich war zunehmend nervös, denn das Ehepaar konntesich schon seit einer halben Stunde nicht entscheiden, und ich wollte dringend zu Nathalie.
    »Ich lasse mich nur von meiner Frau einkleiden«, sagte der stolze Träger eines langweiligen Leinenanzugs.
    »Wie lange sind Sie denn schon verheiratet?«, fragte ich ihn.
    »Bald fünf Jahre.«
    »Und was ist Ihrer Meinung nach das Geheimnis einer guten Ehe?«, versuchte ich, aus diesem unvermeidlichen Smalltalk wenigstens ein paar nützliche Informationen herauszuholen.
    »Guter Sex«, antwortete er überraschend.
    Vielleicht stand seine nicht unattraktive Frau ja bei Männern auf feuchte Hände und einen leichten Buckel, anders konnte ich mir nicht erklären, warum es bei den beiden im Bett gut abgehen sollte.
    »Vielen Dank für den Tipp«, bedankte ich mich bei ihm. Das würde mir bei Nathalie wohl kaum weiterhelfen. Der Sex mit ihr war so toll gewesen, dass das nicht das Problem sein konnte.
    Ich nahm zwei Ampeln bei Kirschgrün und parkte halb auf dem Bürgersteig vor Nathalies Praxis. Auf einen Strafzettel mehr kam es mir bei meinen derzeitigen Umsatzeinbußen auch nicht an. Gefühle waren da wesentlich teurer als der Sexualtrieb, denn früher hatte ich höchstens mal für einen Quickie den Laden zugemacht, aber seit Nathalie waren daraus regelmäßig mehrere Stunden geworden. Wenn ich nicht ganz ordentlichverdienen würde, hätte ich mir diese Verliebtheit gar nicht leisten können, aber dass ich bereit war, mich ihretwegen fast zu ruinieren, schien für Frau Gassner keine Rolle zu spielen.
    Ich klingelte bei ihrer Praxis und legte sofort los, als sie mir die Tür öffnete. »Du bist doch die größte Hosenscheißerin von allen!«, haute ich ihr um die Ohren.
    Nathalie machte eilig das Fenster zur Straße zu, damit nicht die halbe Nachbarschaft mitbekam, wie einer ihrer Patienten auf ihre Behandlungsmethoden reagierte.
    »Kannst du dich vielleicht zusammenreißen? So rede ich nicht mit dir«, entgegnete sie mit fester Stimme. »Ich hab in einer Viertelstunde den nächsten Termin und muss mich darauf vorbereiten.«
    »Dein nächster Bettnässer kann mich mal«, antwortete ich.
    »Tom, ich kann jetzt nicht auf dich eingehen, weil ich für heute ausgebucht bin. Ich will keinen Patienten verlieren, bloß weil du hier unangemeldet auftauchst, um deinen Ärger loszuwerden«, bemühte sie sich um eine moderate Gangart.
    »Ich habe auch keine Aushilfe in meinem Laden stehen, die während meiner Abwesenheit für Umsatz sorgt, bloß weil du die Hosen voll hast, wenn dir ein Mann auf die Pelle rückt«, verteidigte ich die Gleichberechtigung von Geschäftsmann und Geschäftsfrau.
    »So kommen wir nicht weiter. Ich hab dir schon gesagt, dass ich keine Lust habe, mich von dir so unter Druck setzen zu lassen!«, sagte sie.
    »Du hockst den ganzen Tag auf deinem Stuhl, ziehst dir den Seelenschutt von Liebeskranken rein und verschanzt dich dabei hinter deinem fetten Schreibblock«, wurde ich langsam wütend. »Kein Wunder, dass kein Mann näher an dich rankommt!«
    »In erster Linie lasse ich mich nur ungern auf Patienten ein. Das ist ein gewaltiger Unterschied«, verteidigte sie sich.
    »Mach dir doch nichts vor! Darum geht es doch hier nicht«, behauptete ich einfach mal.
    »Und wenn ich nur zu wenig Zeit habe, um mich um ein Privatleben zu kümmern, was dann?«, versuchte sie auszuweichen.
    »Nein, so leicht kommst du mir nicht davon. Ich kann dir ganz genau sagen, warum du vor festen Beziehungen in Deckung gehst«, behauptete ich.
    »Na, da bin ich aber gespannt, Herr Analytiker«, antwortete sie spöttisch.
    »Du siehst täglich, was es mit einem anrichten kann, wenn man sich jemandem öffnet und dann enttäuscht wird«, erläuterte ich. »Ich glaube, dass du deswegen Angst hast, dich ins Getümmel zu stürzen, weil du permanent mit den Folgen konfrontiert bist. Du kennst die Liebe nur noch als Katastrophe.«
    Nathalie schien ernsthaft über meine Worte nachzudenken, was ich ihr zugute hielt.
    »Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass ich in meinem Beruf viel mit Menschen zu tun habe, die durch die Liebe unglücklich geworden sind. Aber ich habe natürlich gelernt, wie ich diese Eindrücke einzuordnenhabe, und mein Privatleben davon zu trennen«, antwortete sie dann ganz sachlich.
    »Kann man das überhaupt?«, war ich skeptisch.
    »Trägst du
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