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Unsterbliche Liebe

Unsterbliche Liebe

Titel: Unsterbliche Liebe
Autoren: Rosemary Laurey
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    »Wie lange können wir bleiben, Mom?«
    Stella Schwartz schenkte ihrem Sohn ein Lächeln. Ihre Füße schmerzten, und sie wäre lieber nach Hause gefahren, aber versprochen war nun einmal versprochen – und nach einer entbehrungsreichen eigenen Kindheit hatte sie sich vor langer Zeit geschworen, Sam niemals zu enttäuschen. »Reicht eine Viertelstunde?«
    Sam schlug sich mit der Faust in die geöffnete Hand. »Einverstanden, Mom! Danke!« Er hielt inne. »Und, Mom, ich weiß schon, nur gucken, ja?«
    Verdammt aber auch! Wie sie es hasste, ihm nicht mehr bieten zu können, aber schon die Lebensmittel beanspruchten die Haushaltskasse jeden Monat mehr als erwartet. Wenigstens musste sie nicht für die Miete aufkommen. »Beim nächsten Mal bekommst du ein Buch, aber heute wird nur geguckt, in Ordnung?«
    Sam schien mehr als zufrieden. Sie wendete und steuerte den Wagen die Fifth Street entlang bis zur Ecke Jackson Street. Zwei große Kürbisse standen links und rechts auf der Kalksteintreppe, und das Fenster war mit künstlichen Spinnweben und Fledermäusen dekoriert. Kein Zweifel, Halloween stand kurz bevor. Sam stürzte auf die Tür aus massivem Holz zu und sprang förmlich mitten hinein in das »Vampir-Paradies«.
    Vielleicht war es nur der Name, der ihn angezogen hatte, oder vielleicht gruselten sich neunjährige Jungs generell gerne, Sam jedenfalls liebte diesen kleinen Laden. Stella fühlte sich bei jedem Besuch schmerzlich daran erinnert, wie wenig sie sich leisten konnte. Dabei schien es Dixie, der Inhaberin, überhaupt nichts auszumachen, dass sie nur selten etwas kauften, und sie ermunterte Sam sogar dazu, in den Büchern zu schmökern.
    »Ich war früher Schulbibliothekarin«, hatte sie einmal verlauten lassen. »Die Kinder fehlen mir.«
    Das Sortiment umfasste hauptsächlich Bücher aller Art, vom Taschenbuch für Kinder bis hin zu signierten Erstausgaben und anderen bibliophilen Kostbarkeiten. Es gab aber auch Vampirzähne aus Plastik und Capes für die Touristen, die an den Wochenenden das German Village bevölkerten; nun war der Laden vollgestopft mit Kostümen und Schminksachen für Halloween.
    »Hi, Dixie!«, sagte Sam, als er die Tür öffnete, blieb aber schon im nächsten Moment verdutzt stehen.
    Da war gar keine Dixie. Stella verschlug es fast die Sprache. Statt der jungen Frau mit dem weichen Südstaatenakzent stand ein Mann im Laden, und was für einer! Groß gewachsen, das kastanienbraune Haar zurückgekämmt, ein richtiger Mel-Gibson-Verschnitt. Mit seinen dunklen Augen taxierte er sie von Kopf bis Fuß, aber scheinbar ohne jeden Hintergedanken, sondern mehr wie ein Arzt, der einen interessanten Fall begutachtet. Er lächelte sie freundlich an, und Stella konnte kaum den Blick von seinem breiten, vollen Mund abwenden.
    »Guten Tag«, sagte er mit feinem britischem Akzent, und seine Stimme jagte Stella angenehme Schauer über den Rücken. »Dixie ist nicht da. Kann ich Ihnen vielleicht helfen?«
    Was Stella betraf, hätte er den ganzen Nachmittag weiterreden können, so fasziniert war sie, und es dauerte eine ganze Weile, bis sie endlich antwortete: »Wir sehen uns nur um.« Sie erwiderte unwillkürlich sein Lächeln. »Sam stöbert so gerne in den Kinderbüchern.«
    »Na, dann nur zu, Sam«, erwiderte der Beau.
    »Danke!« Sam trottete in die andere Ecke des Ladens und machte es sich mit einem Bunnicula -Buch auf einem Sitzkissen bequem.
    »Ich bin Justin«, sagte der Beau mit einer Stimme wie Hugh Grant, »Justin Corvus. Ich bin ein Freund von Christopher und Dixie und für eine Stippvisite hier rübergekommen.« Er streckte ihr die Hand entgegen.
    »Ich bin Stella Schwartz.« Seine Hand war weich und kühl, und er drückte gerade kräftig genug zu, dass es sich gut anfühlte, ohne ihr dabei wie ein Macho beinahe die Finger zu brechen oder sie gar unterschwellig anzumachen – ein rundherum angenehmer Händedruck. So angenehm, dass sie beinahe vergessen hätte, seine Hand loszulassen. Als sie ihre zurückzog, bereute sie es fast. Sie atmete heftig und starrte unentwegt in seine schönen dunklen Augen. Was war nur in sie gefahren! Sie musste etwas sagen, nur um die unheimliche Stille zu durchbrechen. »Sie kommen zu Besuch und dürfen sich hier alleine um den Laden kümmern, na wunderbar!«
    Sogar sein Schulterzucken hatte Stil. »Das mach ich doch gerne. Die beiden hatten ein Problem mit dem Haus, und da bin ich eingesprungen. Sie müssen eine Pumpe organisieren. Offenbar ist ihr Keller bei
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