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Hosen runter: Roman (German Edition)

Hosen runter: Roman (German Edition)

Titel: Hosen runter: Roman (German Edition)
Autoren: Carsten Regel
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sich schon um die Probleme des anderen? Überall wurde man mit Entertainment bombardiert: im Fernsehen, im Internet, in der Werbung, auf der Straße, auf Modenschauen, in den Geschäften, in Dessousläden oder selbst in Therapiegruppen  – dauernd war man von Möglichkeiten umgeben, sich blendend zu amüsieren. Insofern rechnete ich ihnen hoch an, dass sie sich mit meiner Situation auseinandersetzten.
    »Die nächste Runde hole ich«, verkündete ich. Denn ich war stolz auf meine Kumpels.
    »Moscow Mule«, bestellte Markus bei mir.
    »London Bucket«, sagte Hermann.
    Ich zuckte ahnungslos mit den Schultern und sah ihn fragend an.
    »Gin, Ginger Beer, Gurke und Limette«, nannte er mir die Zusammensetzung des Drinks, als hätte er heimlich an einer Fortbildung für Cocktailshaker teilgenommen.
    Das war mir zu albern, sie würden beide einen Wodka Cranberry bekommen und sollten die Klappe halten.
    Am Tresen musste ich ewig warten, weil nur zwei Barfrauen da waren, aber zehn Gäste gleichzeitig etwas haben wollten. Links von mir knutschte ein Pärchen auf einem Barhocker, rechts von mir unterhielt sich ein Typ mit einer Frau, hinter mir standen zwei Schicksen und tranken Flaschenbier. Wo ich auch hinguckte, Weiber, Weiber, Weiber, und das war nicht gut, weil ichdadurch an Nathalie denken musste. Dass es aus war zwischen uns. Weil ich sie nicht betrogen hatte. Keine Ahnung, ob das schon mal einem Mann passiert war, dass er abgeschossen wurde, weil er so anständig war zuzugeben, dass er mit einer Sexbombe nicht geschlafen hatte. Irgendwie wurde das immer absurder zwischen mir und den Frauen, deswegen bestellte ich mir einen doppelten Wodka, um es besser ertragen zu können.

KAPITEL 18
    Die Frau blickte mir verführerisch in die Augen. Sie lag nahezu nackt auf einem seidig schimmernden Laken. Das letzte bisschen Stoff an ihrem traumhaften Körper waren ein smaragdfarbener Büstenhalter und ein stylisher Hipster. Noch vor wenigen Wochen hätte ich einer solchen Versuchung niemals widerstehen können, aber heute stand mir nicht der Sinn nach Sex. Ich mochte noch nicht einmal daran denken.
    Hermann hingegen gaffte das Model auf dem gigantischen Werbeplakat mit offenem Mund an. »Was für eine Granate«, konstatierte er bewundernd.
    Das Hochglanzposter hing an feinem Draht von der prunkvollen Decke einer alten Stadtvilla. An einer Kreuzung hätte es glatt Verkehrsunfälle verursacht. Selbst hier drinnen prallten männliche Gäste gegeneinander, die ihren Blick nicht abwenden konnten.
    »Meinst du, diese scharfe Braut läuft gleich auf dem Catwalk mit?«, fragte Hermann.
    »Ist mir egal. Ich glaube, ich werde nie wieder mit einer Frau schlafen«, antwortete ich desillusioniert.
    Hermann griff sich geistesgegenwärtig zwei Gläser Sekt, die Kellnerinnen auf Tabletts durch das Foyer balancierten. Statt mir auch eines abzugeben, behielt er beide Drinks in den Händen.
    »Krieg ich bitte auch was zu trinken?«, fragte ich.
    »Klar, besorg dir was«, sagte er und schüttete einen Sekt auf ex hinunter.
    »Aber du hast doch noch einen«, beschwerte ich mich.
    »Der ist auch für mich. Ich brauche das. Deine Laune ist nämlich nur mit viel Alkohol zu ertragen«, teilte er mir mit, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Stattdessen stierte er einigen anwesenden Damen nach, doch das schien wiederum seine eigene Laune nicht zu heben. »Mannomann, was sind das denn für Tanten?«, beklagte er sich.
    »Ich nehme an, es handelt sich um die Einkäuferinnen für die Wäscheabteilungen in Kaufhäusern«, vermutete ich. Manche Seiten meiner Branche waren eben wenig glamourös.
    »Du bist übrigens wirklich ein Idiot«, antwortete Hermann und trank seelenruhig weiter.
    »Stimmt«, sagte ich. »Mir tut es auch schon leid, dass ich dich mitgenommen habe.«
    »Was hast du dir dabei gedacht, Nathalie zu erzählen, dass du an dem Abend neulich eigentlich eine andere vögeln wolltest?«, war er immer noch nicht darüber hinweg, wie blöd man sein konnte.
    »Keine Ahnung. Hab ich doch schon erklärt. Wollte eben diesmal alles besser machen.«
    Hermann nickte und leerte auch sein zweites Glas. »Vielleicht waren es ja Bindungsängste, die dich dazu gebracht haben?«, fragte er.
    Ich dachte kurz darüber nach. »Du meinst, ich habe kalte Füße gekriegt, als sich eine feste Beziehung anbahnte,und deswegen gleich lieber alles kaputtgemacht?«, wollte ich wissen.
    »So was in der Art«, bestätigte er mir.
    Wie bei einer Theateraufführung erklang nun
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