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Hosen runter: Roman (German Edition)

Hosen runter: Roman (German Edition)

Titel: Hosen runter: Roman (German Edition)
Autoren: Carsten Regel
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Damenunterwäsche?«, fragte sie schnippisch.
    »Trägst du welche?«
    »Du weichst mir aus«, ließ sie nicht locker.
    »Meine Güte, das ist doch wohl was anderes. Wenn ich neben meiner Kundschaft stehe, tue ich das als Anwalt des guten Geschmacks oder wie ein Chocolatier, der eine besonders raffinierte Praline aus edlen Zutaten zusammenmischt.«
    »Die Frau als Praline, die man vernaschen kann. Das ist also dein Frauenbild«, drehte sie mir sofort einen Strick daraus.
    Ich hatte den Eindruck, dass da für Nathalie weit mehr drinsteckte als nur das bisschen Chauvinismus, das sie mir vorwarf. Irgendwas in ihrer Stimme klang verbittert, als wären wir jetzt an ihrem wunden Punkt angelangt.
    »Was ist eigentlich dein Problem mit mir?«, fragte ich.
    »Ich hab auch schon ein, zwei Beziehungen hinter mir.« Aha, daher wehte der Wind also – auch sie hatte schlechte Erfahrungen gemacht. »Und nach dem, was ich erlebt habe, habe ich beschlossen, dass ich mir auf keinen Fall noch einmal Gedanken machen müssen will, ob mein Kerl mich gerade betrügt. Schon gar nicht, während ich mich hier abrackere, um geschundenen Seelen wieder auf die Beine zu helfen.«
    Ich: der schwanzgesteuerte Primat. Sie: Mutter Theresa. So hatte sie sich also unser Verhältnis zurechtgelegt.
    »So einfach ist es also: Weil dir irgendwann mal ein fieser Kerl das Herz gebrochen hat, muss ich jetzt dafür büßen, oder wie?«
    »Nein. Es geht mir nicht um Rache, sondern um mangelndes Vertrauen. Zu dir«, widersprach sie.
    »Das ist doch alles Scheiße.« Dieses ewige Misstrauen machte mich langsam wirklich wütend. »Genauso gut könnte ich mich verrückt machen, ob du nicht mit irgendeinem Patienten vögelst, bloß damit es ihm ein wenig besser geht.«
    Auch Nathalie konnte jetzt nicht mehr darüber lachen. »Ich finde, du gehst jetzt besser.«
    Sie öffnete mir die Praxistür und sah mich verärgert an. Ich blieb auf dem Weg nach draußen noch kurz neben ihr stehen.
    »Wenn wir jetzt nichts mehr miteinander haben, kann ich doch nächstes Mal in die Gruppensitzung kommen und mir dort von dir helfen lassen, oder?«, fragte ich.
    »Das geht leider nicht«, meinte sie.
    »Warum nicht?«, wollte ich mich noch nicht geschlagen geben.
    »Weil wir uns diesmal woanders treffen, Herr Oberschlauberger.«
    »Und zwar wo?«
    »Tja, da hast du wohl Pech gehabt«, sagte sie und verschränkte ihre Arme. »In diesem Fall berufe ich mich auf meine Schweigepflicht.«
    »Wie albern. Ich brauche höchstens ein paar Minuten, um es aus Ralph rauszuquetschen.«
    Dahingehend schien sich ihre Einschätzung von Ralph mit meiner zu decken, er war als Verbündeter eben schlecht zu gebrauchen. »Wir machen einen Grillabend«, gab sie notgedrungen zu.
    »Ach. Und ich bin nicht eingeladen?«, beschwerte ich mich.
    »Ist mir lieber so«, sagte sie und zog damit einen Schlussstrich unter alles, was zwischen uns gewesen war.

KAPITEL 20
    »Je öfter ich mit ihr spreche, desto mehr mag ich sie. Sie ist wirklich nett. Aber ich hab sie nur aus Verzweiflung abgeschleppt. Weil ich einsam war«, bejammerte Ralph bei unserem gemeinsamen Mittagessen sein erstes sexuelles Abenteuer der neueren Zeitrechnung.
    »Und weil du scharf auf ein paar richtig stramme Hüften warst«, erinnerte ihn Markus.
    »Wann rollt sie denn hier an?«, erkundigte ich mich bei Ralph.
    »Es wäre nett, wenn du deine Anspielungen auf ihre Figur lassen würdest«, ermahnte er mich.
    Er hatte recht, also winkte ich entschuldigend ab. Trotzdem ahnte ich, dass seine Braut zu den Frauen gehörte, die sich ihre BHs mit der Präzision eines Ingenieurs für Luft- und Raumfahrttechnik aussuchten, als müssten sie damit ein bemanntes Space Shuttle ins All schicken. Sie würde massenhaft Modelle anprobieren, um am Ende höchstens eins zu kaufen.
    »Sie wollte heute Nachmittag vorbeikommen«, antwortete Ralph.
    »Und dass du sie ja nicht anbaggerst«, meinte Markus breit grinsend.
    Ralph sah mich entsetzt an. Auf die Idee, dass ich mich an seine neue Geliebte ranmachen könnte, warer  nicht im Leben gekommen. Ich übrigens auch nicht.
    »Keine Sorge, die Therapie hat bei mir gut angeschlagen«, beruhigte ich Ralph.
    Es überzeugte ihn nicht restlos, aber das war nicht mein Problem. Ich hatte inzwischen mit ganz anderen Sorgen zu kämpfen: Nachdem klar war, dass ich gegen die Kündigung meiner Geschäftsräume nicht vorgehen  könnte, musste ich adäquaten Ersatz finden. Ich hatte mehrere Mittagspausen ausgedehnt, um nach
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