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Hosen runter: Roman (German Edition)

Hosen runter: Roman (German Edition)

Titel: Hosen runter: Roman (German Edition)
Autoren: Carsten Regel
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Gesichter blickte: meine Eltern!
    »Tom! Was machst du denn hier? Musst du nicht arbeiten?«, fragte mein Vater.
    »Ist etwas mit dem Laden?«, fragte meine Mutter.
    Bevor sie anfangen konnten, aus Sorge um das Wohlergehen ihres einzigen Kindes nervös an den Fingernägeln zu kauen, beruhigte ich sie und gab Entwarnung.»Alles in Butter«, sagte ich. »Der Grund für meinen freien Nachmittag wird euch freuen.«
    Meine Mutter hätte vor Erleichterung fast die Flasche Supermarktwein fallen lassen, und mein Vater atmete laut aus. Ich rückte dicht an meine Freundin heran. »Nathalie, darf ich dir meine Eltern vorstellen?«, fragte ich und deutete auf die zwei älteren Herrschaften, die uns entgeistert ansahen.
    »Oh«, sagte Nathalie. Sie gab meiner Mutter die Hand, dann meinem Vater.
    »Das ist meine Psychotherapeutin«, sagte ich stolz.
    »Ich wusste ja gar nicht, dass du eine Therapie machst? Hast du Probleme, von denen wir noch nichts wissen?«, erkundigte sich meine Mutter postwendend.
    »Wozu brauchst du denn eine Therapeutin?«, wollte nun auch mein Vater von mir wissen.
    Weil ich einige Jahre lang meinem Schwanz die Kontrolle über mein Hirn gestattet hatte, aber diese Information hätte ihn nur an seiner Erziehung zweifeln lassen, und das wollte ich ihm in seinem Alter nicht mehr antun. Aber ganz unbehelligt sollte er nicht davonkommen.
    »Nathalie hat ein Kindheitstrauma von mir geheilt«, antwortete ich schlicht. Meine Eltern erschraken erneut.
    »Aber deine Kindheit war doch völlig normal«, rechtfertigten sie sich sofort.
    »Mein Gott, haben wir dir denn etwas angetan?« Meine Mutter klang erschüttert.
    Ich nahm Nathalie in den Arm. »Diese Frau hat mich von meiner jugendlichen Verwirrtheit befreit, die michseit meinem fünfzehnten Geburtstag beherrscht hat. Seit du mir gepredigt hast, dass Frauen auch Menschen sind«, amüsierte ich mich über die drei liebsten Menschen, die ich hatte.
    »Ja, natürlich sind Frauen auch Menschen. Das hab ich dir mit auf den Weg gegeben«, sagte mein Vater.
    »Sie hätten dem kleinen Tom damals nur sagen müssen, dass es unter Umständen sehr lange dauern kann, bis er die richtige Frau für sich findet«, gab Nathalie meinen Eltern augenzwinkernd einen professionellen Rat, den sie 1989 hätten gebrauchen können.
    Ich nahm Nathalie in den Arm und küsste sie auf die Wange.
    »Ist sie nicht großartig?«, fragte ich meine Eltern.
    »Na, dann komm doch mit der jungen Dame mal zum Essen vorbei«, schlug meine Mutter spontan vor.
    »Machen wir«, sagte ich und hakte Nathalie unter. »Aber jetzt müssen wir los.«
    Ein Mann, der keinen Grill aufbauen und in Betrieb setzen konnte, musste fürchten, von den Frauen nicht für voll genommen zu werden. Das jedenfalls befürchtete ich, als ich das Ungetüm sah, das Nathalie vor dem maroden Gartenhäuschen aufgestellt hatte. Es wirkte auf mich wie ein Ufo mit Aluminiumtentakeln, das in einer Kleingartenkolonie gelandet war, und jagte mir ordentlich Respekt ein.
    »Ich nehme an, du kennst dich mit den Dingern aus?«, fragte sie und offenbarte dabei eine gewisse Erwartungshaltung.
    »Kohle rein, Grillspiritus drauf, anzünden«, gab ich ihr Instruktionen, die möglichst kompetent klingen sollten.
    Nathalie griff sich einen Sack mit Grillkohle und riss ihn auf.
    »Vorher noch den Rost runternehmen«, schob ich süffisant nach. Sie steckte mir die Zunge raus, also nahm ich ihr die Arbeit ab und bemühte mich, zu vollbringen, was meine Geschlechtsgenossen seit Jahrtausenden schafften, nämlich ein Feuer zu entfachen.
    Nathalie stand daneben und war von meinen archaischen Fähigkeiten gefesselt, bis uns die Hitze der Flammen zwang zurückzutreten.
    »Die Flammen schlagen ziemlich hoch«, bemerkte sie. »So kann man da aber kein Fleisch drauflegen.«
    In diesem Moment wurde mir klar, warum es Ehefrauen gab, die von ihren Männern beim Grillen mit einem Schürhaken erschlagen wurden.
    »Meine liebe Nathalie«, erklärte ich geduldig. »Die Kohle muss erst richtig heiß werden, damit sie später stundenlang vor sich hin glühen kann.«
    »Ah, okay. Na dann hole ich uns mal ein Glas Wein«, sagte sie und ging schnell ins Gartenhaus. Vielleicht hatte sie instinktiv gespürt, dass sich mein Griff um den stumpfen Gegenstand in meiner Hand verkrampft hatte, mit dem ich eigentlich nur in den schwelenden Kohlen rumstochern wollte.
    Während ich noch das Feuer schürte, betraten der Bankkaufmann und seine Frau den Garten. Sie hatten Kartoffelsalat
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