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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand
Autoren: David Weber
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Mitteln, die mir zur Verfügung stehen. Wenn ich nicht amputiert hätte, dann hätten wir Sie verloren.«
    Honor konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Sie vermochte keinen klaren Gedanken zu fassen, dazu stürmte zuviel auf sie ein: Freude über das Wiedersehen mit Nimitz, Erstaunen, daß sie überhaupt noch am Leben war, der Schock über ihre Verstümmelung, dazu die immer deutlicheren Erinnerungen an die Freunde, die tatsächlich gestorben waren, die anders als Honor nicht mehr aufwachen und feststellen würden, daß sie irgendwie doch überlebt hatten. Schuld senkte sich mit vernichtender Last auf sie, und sie brachte kein Wort hervor. Sie konnte nur in Montayas verhärmtes Gesicht blicken und Nimitz mit dem rechten Arm fest umschlingen. Noch verzweifelter klammerte sich ihre Seele an ihn.
    Später konnte sie nicht sagen, wie lange dieser Zustand angehalten hatte. Schließlich aber begann ihr rechter Mundwinkel sich allmählich zu einem unsicheren Beinahe-Lächeln zu verziehen, und sie löste ihre Hand von Nimitz und hielt sie Montaya hin.
    »Fritz«, sagte sie leise und verwundert. Er nahm ihre Hand und drückte sie überschwenglich. Ihre allzu dünnen Finger erwiderten den Druck.
    »Es tut mir so leid«, wiederholte er, und Honor schüttelte den Kopf.
    »Wieso?« fragte sie sanft. »Weil Sie mir das Leben gerettet haben – schon wieder?«
    »Ja, er hat Ihnen das Leben gerettet, Mylady«, sagte eine andere Stimme, und Honor keuchte auf. Sie wollte sich aufsetzen, mit der rechten Hand aber hielt sie noch immer Montaya fest. Sie versuchte, sich mit der linken Hand abzustützen, die sie nicht mehr besaß, und preßte den verbundenen Stumpf gegen das weiche Lager, auf dem sie ruhte. Vor Schmerzen zischte sie laut. Mit besorgtem Gesicht sprang Montaya auf, doch die Arme eines anderen stützten Honor. Nimitz huschte von ihrer Brust und legte sich neben sie. Honor entzog Montaya die rechte Hand. Sie streckte den Arm aus, und der Schmerz, der sie noch durchpulste, bedeutete nichts mehr, denn sie konnte Andrew LaFollet mit all der Kraft an sich drücken, die ihrem ausgezehrten Körper verblieben war.
    Der Waffenträger erwiderte die Umarmung, und Honor spürte die furchterregende Intensität seiner Emotionen in sich widerhallen. Sie empfand seine Erleichterung, überlebt zu haben, seine Trauer um alle, die es nicht geschafft hatten – und seinen grimmigen Stolz auf ihren Mut. Doch über allem anderen spürte sie seine Ergebenheit ihr gegenüber – seine Liebe –, und seine Freude, daß sie noch lebte. Sie klammerte sich ähnlich fest an ihn wie zuvor an Nimitz.
    Momente wie dieser waren einfach zu leidenschaftlich, um lange anzuhalten, und schließlich sog Honor tief Luft ein und lockerte ihre Umarmung. LaFollet ließ los und wollte einen Schritt zurücktreten. Doch sie schüttelte rasch den Kopf und klopfte neben sich aufs Bett. Geradezu flehend war der Ausdruck auf der lebendigen Hälfte ihres Gesichts, und LaFollet zögerte nur kurz, dann zuckte er mit den Schultern und setzte sich neben sie. Sie schaute zu ihm hoch, dann zu Montaya, und eine andere Art Unglaube erfüllte sie, als sie an dem Schiffsarzt vorbeisah und das Schott und die niedrige Decke einer Pinasse oder eines Shuttles erkannte. Das Baumuster war ihr unbekannt, und jemand hatte Vorhänge aufgehängt, um die Reihe zurückgeklappter Sitze abzuschirmen, die ihr als Bett dienten. Wo immer sie sich auch befand, sie war jedenfalls nicht im Schiffsgefängnis von VFS Tepes , und sie wandte sich fragend an LaFollet.
    »Wie haben Sie das geschafft?« fragte sie nur, worauf er lächelte.
    »Das versuchen wir selbst noch herauszubekommen, Mylady«, entgegnete er trocken, »aber wir wissen, wer es geschafft hat.«
    Er blickte Montaya mit erhobener Augenbraue an, und der Arzt griff nach Honors Handgelenk. Behutsam fühlte er ihr den Puls, dann sah er ihr ins gesunde Auge und nickte.
    »Ich glaube, sie hält durch«, sagte er. »Aber machen Sie dem Captain eins klar: Wenn ich sage raus , dann verschwinden Sie alle auf der Stelle.«
    »Jawohl, Sir«, entgegnete LaFollet grinsend und erhob sich. Er klopfte Honor leicht auf die Schulter, machte kehrt und schob sich durch die Vorhänge. Honor begann ihr Bett entschlossen hochzukurbeln. Montaya wollte einen scharfen Einwand erheben, doch dann seufzte er kopfschüttelnd, half ihr in die aufrechte Position und rückte die Kissen zurecht.
    Zum Dank lächelte sie ihm zu, doch sogleich kehrte ihre Aufmerksamkeit zu Nimitz
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