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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand
Autoren: David Weber
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Verzweiflung bildeten ihren einzigen Antrieb, aber das spielte keine Rolle mehr. Sie packte den Grayson, als wäre er nur ein Kind, wuchtete ihn sich auf die Schultern und wandte sich wieder dem Lift zu.
    Und ausgerechnet in diesem Moment erwachten die Haveniten aus ihrer Erstarrung. Pulserbolzen heulten und prallten als sirrende Querschläger ringsum von den Schotten ab. Weitere Granaten detonierten. Der Drillingspulser eröffnete wieder das Feuer und zerschmetterte Schottwände, und es schien nichts mehr zu existieren außer einer durchdringenden, kreischenden, ohrenbetäubenden Flut aus zerreißendem Metall und verbissenem Haß.
    Honor taumelte, als ein Schrapnellgeschoß ihren rechten Oberschenkel streifte und aufriß, aber es gelang ihr, auf den Beinen zu bleiben und in den Lift zu springen. Sie wirbelte auf den Zehenspitzen herum und spürte das eigene Blut, das pulsierend aus der Wunde schoß, warm am Bein herunterlaufen. Irgendwie traf sie den Freigabeknopf, ohne LaFollet fallenzulassen.
    Die Kabine fuhr los, und in Honor breitete sich Erleichterung aus. Diese Erleichterung stand im Widerstreit zu ihrem Schmerz und ihrer Trauer, aber wenigstens würde sie es schaffen. Sie und Andrew würden es schaff …
    In diesem Moment zerfetzte der Drillingspulser die Lifttüren.
     
    »Der Lift! Jemand kommt mit dem Lift!«
    McKeon schoß herum, als er den Ruf hörte, und sein Herz machte einen Sprung. Wenn Harkness’ Verriegelung gehalten hatten, konnte in dem Lift niemand anders sitzen als die Gruppe, die Honor retten sollte, und wenn nicht …
    Er winkte. Sanko und Haiburton schwenkten das Plasmagewehr wieder auf den unbeschädigten Lift, während Anson Lethridge mit einem Granatgewehr herbeieilte. Da hielt der Lift schon an, und die Türen öffneten sich. Lethridge erstarrte. Er warf einen Blick hinein, und sein häßliches Gesicht wurde kreidebleich. Er legte sein Gewehr auf den Boden und stürmte in die Kabine. McKeon folgte ihm dichtauf und riß entsetzt die Augen auf.
    Das obere Drittel der Liftkabine war in Fetzen gerissen worden – weniger zerschmettert als vielmehr von einem großkalibrigen Drillingspulser zerschnitten . Messerscharfe Splitter aus Panzerstahl – manche nur so groß wie ein abgeschnittener Fingernagel, andere von der Größe einer Männerhand – waren aus den Wänden gerissen worden und wie Geschosse durch die Kabine gewirbelt. Anders ließ sich nicht erklären, daß Honor Harrington unter Andrew LaFollet auf dem Boden lag, wo sich eine dicke Blutlache ausgebreitet hatte.
    Lethridge hatte sich schon niedergekniet und löste vorsichtig LaFollet von dessen Gutsherrin. McKeon nahm ihn behutsam auf und reichte ihn an andere helfende Hände weiter. Seine Augen nahm er dabei nicht von Honor. Lethridge kniete in ihrem Blut.
    Es lag an ihrem Arm. Ihr linker Arm war knapp über dem Ellbogen zerschmettert. Lethridge bewegte sich mit verzweifelter Hast, legte sein Koppel gleich unter der Achselhöhle um ihren Oberarm und zog die improvisierte Aderpresse zu. Dann nahmen er und McKeon Honors schrecklich schlaffen, blutüberströmten Körper auf und eilten damit zum Shuttle.
    »Reißaus-Eins, hier Reißaus-Zwo. Ihr Status?«
    Geraldine Metcalf seufzte vor Erleichterung, als endlich die ersehnte Stimme Captain McKeons aus ihrem Ohrhörer drang, dann erst bemerkte sie seinen Ton: schroff und scharf vor Wut – oder vor Sorge. So hatte Metcalf ihn noch nie gehört. Sie wandte sich DuChene zu.
    »Status Grün«, sagte sie dann in ihr Com. »Wiederhole, Status Grün.«
    »Sehr gut«, antwortete McKeons Stimme. »Bereithalten für Herbstlaub.«
     
    Zwei gestohlene Sturmshuttles der Systemsicherheit näherten sich einander im Radarschatten der Tepes . Den schwer angeschlagenen Schlachtkreuzer benutzten sie als Deckung. An Bord der Tepes wurden zwar die ersten Systeme unter Handsteuerung wieder betrieben, aber allzu viele waren es nicht, und das Ungetüm war nach wie vor blind und ahnte nichts von den beiden winzigen Mücken, die sich allein durch die Kraft ihrer Schubdüsen in Richtung des Schiffshecks bewegten. Niemand an Bord des Schlachtkreuzers hegte den Verdacht, daß Horace Harkness’ letzte – und tödlichste – Computerprogramme sich überhaupt nicht im Hauptnetz befanden. Sie steckten vielmehr im letzten Sturmshuttle und der Pinasse in Beiboothangar Vier.
    Scotty Tremaine steuerte Reißaus-Zwo; McKeon saß im Sitz des Kopiloten. Tremaine ließ den digitalen Countdown auf dem Instrumentenbrett nicht
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