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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand
Autoren: David Weber
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schrecklichen Augenblick lang glaubte sie, es wäre LaFollet, doch dann erkannte sie die SyS-Uniform und begriff, daß ihr Waffenträger den Mann getötet hatte. Und er war noch immer mit Töten beschäftigt.
    Andrew LaFollet hatte Honor schon einmal bei einem Mordanschlag das Leben gerettet – er, Jamie Candless und Eddy Howard –, doch damals war Honor vom Geschehen viel zu gelähmt gewesen, um vollends zu begreifen, was vor sich ging. Heute war es anders, vielleicht deswegen, weil Jamie und Eddy tot waren und sie im Grunde ihres Herzens wußte, daß LaFollet zum gleichen Schicksal verdammt war – daß er ebenfalls für sie sterben mußte. Sie konnte nicht genau sagen, was anders war … doch diesmal blinzelte sie und befreite ihr gesundes Auge von dem verschwommenen Schleier, der ihren Blick trübte. Zum erstenmal begriff sie wirklich, welch tödliche Kampfmaschine der Major war.
    Er rannte rasch und geschmeidig; wie von einem Metronom gesteuert drehte er den Kopf hin und her, damit ihm keine Einzelheit des Korridors entging. Das schwere Schrapnellgewehr hielt er im Hüftanschlag, und der Tragegurt lief über seine Schulter, um ihm einen Teil des Gewichts abzunehmen und zu helfen, die Waffe ruhiger zu halten. Mit dem Abzugsfinger entlockte er der Waffe kurze, präzise Feuerstöße, wann immer überraschte Haveniten vor ihm auftauchten, angelockt von dem Kampflärm, der plötzlich mitten unter ihnen ausgebrochen war. Andrew LaFollet erschien als Todeszauberer, der seine Magie gerecht und freigiebig in tödlichen Schwärmen aus Schrapnellscheiben verteilte, denn er kämpfte um das Leben seiner Gutsherrin, und jeder, der sich ihm in den Weg stellte, war verloren.
    Dann bog er um die letzte Ecke und brüllte triumphierend auf, als er endlich die Lifttüren erreichte. Er wirbelte herum und winkte Honor herbei, damit sie den Kommandokode eingab, während er und Marcia McGinley rechts und links von ihr niederknieten; jeder bewachte eine Richtung des Korridors, dem sie gefolgt waren, und bestrich ihn mit Feuer. Schwere Waffen schossen zurück, und im gleichen Augenblick, als Honor auf den Liftknopf schlug, hörte sie erstmals das unverkennbare, ohrenbetäubende Kreischen eines zerstörerischen Drillingspulsers, der mit gleicher Mühelosigkeit durch Panzerstahlschotte schnitt wie eine Kettensäge durch Holz.
    Die Türen öffneten sich. Honor sprang in die Kabine und gab bereits den Kode in die Schalttafel. Am Display flackerten Lichter auf und leuchteten beständig, das Zeichen, daß Harkness den Lift noch immer unter Kontrolle hatte. Honor wandte sich zu ihren Freunden um.
    »Los!« rief sie. »Kommt schon!«
    McGinley hörte sie und fuhr herum. Sie entblößte die Zähne zu einem triumphierenden Grinsen, während sie auf den Lift zueilte – dann schien sie mitten im Schritt zu stolpern, und ihr Brustkorb zerbarst. Der Drillingspulser hatte durch das Schott gefeuert. Honor schrie vor sinnloser Wut auf.
    »Gehen Sie, Mylady!« brüllte LaFollet und rammte sein letztes Magazin in das Schrapnellgewehr. »Verschwinden Sie!«
    Er ließ sich auf das linke Knie nieder und feuerte verzweifelt – feuerte wie Jamie, wie Robert und Venizelos und Marcia … und Honor konnte ihn nicht zurücklassen. Es ging einfach nicht!
    »Kommen Sie her, Andrew!« schrie sie, aber er beachtete sie nicht. Dann schlitterte eine Granate um die Ecke, und LaFollet ließ die Waffe fallen und warf sich vor den Sprengkörper. Irgendwie erreichte er die Granate, bevor sie explodierte, und schickte sie mit einem hastigen Stoß in die Richtung zurück, aus der sie gekommen war – aber nicht rasch genug. Die Druckwelle ihrer Detonation erfaßte ihn, hob ihn in die Luft und schleuderte ihn gegen das Schott. Wie eine Flickenpuppe rutschte er von der Wand ab und brach reglos auf dem Deck zusammen. Honor war, als versage ihr das Herz.
    Sie mußte fliehen – das wußte sie. Damit sie fliehen konnte, waren ihre Waffenträger – ihre Freunde – schließlich gestorben: Erst Honors Entkommen verlieh ihrer aller Tod einen Sinn, und deshalb war es ihre Pflicht – ihre Schuldigkeit – zu fliehen.
    Doch sie vermochte es nicht. Das hätte sie mehr gekostet als sie in sich hatte und geben konnte. Sie ließ die Waffe fallen und stürzte aus dem Lift. Die Explosion der Granate schien die Angreifer betäubt zu haben – soweit es Überlebende gab –, denn kein einziger Schuß fiel, als Honor sich neben LaFollet kniete. Sie war schwach und erschöpft, Aufregung und
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