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0813 - Der Schrecken vom Mekong-Delta

0813 - Der Schrecken vom Mekong-Delta

Titel: 0813 - Der Schrecken vom Mekong-Delta
Autoren: Andreas Balzer
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Mekong Delta, 1046 n. Chr.
    Quang hetzte über den sumpfigen Boden, bis er an einem der unzähligen Nebenarme des gewaltigen Mekong-Flusses anlangte. Der Bauer stolperte über eine abgestorbene Baumwurzel, verlor das Gleichgewicht und rollte das Ufer hinunter, bis er halb im Wasser lag.
    Sofort kam Quang wieder auf die Beine. Ein rotes Rinnsal floss aus seiner Stirnwunde und mischte sich mit dem braunen Wasser des Flusses.
    Der Reisbauer ahnte nicht, dass er damit einen noch viel gefährlicheren Räuber anlockte.
    Panisch rannte Quang weiter, bis ihm die Lunge zu bersten drohte. Er wollte nicht sterben, nicht hier und nicht jetzt. Zu Hause wartete seine Frau, die ihr erstes Kind in sich trug. Er würde sie nicht als Witwe zurücklassen.
    Der Gedanke an seine Familie verlieh ihm ungeahnte Kräfte. Die Räuber mochten die besseren Kämpfer sein, aber Quang kannte diesen Teil des kaum besiedelten Mekong-Deltas wie kein Zweiter. Es würde ihm ein Leichtes sein, seine Verfolger abzuschütteln.
    Als er hinter sich das Pferdegetrappel hörte, wusste Quang, dass er es nicht schaffen würde. Doch er hatte immer noch sein Messer.
    Es war nur ein alter, rostiger Dolch, mit dem er manchmal Hölzer zuschnitt.
    Der Reiter kam näher. Quang wirbelte herum und warf mit dem Mut der Verzweiflung sein Messer - und traf ins Schwarze. Die Klinge durchbohrte den Hals des Reiters. Der Räuber kippte röchelnd von seinem Pferd.
    Quang konnte sein Glück kaum fassen. Die anderen Reiter hatten ihn sicher längst vergessen. Und bis sie ihren toten Kameraden entdeckt hatten, war er längst weg. Er würde diesen Tag überleben!
    Dachte er.
    Vorsichtig näherte sich der Reisbauer dem am Boden liegenden Räuber. Er war tatsächlich tot. Schnell nahm Quang dem Reiter das Schwert ab. Das Pferd ignorierte er. Er konnte nicht reiten, und dieses große braune Tier machte ihm Angst.
    Dann hörte er das Geräusch.
    Die Reiter!, schoss es ihm panisch durch den Kopf, Da war es schon wieder! Diesmal vor ihm. Doch es waren keine Reiter, die ihn langsam umzingelten. Das Geräusch erinnerte an das Schlängeln einer riesigen Kobra. Aber das konnte nicht sein. So große Schlangen gab es einfach nicht!
    Mit schweißnasser Hand umklammerte Quang das Schwert, während er weiterstapfte. Was immer da im Nebel auf ihn wartete, er würde jetzt nicht aufgeben. Er musste überleben, um den anderen Dorfbewohnern zu sagen, dass die Räuber wieder auf Beutezug waren. Und vor allem musste er seine Familie retten.
    Als Quang das Geräusch wieder hörte, diesmal nur einen Meter vor sich, wusste er, dass er verloren hatte. Doch nie hätte er mit dem gerechnet, was nun geschah. Mit einem gewaltigen Brüllen schoss eine riesige schwarze Wand vor ihm in die Höhe. Ihre vibrierende Oberfläche glänzte ölig, und sie schien zu leben!
    »Nein!«, keuchte Quang. »So etwas gibt es nicht! So etwas kann es nicht geben!«
    Dann begrub die schwarze Masse den Bauern mit der Wucht eines zusammenstürzenden Hauses unter sich…
    ***
    Heute
    Die Mittagssonne tauchte das Mekong-Delta in warmes Gold. Do Tran Loan nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette und genoss den imposanten Anblick der Drachenbrücke, die stolz vor ihm in den Himmel ragte. Überall um ihn herum wurde fleißig gearbeitet. Do war der Architekt der Drachenbrücke, und er hatte seinen Leuten einen üppigen Bonus versprochen, wenn es ihnen gelang, den Zeitplan zu unterbieten.
    Noch war die gigantische, elegant geschwungene Hochbrücke nicht ganz fertig gestellt. Schon bald aber würde das fast zwei Kilometer lange Bauwerk die Ufer des breitesten Mekong-Arms miteinander verbinden und der Region zu einem bisher unbekannten Aufschwung verhelfen.
    Do Tran Loan liebte das Delta. 15 Millionen Menschen lebten in dieser 40000 Quadratkilometer großen, von Tausenden von Flussarmen und Kanälen durchschnittenen Ebene, die zu den fruchtbarsten Regionen der Welt zählte. Die »Reiskammer Vietnams« nannte man diesen Teil des Landes. Die Amerikaner und der Vietkong hatten einst erbittert um dieses lebenswichtige Gebiet gekämpft. Unzählige Menschen hatten dabei ihr Leben gelassen.
    Doch der Krieg war lange vorbei. Und es lag an Männern wie Do Tran Loan, den Reichtum des Landes zu nutzen, um der Bevölkerung den Weg in eine goldene Zukunft zu ebnen.
    Do war der Bauleiter eines der ehrgeizigsten Projekte, an das sich die Provinzregierung in den letzten Jahren herangewagt hatte. Die Drachenbrücke sollte entscheidend dazu beitragen, die
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