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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand
Autoren: David Weber
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einzuleiten; deshalb war er zum Revolutionär geworden. Doch seine Machtübernahme hatte eine Situation erschaffen, in der für Pierres Neider nur noch eines zählte: ihm diese Macht wieder zu entreißen. Denn seine eigene Vorgehensweise hatte nicht nur sämtliche gewaltfreien Wege zur Macht beseitigt, sondern auch jeden einschränkenden Rechtsgebrauch ihrer Ausübung eliminiert.
    Unter dem Strich war das nach außen hin allmächtige Komitee für Öffentliche Sicherheit deshalb ein weitaus zerbrechlicheres Gebilde, als es den Anschein hatte. Den Dolisten und Proles gegenüber stellte das Komitee unerschütterliche Zuversicht zur Schau, doch Pierre und seine Amtsgenossen wußten nur zu gut, daß ständig Verschwörer am Werk waren und auf einen neuen Umsturz hinarbeiteten. Wer könnte es ihnen verdenken? fragte sich Pierre. Hatte das Komitee denn nicht selber die vorherigen Herren und Meister der Volksrepublik gestürzt? Und hatte das lange Monopol der Legislaturisten auf die Staatsgewalt nicht Verrückte und Fanatiker aller Couleur im Überfluß hervorgebracht? Das Komitee war kein Sammelbecken aller revolutionären Strömungen gewesen, bei weitem nicht. Vielmehr verfolgte es alle ›Völksfeinde‹ mit solcher Rücksichtslosigkeit, daß es sich ständig neue potentielle – und inbrünstige – Gegner schuf.
    Einige Feinde des Komitees legten die gefährliche Entschlossenheit an den Tag, ihrem Groll Taten folgen zu lassen. Die offensichtlich Verrückten erwiesen sich (wie die Zeroisten, die Charles Froidans Forderung nach der Abschaffung des Geldes unterstützten) zum Glück meist als zu unfähig, um auch nur eine Bottle-Party zu organisieren – von einem Staatsstreich ganz zu schweigen. Andere hatten sich zunächst als bessere Verschwörer erwiesen – etwa die Parnassisten, zu deren Zielen die Hinrichtung aller Bürokraten gehört hatte, weil deren Berufswahl angeblich bereits einen Prima-facie -Beweis für Verrat gegen das Volk darstellte; aber auch die Parnassisten waren offenbar außerstande gewesen, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten. Indem sie ihren Zug zu früh machten, hatten sie sich unter den konkurrierenden Extremisten zu viele Feinde gemacht. So fiel es Pierre und dem Amt für Systemsicherheit nicht schwer, eine Fraktion gegen die andere auszuspielen und am Ende alle zu vernichten. (Um der Wahrheit die Ehre zu geben, war Pierre diese Entscheidung schwergefallen. Er brachte den Ansichten der Parnassisten eine gewisse Sympathie entgegen, weil er ständig mit dem aufgeblähten, schleichend langsam operierenden Beamtenapparat zu tun hatte, den ihm die Legislaturisten hinterlassen hatten. Am Ende mußte er jedoch zum eigenen Bedauern einsehen, daß das Komitee nicht auf die Bürokraten verzichten konnte, wenn es die Republik in Gang halten wollte.) Bei anderen Komiteegegnern handelte es sich zwar ebenfalls um Irrsinnige – allerdings um eine viel gefährlichere Variante: Diese Gegner wußten den geeignetsten Zeitpunkt abzuwarten und verstanden sich außerordentlich gut auf Geheimhaltungsmaßnahmen. In diese Kategorie hatten LaB?ufs Levellers gehört. Als Gesellschaftsideal propagierten die Levellers ein System, demgegenüber eine Anarchie fürchterlich reglementiert erschien. Zwar lehnten sie jegliche Form von Organisation ab, waren aber jedoch bei ihrem Aufstand so gezielt und koordiniert vorgegangen, daß in den schweren Kämpfen mehrere Millionen Menschen den Tod gefunden hatten, obwohl der Aufruhr keinen Tag lang andauerte. Erstaunlich, was ein bißchen kinetisches Bombardement aus der Umlaufbahn und ein paar kleine Atombomben in einer Sechsunddreißig-Millionen-Stadt anrichten können , dachte Rob S. Pierre. Im Grunde haben wir noch Glück gehabt, denn die Zahl der Opfer hätte viel höher sein können … Wenigstens hat keiner der bekannten Levellers-Anführer das Blutbad überlebt. Keiner der bekannten … – Für Pierre stand fest, daß zumindest einige, wenn nicht gar alle Angehörigen des innersten Levellers-Kaders Sitze im Komitee für Öffentliche Sicherheit innehatten. Anders ließ sich nicht erklären, daß der Putsch beinahe erfolgreich verlaufen wäre; die Unbekannten waren jedoch unerkannt davongekommen … bis jetzt jedenfalls.
    In Anbetracht der Umstände verwunderte es Pierre nicht weiter, daß er seine bedrückende, ständig zunehmende Unsicherheit nicht abzuschütteln vermochte und sein ursprüngliches Reformbestreben unter der immer schwerer werdenden Last seiner Sorgen zermalmt
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