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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand
Autoren: David Weber
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ersann, welche die Tugenden der Volksflotte als Beschützer der Volksrepublik rühmte, brannte in ihr ein geradezu krankhafter, persönlicher Haß auf die Streitkräfte. Voller Abscheu verachtete Ransom das Militär als überkommene und zudem dekadente Institution, dessen Traditionen es noch immer mit dem alten Regime verbanden und vermutlich dazu inspirierten, den Sturz des Komitees zu planen und die Herrschaft der Legislaturisten zu restaurieren. In Ransoms Augen ließen sich die wiederholten Fehlversuche, den Feind zurückzuschlagen und die Republik zu retten, auf einen grundlegenden Mangel an politischer Zuverlässigkeit zurückführen. Zu ihrer Ablehnung gesellte sich die starke Furcht, daß die Streitkräfte das Komitee ausgerechnet dann im Stich lassen könnten, wenn die Regierung das Militär am dringendsten benötigte. Diese Paranoia der Informationsministerin geriet nach Pierres Auffassung allmählich außer Kontrolle, und tatsächlich waren ihre antimilitärischen Vorurteile ein weiterer Grund für seinen Entschluß, als Gegengewicht zu ihr einen Vertreter der Streitkräfte in das Komitee für Öffentliche Sicherheit aufzunehmen.
    Robert Stanton Pierre hatte schon oft darüber nachgedacht, wie seltsam es war, daß sich Ransoms Haß ausgerechnet gegen das Militär richtete. Anders als er hatte sie vor der Revolution im vollziehenden Arm der Bürgerrechtsunion gedient und fast vierzig T-Jahre lang im Kampf gestanden. Aber sie hatte nicht etwa gegen das Militär gekämpft, das sich so gut wie nie in innenpolitische Angelegenheiten einmischte, sondern gegen das Amt für Innere Abwehr. Deshalb hätte Pierre eigentlich erwartet, daß Ransoms leidenschaftlicher Haß sich gegen diesen Apparat und seine Folgeinstitution richtete. Gerade das war jedoch nicht der Fall. Mit Oscar Saint-Just, dem ehemaligen zweiten Mann der Inneren Abwehr, arbeitete sie Hand in Hand und schien weder ihm noch irgendeinem Angehörigen der Systemsicherheit eine frühere Verbindung zur InAb vorzuhalten. Vielleicht tut sie das nicht , dachte Pierre, weil Ransom und die InAb damals das gleiche Spiel nach den gleichen Regeln gespielt haben. Zwar waren sie Feinde gewesen, aber Feinde, die einander verstanden, während Ransom als Ex-Terroristin die Rituale, Traditionen und Wertvorstellungen der militärischen Gemeinschaft weder zu begreifen noch ihnen irgendwelche Sympathien entgegenzubringen vermochte.
    Was auch immer die Ursachen für Ransoms Haltung waren – weder Pierre noch Saint-Just teilte ihre giftige Intensität. Daß es Feinde des Komitees gab, bestritt keiner von beiden; für deren Existenz existierten unumstößliche Beweise. Doch im Gegensatz zu Ransom verstanden sie klar zwischen dem Komitee für Öffentliche Sicherheit und der Volksrepublik von Haven zu unterscheiden und konnten militärische Fehlschläge hinnehmen, ohne sie als unwiderlegbaren Beweis für verräterische Umtriebe zu betrachten. Das vermochte Ransom nicht. Vielleicht , überlegte Pierre, sind Oscar und ich wesentlich pragmatischere Naturen als Cordelia. Oder entstand der Zwist dadurch, daß Saint-Just und er etwas aufzubauen versuchten, während sich Cordelia noch immer mit dem Niederreißen des Althergebrachten beschäftigte? Persönlich hegte Pierre den Verdacht, daß sich die zwei stärksten Motive Cordelias gegenseitig verstärkten: nämlich Egoismus und Verfolgungswahn. Sie war von der Vorstellung besessen, das Volk, das Komitee für Öffentliche Sicherheit und Cordelia Ransom müßten am Ende eins werden. Wer sich irgendeinem Teil ihrer persönlichen Dreifaltigkeit widersetzte – oder ihn enttäuschte –, stand offenbar dem Ganzen feindlich gegenüber. Deshalb verlangte Cordelias Selbsterhaltungstrieb von ihr, unablässig wachsam zu sein und alle Volksfeinde aufzustöbern und zu vernichten, bevor diese sich gegen sie wenden konnten.
    »Und selbst wenn Ihre ›Legende‹ bis in alle Ewigkeit standhält«, fuhr sie energischer fort, »wie können Sie auch nur in Betracht ziehen, jemandem aus dem Offizierskorps zu vertrauen? Sie haben es selbst gesagt: Wir haben zu viele von ihnen getötet und zu viele andere – mitsamt deren Familien – verschwinden lassen. Das werden sie uns niemals verzeihen!«
    »Ich glaube, Sie unterschätzen die Macht des Eigeninteresses«, antwortete Pierre anstelle des SyS-Chefs. »Ganz gleich, wem wir ein Stück vom Kuchen anbieten: er hat fortan genug gute Gründe, uns im Sattel zu halten. Zum einen wird jeder wissen, daß er
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