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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand
Autoren: David Weber
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Prolog
     
    »Nach meinem Dafürhalten ist das ein Fehler – ein großer Fehler«, erklärte Cordelia Ransom. Nur das Funkeln in ihren blauen Augen verriet Gefühl; ihre sonst so leidenschaftliche Stimme, mit der sie mühelos Menschenmassen zu frenetischen Sprechchören anzustacheln vermochte, klang kalt, fast ungerührt. Daraus schloß Robert Stanton Pierre, wie sehr die Frage, die das Triumvirat gerade diskutierte, die Informationsministerin aufgewühlt hatte.
    Er bemühte sich, gerade genügend Härte in seine betont gelassene Antwort zu legen, um Ransoms Bestimmtheit den Boden zu nehmen; ihre Unerbittlichkeit ließ ihn frösteln. »Da muß ich wohl anderer Meinung sein, sonst hätte ich den Vorschlag nicht ausgesprochen«, entgegnete er und sah ihr in die Augen. Obwohl Ransom letztlich zuerst den Blick senkte, strengte das Kräftemessen Pierre deutlich stärker an, als es sollte, dessen war er sich deutlich bewußt. Er konnte nur hoffen, daß Ransom sein Unbehagen nicht bemerkt hatte.
    Offiziell gebot in der gewaltigen Volksrepublik von Haven niemand über mehr Macht als Rob S. Pierre. Als Begründer und Kopf des Komitees für Öffentliche Sicherheit war sein Wort Gesetz und seine Macht über die Bürger der Republik absolut. Dennoch stieß selbst er rasch an Grenzen, und nur eine dieser Grenzen hatte ihn von der Unumgänglichkeit des Vorschlags überzeugt, den er soeben geäußert hatte. Daß die Schranken, an denen Pierre nicht weiterkam, unsichtbar sein mußten für jeden, der nicht dem Komitee für Öffentliche Sicherheit angehörte, bedeutete leider längst noch nicht, daß sie nicht existierten.
    Sein Regime war eine Revolutionsregierung und hatte die Herrschaft über die Republik gewaltsam an sich gebracht. Nach dem Umsturz hatte das Quorum des Volkes dem neuen Kabinett einen geschäftsführenden Charakter zugestanden; doch war es ein offenes Geheimnis, daß die Regierung die Kompetenzen schon seit langem überschritt, die ihr zugestanden worden waren. Im Glauben, lediglich ein Übergangskabinett ins Leben zu rufen, stimmte das Quorum ab und bewilligte Pierres Vorschlag, das Komitee zu gründen. Man bestätigte ihn als Vorsitzenden und ging allgemein davon aus, daß das Komitee so rasch wie möglich die innere Sicherheit wiederherstellte – und mehr nicht. Binnen kurzem mußte das Quorum erkennen, was es wirklich in die Welt gesetzt hatte: eine oligarchische Diktatur, die zum Machterhalt und zur Durchsetzung ihrer Ziele vor Nötigung, Unterdrückung und unverhohlenem Staatsterror nicht zurückschreckte. Genau darauf aber lief Pierres Problem hinaus: Indem er rücksichtslos und unter Anwendung von Gewalt seine Befugnisse überschritt, hatte er seine Macht zwar deutlich demonstriert, zugleich aber seine Autorität jener subtilen Eigenschaft beraubt, die man gemeinhin als ›Legitimität‹ bezeichnet. Eine Herrschaft jedoch, die auf Gewalt oder Gewaltandrohung beruht, kann leicht durch Gewalt gestürzt werden.
    Als ein Gebilde der Gewalt durfte Pierres Komitee sich nicht auf das Gesetz oder das Gewohnheitsrecht berufen. Merkwürdig, wie wenig Gedanken sich die Menschen um eine Regierung machen, die diese Rechtfertigung besitzt , dachte er wehmütig. Ebenso merkwürdig, wie sehr es eine Gesellschaft zu erschüttern vermochte, wenn man sie eines grundlegenden Gesellschaftsvertrages beraubte, der zweifelsohne ausgesprochen schlecht gewesen war. Die Erschütterungen pflanzten sich stets so lange fort, bis ein neuer Vertrag, den alle Beteiligten als rechtens erachteten, den alten ersetzte. Pierre hatte sich längst eingestanden, die Folgen seiner Revolution bei weitem unterschätzt zu haben, als er sich damals für den Weg der Gewalt entschied. Für die Zeit nach dem Umsturz hatte er zwar mit Unruhen gerechnet, war jedoch davon ausgegangen, daß er und seine Mitverschwörer nur die heiklen ersten Monate überstehen müßten. Danach hätte sich seinen Erwartungen zufolge die Herrschaft des Komitees in den Augen der Regierten von selbst legitimieren müssen. Ja, so hätte es sein sollen , sagte er sich einmal mehr, doch daß es in der Realität ganz anders gekommen war, ließ sich nicht bestreiten.
    Das Komitee hielt die Macht nun so fest in der Hand wie zuvor die Legislaturisten, die es niedergeworfen hatte. Im Gegensatz zu den Legislaturisten war Pierre von der Notwendigkeit und Durchführbarkeit von Reformen überzeugt gewesen und hatte ehrlich geglaubt, durch seine Reformen eine Wende zum Besseren
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