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Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Honor Harrington 7. In Feindes Hand

Titel: Honor Harrington 7. In Feindes Hand
Autoren: David Weber
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die ›Fluchtpinasse‹ vernichtet worden war, würde niemand auf den Gedanken kommen, nach weiteren Flüchtlingen zu suchen. Tourville empfand große Bewunderung für den unbekannten Kopf hinter diesem Fluchtplan, aber er wußte genau, was seine Pflicht von ihm verlangte.
    Ja, ich weiß genau, was die ›Pflicht‹ verlangt , dachte er, reichte über Forakers Schulter und drückte fest auf den Löschknopf. Er hörte, wie der Operationsoffizier scharf Luft holte; ihr Kopf fuhr ruckartig zu ihm herum, aber sie sagte kein Wort, und er wandte sich von ihrem Platz ab. Langsam ging er zu Honeker und Bogdanovich, die immer noch schaudernd auf das sich ausbreitende Trümmerfeld starrten, dessen Bild Shannons Drohe ihnen übermittelte. Schließlich räusperte Tourville sich. »Wie schade«, sagte er gewichtig, und der Klang seiner Stimme erschreckte Honeker so sehr, daß er sich wie von der Nadel gestochen umdrehte. »Das kann keiner überlebt haben«, erklärte Bürger Konteradmiral Lester Tourville mit bedauerndem Kopfschütteln seinem Volkskommissar. »Wie schade … Lady Harrington hätte einen besseren Tod verdient gehabt.«
     

Epilog
     
    Sie erwachte nur ganz allmählich, und das war für sie höchst untypisch. In fünfunddreißig Jahren Flottendienst hatte sie gelernt, rasch aufzuwachen und sofort bereit zu sein, sich mit einem Notfall auseinanderzusetzen, doch diesmal war es anders. Diesmal strengte das Aufwachen sie an. Sie wollte überhaupt nicht erwachen. Zuviel Schmerz und zuviel Verzweiflung erwarteten sie, zuviel Verlust, und ihr schlaftrunkenes Hirn schreckte davor zurück, sich all dem zu stellen.
    Dann aber änderte sich etwas: Ein warmes Gewicht, das sich auf ihre Brust senkte, erfüllte sie mit den Schwingungen eines sonoren, sanften, liebevollen Schnurrens, und diese Vibrationen berührten sie im tiefsten Innern ihrer Seele.
    »N-Nimitz?« Fast hätte sie ihre eigene, verwunderte Stimme nicht erkannt. Sie klang holprig und heiser, die Artikulation ließ zu wünschen übrig. Dennoch war es ihre Stimme. Honors Lider flatterten, als eine starke, sehnige Echthand ihr mit grenzenloser Behutsamkeit über die rechte Wange strich.
    Sie riß die Augen auf und schnappte bebend nach Luft. Nimitz beugte sich vor und berührte sie mit seiner Nase an der Nasenspitze. Honor starrte ihn mit dem gesunden Auge an, hob schließlich die rechte Hand und streichelte ihm damit die Ohren, so vorsichtig, als wäre bereits der Luxus, ihn berühren zu dürfen, der größte, wertvollste Schatz im ganzen Kosmos. Ihr zitterte dabei die Hand, sowohl vor Schwäche als auch vor Rührung. Der ‘Kater schmiegte sich an sie und legte seine Wange an die ihre, während er ihr mit dem tiefen Rumpeln seines Schnurrens seine Liebe übermittelte.
    »Ach, Nimitz !« wisperte sie ihm in das weiche Fell, und aller zurückliegende Schmerz lag in diesem leisen Ausruf, all die Furcht und Verzweiflung, die sie selbst dann keinem Feind hätte eingestehen wollen, wenn davon ihr Leben abgehangen hätte. Denn Nimitz war ihre zweite Hälfte, und sie hatte geglaubt, sie sähe ihn niemals wieder. Tränen rannen ihr über die ausgezehrten Wangen, und sie hob die Arme, um ihn eng an sich zu drücken – und erstarrte.
    Ihr rechter Arm hatte erwartungsgemäß reagiert, aber der linke …
    Ihr Kopf ruckte nach links, ihr gesundes Auge weitete sich, ihre Nasenflügel bebten, und der Schock versetzte ihr einen Hieb in den Magen, denn sie hatte keinen linken Arm mehr.
    Sie starrte den bandagierten Stumpf an, und der Unglaube, der sie überflutete, wirkte wie ein Betäubungsmittel. Sie empfand keinen Schmerz, aber ihr Verstand schwor heilige Eide, sie könne die Finger an der Hand noch spüren, die sie nicht mehr besaß – die Finger gehorchten ihr doch noch und ballten sich zu einer Faust, wenn sie das nur wollte! Aber diese Empfindungen waren nichts als Trug. Gebannt und erstarrt lag sie auf ihrem Lager, während sich Nimitz fester an sie schmiegte und sein Schnurren noch tiefer und stärker auf sie eindrang.
    »Es tut mir so leid, Ma’am.«
    Honor drehte den Kopf in die andere Richtung und erkannte Fritz Montaya. Der Schiffsarzt hatte tiefe Ringe unter den Augen, und Honor spürte sein Bedauern und sein Schuldgefühl, als er sich neben sie setzte. »Mir blieb nichts anderes übrig«, erklärte er. »Das Glied war zu stark geschädigt, zuviel …« Er verstummte, atmete tief durch und suchte ihren Blick. »Ihr Arm war nicht zu retten, Ma’am. Nicht mit den
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