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S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno
Autoren: Bernd Frenz
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Prolog
    Rund um den blau pulsierenden Monolithen versank das Gewölbe in tiefer Dunkelheit. Nur in Richtung Stahltor fiel genügend Helligkeit, um einen deutlich abgegrenzten Bereich zu erhellen. Innerhalb des Lichthofes knieten sieben Gezeichnete auf dem kalten Boden. Völlig reglos saßen sie da, das Kreuz durchgedrückt, die Hände auf den Oberschenkeln, ihr Gesäß auf den Fersen ruhend.
    Äußerlich waren sie kaum voneinander zu unterscheiden. Natürlich variierten sie in Größe und Gewicht, doch sie trugen alle den gleichen weißbraun gefleckten Tarnanzug mit Schulter-, Ellbogen- und Kniepolstern sowie identische Modelle einer schweren Schutzweste. Mit ihren tief in die Stirn gezogenen Kapuzen erinnerten sie ein wenig an betende Mönche, doch die unter dem Saum hervorragenden Atemschutzfilter zerstörten diesen Eindruck sogleich wieder.
    Alle sieben hielten die Augen geschlossen. Einige blickten starr geradeaus, anderen neigten den Kopf leicht zur Seite, als würden sie einer weit entfernten Stimme lauschen. Sie wirkten wie in Trance, und als die angekündigte Botschaft tatsächlich erklang, begannen sie, sich mit dem Oberkörper rhythmisch vor und zurück zu wiegen.
    Die Sieben, sie vergehen.
    Akustisch war nicht das Geringste zu hören, doch in den Männern ertönte die mahnende Stimme so machtvoll, als würde sie den hohen Raum bis in den letzten Winkel ausfüllen.
    „Die Sieben", raunten sie zum Zeichen des Verständnisses.
    Der Monolith pulsierte heller und schneller. Auf den transparenten Visieren ihrer luftdichten Helme begannen die Lichtreflexe zu tanzen.
    Die Sieben, ihre Kraft versiegt.
    Diese Worte waren sehr viel mehr als nur Schallwellen, die auf ein Trommelfell trafen. Von allen Seiten drangen sie auf die Männer ein und schlugen in ihrem Innern eine verborgene Saite an, die den meisten Menschen ein Leben lang verborgen blieb. Dabei fungierte ihr gesamter Leib als Resonanzkörper, der die Botschaft mit großer Intensität über die Nervenbahnen tief in die Gehirnwindungen trieb.
    „Die Sieben", erklang es unter den Atemschutzfiltern.
    Die Sieben, ihre Körper verglühen.
    In den Köpfen der Gezeichneten pochte es, als würde jedes Wort einzeln ins Gedächtnis gemeißelt werden. Die Männer erschauderten. Nicht nur ob der Kraft der Worte, sondern auch ob des Inhalts der Botschaft. Die Sieben, denen ihr Leben gehörte, sie schwebten in höchster Gefahr.
    „Die Sieben", echoten sie erneut, diesmal in quälender Inbrunst.
    Die Sieben, die die Welt vor dem Bösen schützen - sie brauchen neues Leben.
    Bei diesen Worten schwoll der fremde Einfluss schlagartig an. Die Sinne der Gezeichneten begannen sich zu weiten. Ihr Wahrnehmungsvermögen expandierte, bis jeder von ihnen die Gedanken des Nebenmannes spürte - und das war nur der Anfang. Im Bruchteil einer Sekunde verschmolzen alle zu einer geistigen Einheit, einem telepathischen Kollektiv, das zu einer höheren Ebene aufstieg.
    Alle Sinne und Empfindungen potenzierten sich ins Unermessliche. Es fühlte sich an, als hätten sie die Welt bisher nur monochrom gesehen und würden nun unversehens in ein buntes Farbenmeer eintauchen. Jegliche Sorge und Unpässlichkeit fiel von ihnen ab. Für einen kurzen, wundervollen Moment fühlten sie sich ausgeglichen und völlig mit sich im Reinen.
    Die Sieben, antworteten sie, mit dem Kollektivbewusstsein vereint.
    Die Sieben, ihre Kraft versiegt, wiederholte die unsichtbare Stimme. Darum schwärmt aus, ihr Gezeichneten, und sucht nach Auserwählten, die würdig sind, das Kollektiv zu speisen.
    Die knienden Männer spürten, wie es unter ihren Hirnschalen zu prickeln begann, doch das ängstigte sie nicht. Sie kannten das aufschäumende Gefühl, das beim Einpflanzen von Befehlen entstand, die viel zu viele Informationen enthielten, als dass sie ein Mensch auf einen Schlag erfassen konnte. Wenige Sekunden später entließ sie das Gesamtbewusstsein aus der Verbindung, und die Wahrnehmung sackte zurück in ihre Körper.
    Wortlos standen die Gezeichneten auf und machten auf dem Absatz kehrt. Von nun brauchten sie keine Stimme mehr, die Anweisungen erteilte. Sie waren bereits bis ins Kleinste genau instruiert.
    Mit locker herabhängenden Armen standen sie da und warteten geduldig, bis die Luft vor ihren Gesichtern zu flimmern begann. Keine Armlänge von ihnen entfernt bildeten sich, völlig aus dem Nichts heraus, sieben faustgroße Wärmequellen. Zuerst glühten sie feurig auf, dann fingen sie an, in sich selbst zu
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