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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil
Autoren: David Weber
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Captain Hunter.
    Der Earl von White Haven hörte mit halbem Ohr zu, wie sein Stabschef die Befehle ins Kommandonetz des Kampfverbandes weitergab, und lehnte sich zurück. Er betrachtete die Blitze detonierender Gefechtsköpfe, die das visuelle Display wie mit rasch verheilenden Pockennarben überzogen. Er hatte alles getan, was in seiner Macht stand.
    Nun blieb ihm nichts anderes übrig als abzuwarten, wie viele seiner Leute wohl überleben würden.
     

1
    Wie alle öffentlichen Gebäude auf Grayson lag auch der Palast des Protectors unter einer gewaltigen Kuppel mit kontrollierten Umweltbedingungen. In einer Ecke des Geländes jedoch befand sich eine andere, kleinere Kuppel. Es handelte sich dabei um ein Treibhaus, und als der Waffenträger in der kastanienbraunen und goldenen Uniform des Hauses Mayhew die Tür für Hochadmiral Wesley Matthews öffnete, bereitete sich der Oberkommandierende der graysonitischen Flotte innerlich auf das Bevorstehende vor. Beinahe sichtbar strömte eine Wolke feuchter Wärme aus dem Treibhaus, und mit einem leisen Seufzen öffnete Matthews den oberen Kragenknopf. Weiter würde er nicht gehen; dieses Mal würde er anständig uniformiert bleiben, und wenn es ihn das Leben kostete.
    »Hallo, Wesley«, begrüßte Benjamin Mayhew IX., Protector des Planeten Grayson, seinen höchsten Offizier, ohne von dem aufzublicken, was auch immer er dort verrichtete.
    »Guten Morgen, Euer Gnaden.« Matthews’ respektvolle Antwort klang seltsam erstickt, denn das Klima unter der kleinen Kuppel war noch schlimmer, als er befürchtet hatte. Der Protector stand in Hemdsärmeln da, und auf seiner Stirn standen Schweißperlen. Der Hochadmiral wischte sich über sein plötzlich verschwitztes Gesicht und warf einen Blick auf das Display der Umweltkontrolle – dann zuckte er zusammen. Entschlossenheit war eine Waffe, die gegen eine Temperatur von vierzig Grad Celsius in Verbindung mit sechsundneunzigprozentiger Luftfeuchtigkeit nicht griff, und er verzog das Gesicht und streifte die Uniformjacke ab, um es seinem Herrscher gleichzutun.
    Das Rascheln des Stoffs war nicht sehr laut, doch im Treibhaus herrschte tiefe Stille. Deshalb trug das leise Geräusch sehr weit, und Benjamin blickte mit einem Grinsen auf.
    »Haben Sie das Thermostat eigens für mich aufgedreht, Euer Gnaden?« erkundigte Matthews sich.
    Benjamin blickte ihn unschuldig an. »Selbstverständlich nicht, Wesley. Warum sollte ich dergleichen tun?«
    Höflich wölbte Matthews die Brauen, und der Protector lachte leise. Selbst auf einer Welt wie Grayson, auf der die Prolong-Anti-Alterungsbehandlung gerade erst zugänglich wurde, war Wesley Matthews für seinen Dienstgrad außerordentlich jung. Vor weniger als vier T-Jahren war er vom Commodore zum Oberkommandierenden der Grayson Space Navy befördert worden, und wie schon Bernard Yanakov, sein Vorgänger, zeigte er sich über die Hobbys seines Protectors immer wieder verblüfft. Das Züchten und Arrangieren von Blumen waren auf Grayson anerkannte Kunstformen, aber traditionell wurden sie von Frauen ausgeübt. Matthews gab willig zu, daß sein Herrscher atemberaubende Arrangements zu zaubern vermochte, dennoch erschien es ihm als eine … eigenartige Nebenbeschäftigung für ein Staatsoberhaupt. Bernard Yanakov war nicht nur Benjamin Mayhews ranghöchster Admiral, sondern auch sein älterer Vetter gewesen, und daher hatte er gewisse Vorteile besessen, die Matthews fehlten. Sein Vorgänger hatte den Protector von Geburt an gekannt und seit Jahren mit seinem Hobby verspottet. Das war für Matthews selbstverständlich unmöglich, aber Benjamin wußte dennoch nur zu gut, wie sein Hochadmiral darüber dachte.
    Als der Protector beschloß, lieber belustigt als beleidigt zu sein, war Matthews überaus erleichtert gewesen, und doch fragte er sich manchmal, ob sich wirklich alles zum Besten gewandt habe. Mit gewisser Schadenfreude rief Benjamin ihn zu Besprechungen, in denen er entweder mit Vasen und Schnittblumen hantierte, oder die wie zufällig an Orten wie diesem Hochofen von Treibhaus anberaumt wurden. Es war zu einer Art privatem Scherz zwischen beiden gediehen, und nur der Herr allein wußte, wie sehr sie beide in diesen Tagen jede Entspannung brauchten, die sie nur finden konnten – aber diesmal waren Temperatur und Feuchte beinahe überwältigend.
    »Tatsächlich«, sagte Benjamin nach einem Augenblick, »lag es nicht in meiner Absicht, Ihnen etwas dermaßen … Energisches aufzuerlegen, Wesley,
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