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Striptease

Striptease

Titel: Striptease
Autoren: Lindsay Gordon
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Luftnummer
Mae Nixon
    Alle Männer haben sexuelle Abweichungen. Ich glaube, sie alle zu kennen: Die harmlos verklemmten Strumpf-Fetischisten und Guckloch-Spanner, die fragwürdigen Zuchtmeister und Exhibitionisten oder diejenigen, die für ihre Vorlieben bestimmte Etablissements aufsuchen müssen. Mich schockt wirklich nichts mehr. Nur einmal zog ich die Notbremse, als ich einem Lover erlaubte, meine Augäpfel abzuschlecken, und er dabei fast meine Kontaktlinsen verschluckte.
    Robs Abweichung liegt irgendwo an der unteren Grenze meiner nach oben offenen Perversitätsskala: Nahe dem Tick, meine Unterwäsche zu tragen oder von einem Staubwedel gekitzelt zu werden, aber Meilen entfernt von der Missionarsstellung im Dunkeln.
    Er treibt es einfach gern in der Öffentlichkeit.
    Robs kleine Vorliebe hat uns im Laufe der Jahre einige Unannehmlichkeiten beschert. Einmal hetzte ein Hauseigentümer seinen Hund auf uns, als wir auf seiner Veranda bumsten.
    Wie oft man uns schon aus öffentlichen Verkehrsmitteln warf, weil wir es ungeniert miteinander trieben, weiß ich wirklich nicht mehr. Letztes Jahr wurden wir verhaftet, als wir unseren Spaß bei einem Quickie im Tordurchgang eines Geschäftshauses hatten und man uns für Einbrecher hielt.
    Die Polizei verlangte eine Kaution, bevor sie uns wieder laufen ließ, und drohte, uns vor Gericht zu bringen, falls sie uns nochmals erwischte. Ich wollte mich daraufhin sofort von unseren Freiluft-Sexabenteuern verabschieden, für Rob hingegen schien die Strafandrohung geradezu eine Herausforderung zu sein. Er kam mit immer neuen, noch verrückteren Ideen, bei denen wir uns im Schmutz suhlen konnten. Denn schmutzig wurden wir bei unseren Spielchen fast immer. Ich habe auf mehr schlammigen Feldern, feuchten Stränden oder in zugigen, verdreckten Hausfluren gelegen, als ich zählen kann.
    Obwohl ich diese sexuelle Abweichung selbst in meinen wildesten Fantasien nie erlebt hatte, fand ich zunehmend Spaß an der Mischung von Erregung und Gefahr, genau wie Bob.
    Geben wir es doch zu, irgendwo in uns haben wir Frauen den Drang nach Exhibitionismus. Warum sonst tragen wir tief ausgeschnittene Tops, wenn wir abends ausgehen? Oder warum rasieren wir uns die Beine? Weil wir auffallen und bewundert werden wollen. Es gefällt uns, wenn sich die Männer nach uns umdrehen. Selbst die, die uns nicht im Geringsten interessieren.
    Nachdem die Exhibitionistin in mir erwacht war, reichte es mir bald nicht mehr, dass man sich nach mir umdrehte. Das Risiko, bei öffentlichem Sex erwischt und verhaftet zu werden sowie die Vorstellung, auch unsichtbare Zuschauer sexuell zu erregen, versetzte meinen Körper in einen geilen Ausnahmezustand.
    Unsere öffentlichen Provokationen erzeugten in mir Gefühle von Erregung und Scham zugleich. Sie waren erotischer als jegliches Aphrodisiakum, das man für Geld kaufen kann.
    Wie gesagt, Rob war permanent auf der Suche nach pikanten Orten, wo wir uns in die Horizontale begeben konnten. Wir haben es an Deck einer Kanalfähre bei Sturm gemacht. Während Regen und Wind uns fast davonspülten, hielt ich mich am Vorschiff fest und tat mein Bestes, Kate Winslet zu imitieren. Derweil gab mir Rob von hinten sein Bestes. Wir brachen in die städtische Bowlingbahn ein und machten einen Quickie; wir vergnügten uns auf dem gepflegten Grün einer Golfanlage, bevor uns die Aufseher packen und hinauswerfen konnten.
    Wir haben Swinger-Clubs und SM-Clubs ausprobiert. Aber mit der Erlaubnis zum Bumsen erlosch der Reiz an der Sache. Wenn kein Risiko bestand, dass man uns erwischte oder dass die Öffentlichkeit sich empören konnte, machte es uns keinen Spaß.
    Im Laufe der Jahre begab sich Rob geradezu auf Feldzüge nach immer neuen Möglichkeiten. Als mein Geburtstag nahte, wusste ich, dass er etwas ganz Besonderes für mich plante.
    Zwar wollte ich mir die Überraschung nicht verderben, aber ich war noch nie gut im Warten. Als Kind gab ich nicht eher Ruhe, bevor ich jedes der für mich bestimmten Weihnachtspäckchen gefunden und geöffnet hatte. Selbst wenn ich dafür mitten in der Nacht nach unten schleichen musste, um die Tesafilmstreifen zu entfernen.
    Aber Rob kannte meine Schwäche und war zu einem Fachmann geworden, mich auszutricksen. Klugerweise machte er alle Arrangements von seinem Büro aus, so dass ich nie nach einem schriftlichen Beweisstück forschen konnte. Dazu hätte ich schon in sein Büro einbrechen müssen. Auch das hatte ich schon in Erwägung gezogen. Leider fehlte
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