Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
aber leider blieb mir keine andere Wahl.« Er klang aufrichtig zerknirscht, trotzdem richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Blüte, über die er sich beugte, und gegen den eigenen Willen interessiert trat Matthews näher. Der Protector bediente eine Sammelsonde mit chirurgischer Präzision und fuhr indes mit seiner Entschuldigung fort – falls es sich um eine solche handelte.
    »Das ist ein Exemplar der Hibsonorchidee von Indus, im Mithra-System. Sie ist wunderschön, nicht wahr?«
    »Ja, das ist sie, Euer Gnaden«, murmelte Matthews. Die glockenförmige Blüte zeigte eine unaufdringliche Mischung aus zarten Blau- und dunklen Purpurtönen, der tief in den Kelch hineinragende Stempel war golden mit scharlachroten Punkten, und der Admiral verspürte ein merkwürdiges Schwebegefühl, als falle er in die parfümierten Abgründe der Pflanze. Das Gefühl war so stark, daß er sich schütteln mußte, und Benjamin lachte leise.
    »Das ist sie wirklich – leider ist es auch extrem schwierig, sie außerhalb von Indus zu züchten. Die männliche Pflanze blüht nur einmal in drei Jahren einen einzigen Tag lang. Diese Blume fasziniert mich, seitdem ich sie in einem Wintergarten auf Alterde zum ersten Mal zu Gesicht bekommen habe, und ich glaube, daß ich kurz vor dem entscheidenden Durchbruch stehe bei der Entwicklung einer Hybridzüchtung, die annähernd doppelt so häufig blüht. Unglücklicherweise ist bei einem solchen Projekt das Timing von alles entscheidender Wichtigkeit, und es ist unumgänglich, die natürliche Umgebung so genau wie möglich nachzubilden. Leider habe ich nicht damit gerechnet, daß sie ausgerechnet heute blüht, und ich wollte Sie auch gar nicht hierherlocken, als Sie um ein Gespräch baten, aber wenn ich mich nicht gerade jetzt darauf stürze …«
    Auf das Schulterzucken des Protectors nickte Matthews knapp und vergaß kurz, die angemessene Haltung gequälter Toleranz einzunehmen; die Schönheit der Orchidee ließ auch ihn nicht unberührt. In respektvollem Schweigen wartete er ab, daß Benjamin mit der Pollenentnahme zum Ende kam. Der Protector betrachtete seinen Schatz höchst befriedigt unter dem Vergrößerungsglas.
    »Nun brauchen wir nur noch zu warten, bis diese hier sich öffnen«, sagte er ein wenig schwungvoller und deutete auf die eng geschlossenen Knospen an einer anderen Ranke.
    »Und wie lange wird das dauern, Euer Gnaden?« fragte Matthews höflich.
    Erneut mußte Benjamin leise lachen. »Wenigstens vierzig Stunden, also brauchen Sie nicht hier stehen und darauf harren.« Der Protector schüttete den Pollen vorsichtig in einen Behälter, wischte sich den Schweiß von der Stirn und deutete auf die Tür. Matthews seufzte erleichtert.
    Er folgte seinem Herrscher aus dem Treibhaus. Benjamins Waffenträger heftete sich an ihre Fersen, während sie zu einer bequemen Sitzecke an einem plätschernden Springbrunnen schritten. Der Protector nahm Platz und bot Matthews den gegenüberstehenden Stuhl an, dann lehnte er sich zurück, als ein Diener kam und Handtücher und gekühlte Getränke brachte. Der Admiral frottierte sich rasch das schweißgetränkte Haar, dann wischte er sich das Gesicht trocken und nippte dankbar an seinem Glas. Benjamin schlug die Beine übereinander.
    »Also, Wesley, weswegen wollten Sie mich sprechen?«
    »Wegen Lady Harrington, Euer Gnaden«, antwortete Matthews prompt. Als Benjamin seufzte, beugte sich der Admiral beschwörend vor. »Ich weiß, daß Sie es noch immer für verfrüht halten, Euer Gnaden, aber wir brauchen sie. Wir brauchen sie sogar dringend.«
    »Dessen bin ich mir bewußt«, entgegnete Benjamin geduldig, »aber ich werde sie nicht unter Druck setzen. Sie erholt sich noch, Wesley. Sie ist noch nicht darüber hinweg, und sie benötigt Zeit.«
    »Es ist nun über neun Monate her, Euer Gnaden«, erinnerte Matthews seinen Herrscher respektvoll, aber beharrlich.
    »Das weiß ich, und ich weiß auch, wie wertvoll sie für Sie sein könnte, aber ihr Leben ist nicht gerade das gewesen, was man gemeinhin leicht nennt; oder wollen Sie mir da widersprechen?« Benjamin sah dem Admiral fest in die Augen, und Matthews schüttelte den Kopf.
    »Sie hat es verdient«, fuhr der Protector fort, »soviel Zeit zu erhalten, wie sie braucht, damit die Wunden verheilen. Ich will dafür sorgen, daß man ihr diese Zeit läßt. Warten Sie, bis sie soweit ist, Wesley.«
    »Aber woher sollen wir wissen, wann Lady Harrington bereit ist, wenn Sie mir nicht einmal gestatten,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher