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Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Titel: Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)
Autoren: Friederike Schmöe
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1. Ida und Vishnu
    »Moaaaaaar!«
    Katinka duckte sich instinktiv. Der Angreifer schoss an ihrer Schulter vorbei. Sie keuchte auf. Um ein Haar hätten sich die Krallen des Fellklops in ihren Pullover vergraben.
    »Ist das eine Killerkatze?«
    »Killerkater!« Ida Schenck lächelte stolz. »Er heißt Vishnu. Vishnu, benimm dich anständig. Frau Palfy ist die Detektivin, die ich engagiert habe, damit endlich wieder Ordnung in unsere Nächte kommt.«
    Sie drohte dem Kater mit dem Finger.
    »Ab mit dir.«
    »Puh«, machte Katinka und rückte ihre Brille zurecht. Vishnu gehorchte. Er bedachte Katinka mit einem milden Blick und machte sich in den Garten davon, um gemäß seiner göttlichen Aufgaben die kosmische Ordnung wiederherzustellen. So jedenfalls kam es Katinka vor, während sie dem rotgerippten Kater nachsah.
    »Vishnu ist ein kluges Tier, nur leider machtlos gegen die Bosheiten, die aus dem Innern kommen.«
    Katinka strich Katerhaare von ihrer Jeans und musterte Ida Schenck, ihre neue Auftraggeberin. Die alte Dame stellte Teegeschirr auf den Tisch und trug Kekse und Kuchen auf.
    »In der Nacht wirkt Schwarztee Wunder«, verkündete sie.
    Sie hatte Katinka angeheuert, um sich von einem Spuk zu befreien, der seit einigen Wochen des Nachts ihren Garten mit Beschlag belegte. Angeblich bewegte sich der berühmte Bamberger Reiter zwischen den Rosenbeeten, starrte durch die Fenster, rüttelte an den Rollläden und begehrte Einlass durch die Terrassentür. Katinka war sich ziemlich sicher, der echte Bamberger Reiter saß nach wie vor in Stein gehauen im Dom fest im Sattel. Bisher war sie sich nicht sicher gewesen, was sie von der Spukgeschichte halten sollte, die Ida Schenck ihr aufgetischt hatte. Es mochte tatsächlich vorkommen, dass jemand der alten Dame aus welchem Grund auch immer mit einer gruseligen Maskerade Ärger machte. Doch in der Atmosphäre dieser sonderbaren Villa wirkte die alte Dame wie das Klischee einer Frau im Herbst ihres Lebens, die die Bodenhaftung verloren hatte und sich mit Halluzinationen und Eingebungen interessant machen wollte.
    »Ostfriesische Rose. Ein klassisches Motiv, finden Sie nicht?«
    »Ja«, machte Katinka mit einem halbherzigen Blick auf das Porzellan. »Ich würde mich gerne im Haus umsehen.«
    »O, ich begleite Sie! Der Tee bleibt ja heiß.«
    Ida Schenck lächelte Katinka an und führte sie durch das Erdgeschoss.
    »Ich bin beruhigt, dass Sie eine Waffe bei sich tragen. Ich meine, eine dieser Schusswaffen, mit denen man einen Gegner rasant niederstrecken kann, nicht wahr?« Ida Schenck holte Luft. »Ein Nudelholz tut es meiner Meinung nach auch, aber natürlich nur bei halbwegs nahem Körperkontakt. Ich persönlich traue meiner Schlaghand nicht mehr viel Wirkung zu. Bitte, Sie sehen ja, das Parterre besteht fast nur aus Wohnzimmer und Küche.«
    »Ist der … Spuk schon einmal ins Haus gekommen?«
    »Gott bewahre!« Ida Schenck hob die rechte Hand, als wolle sie sich bekreuzigen, ließ es dann aber sein. »Ich habe alles verrammelt. Vishnu … aber lassen wir das. Ich finde einfach nur, er hat eine Vorahnung! Jedes Mal, wenn der Reiter heranrückte, warnte er mich mit anhaltendem Gemaunze. Kommen Sie mit nach oben!«
    »Augenblick noch.«
    Katinka öffnete eine unauffällige Seitentür, die von der Küche wegführte. Eine hervorragend ausgestattete Speisekammer nahm sie in Empfang.
    »Wie sieht es mit dem Keller aus?«, wollte Katinka wissen, während sie der kleinen Dame in den ersten Stock folgte. Die Wände des Treppenhauses waren gespickt mit Gemälden. Modernes hing neben dem Armen Poeten von Spitzweg. Getrocknete Blumensträuße baumelten von der Decke.
    »Alle zu Mariä Himmelfahrt gepflückt, über Jahre.«
    Katinka glaubte sich an den alten Brauch zu erinnern, am 15. August jeden Jahres Sträuße aus verschiedenen Kräutern zusammenzustellen.
    »Haben Sie die selber gepflückt?«
    »Ich, ja, und auch Grit, meine Großnichte. Sie ist ein patentes Mädchen. Einige Wochen wohnte sie in meiner Mansarde, dort habe ich eine Einliegerwohnung eingerichtet, aber Sie wissen ja, die jungen Leute, schließlich sind Sie selbst noch jung – sie wollen einfach ihre Freiheit, und die sollen sie auch alle haben!«
    »Als Ihre Nichte auszog«, fragte Katinka schnell, »spukte da auch schon der Bamberger Reiter um Ihr Haus?«
    Ida Schenck schloss die Tür auf, die den Weg zu den Zimmern der oberen Etage freigab. »Nein, das fing erst so zehn Tage später an. Aber Grit spielt nicht den
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