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Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Titel: Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)
Autoren: Friederike Schmöe
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lange am Zaun stehen und spähte zur Nachbarvilla hinüber. Hier im Haingebiet reihte sich ein herrschaftliches Haus an das andere. Die großen Gärten, oft mit altem Baumbestand, vermittelten ein Gefühl von Endlosigkeit. Ich schätze, heute Nacht wird kein Spuk aufkreuzen, dachte sie, morgen auch nicht, und irgendwann hat sich die Geisterstunde von selbst erledigt. Es mochte sein, dass Ida Schenck einfach zu viel allein war, mit ihren kuriosen Souvenirs und ihrer Grübelei über den Tod. Katinka machte sich von den Gedanken an Vergänglichkeit und Verlorensein los, kreidete sie kurzerhand dem nahenden Winter an und ging zum Haus zurück.
    »Haben Sie eigentlich gar keine Fotos von sich und Ihren Reisen?«, fragte Katinka. Viele Reiselustige tapezierten quasi ihre Wände mit sich selbst vor den Sehenswürdigkeiten der Welt.
    »Kaum. Die Bilder im Kopf bleiben schärfer. Nehmen Sie Tee?«, fragte Ida Schenck und goss sogleich Katinkas Tasse voll.
    »Gerne. Aber mir wäre es ganz recht, wenn wir das Licht hier mal ausmachen könnten. Ich möchte nicht auf dem Präsentierteller sitzen, wenn … der Reiter kommt.«
    »Sicher. Natürlich.«
    Ida Schenck war schon aufgestanden und löschte das Licht. Katinka ging in die Küche und drückte ebenfalls auf alle Schalter. Nur eine kleine Tischlampe ließ sie brennen. Auf der anderen Straßenseite sangen die Bäume des Hains im Chor mit den Windböen. Sie kehrte ins Wohnzimmer zurück, wo Ida sich in einen Ohrensessel gesetzt hatte und eine Kerze entzündete.
    »Ein kleines Kerzchen muss drin sein, Frau Palfy«, sagte sie und lächelte. »Meinen Hausschlüssel habe ich Ihnen gegeben, oder? Man wird ja so vergesslich …«
    Ihr kleines Gesichtchen mit den dunklen Knopfaugen schimmerte koboldhaft im Schein der Flamme.
    »Haben Sie. Ich werde mich aber auf alle Fälle bemerkbar machen, bevor ich einfach so hereinkomme!« Katinka nahm ihre Halbautomatik aus dem Holster und legte sie auf den Tisch.
    »Genau das ist es, was ich von einer Detektivin erwartet habe«, erklärte Ida Schenck aus dem Hintergrund. »Deswegen habe ich in den Gelben Seiten auch eine Frau rausgesucht, keinen männlichen Detektiv. Frauen sind im Schießen treffsicherer, das habe ich mir von kompetenter Seite bestätigen lassen.«
    Katinka hatte da ihre Zweifel. Ab und zu verabredete sie sich mit Kommissar Uttenreuther zum Trainieren, aber sie rechnete ohnehin mehr mit der abschreckenden Wirkung ihrer Beretta 9000S als mit ihren Schießkünsten, an denen sie auf Anraten ihrer Freunde bei der Polizei in den letzten Wochen allerdings intensiv gearbeitet hatte. In den meisten Fällen, in denen sie ermittelte, brauchte sie keine Waffe. Da verschwanden teure Uhren, legten sich Altenheimbewohnerinnen in falsche Betten oder erinnerten sich schwarzfahrende Teenies nicht mehr, wo sie die Autos ihrer Mütter abgestellt hatten. Alles keine Recherchen, für die man eine Handfeuerwaffe benötigte. Und wenn nun der Spuk ein Spuk war?
    »Wie war das gleich mit Geistern«, hörte sich Katinka fragen. »Die kann man gar nicht erschießen, stimmt’s?«
    Ida Schenck wiegte den Kopf hin und her.
    »Geister wohl nicht. Aber der Reiter, der durch meinen Garten geschlichen kam, ist garantiert kein Geist.«
    »Sie haben wirklich niemanden in Verdacht?«
    »Absolut nicht. An wen sollte ich denken! Niemand will mir Böses. Meine Verwandten bestimmt am allerwenigsten. Ich habe eine Menge zu vererben. Wer lässt sich so was schon entgehen … Da versucht jeder, sich von seiner besten Seite zu zeigen.« Sie lachte herzlich. »Mit der Verwandtschaft ist das eine eigentümliche Sache. Hüten Sie sich vor Ihren Verwandten. Das sind die Leute, die Ihnen in Ihrem Leben am meisten Schwierigkeiten machen.«
    Abgesehen von der Echtheit des spukenden Reiters hatte Katinka sich die Frage nach der Motivlage auch schon gestellt. Warum erschreckte jemand eine alte Dame, die allein in einer mit fremdartigen Souvenirs voll gestopften Villa lebte – pardon, in Kohabitation mit einem Hindu-Kater. In ihrer Fantasie konnte sie sich allerlei Szenarien ausmalen. Besonders jetzt, in der Dunkelheit des Hauses mit seinen müden Geräuschen, den knarzenden Holzdecken, den raschelnden Zweigen im Garten, den Tatzen des Katers, die den Parkettboden kaum zu berühren schienen. Beleuchtet von der Kerze sah Ida Schencks Gesicht maskenhaft aus und, da sie keine Miene verzog, beinahe leblos.
    Katinka griff nach einem Stück Kuchen.
    »Glenfiddich«, kam es aus dem
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