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Honeymoon

Titel: Honeymoon
Autoren: James Patterson
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wusste nur, dass ihre Gefühle für ihn äußerst heftig und sehr real gewesen waren.
    Aber jetzt war sie über Craig hinweg, oder etwa nicht?
    Du bist über ihn hinweg.
    Nora schloss auf und ging hinein. Im Haus roch es ein wenig muffig, alles war voller Staub, aber das war nicht weiter schlimm. Sie wäre ja sowieso nur kurze Zeit hier. Das würde sie schon nicht umbringen, oder?
    Sie ging in die Küche und riss die Tür des edlen Traulsen-Kühlschranks auf. O Gott, was für ein Desaster! Fauliges Gemüse – und verschimmelter Käse!
    Sie schnappte sich die Evianflasche, die ganz vorne stand, und schlug die Tür rasch wieder zu, ehe es ihr hochkam.
    »Ih, das ist ja widerlich!«
    Sie wischte die Flasche mit einem sauberen Geschirrtuch ab, schraubte sie auf und trank sie fast halb leer.
    Und jetzt? Vielleicht ein heißes Bad? Eine Runde im Pool? Oder in die Sauna?
    Dann hielt Nora sich plötzlich den Bauch und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.
    Mein Magen brennt wie Feuer, dachte sie, als sie sich in der Küche umblickte, doch da war niemand außer ihr. Die Schmerzen schossen ihr in den Hals, Nora hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Sie wollte sich übergeben, aber auch das ging nicht.
    Dann fiel sie wie ein Sack zu Boden, zu kraftlos, um ihren Sturz abzufangen.
    Vielleicht war sie wirklich mit dem Gesicht voran auf dem Fliesenboden aufgeschlagen, aber das kümmerte sie wenig. Sie nahm nichts mehr wahr außer diesem entsetzlichen Feuer, das sie von innen her verzehrte. Alles flimmerte vor ihren Augen. Die fürchterlichsten Schmerzen, die sie je in ihrem Leben empfunden hatte, erfassten ihren ganzen Körper, vergifteten jede Faser.
    Nora hörte plötzlich ein Geräusch – Schritte, die sich der Küche näherten. Es war jemand im Haus.
115
    Nora musste unbedingt wissen, wer der Eindringling war. Wer ist da? Sie konnte kaum etwas sehen. Alles war so verschwommen. Ein Gefühl, als ob ihr Körper sich langsam auflöste.
    »O'Hara?«, rief sie. »Bist du das? O'Hara?«
    Dann sah sie jemanden in die Küche kommen. Es war nicht O'Hara. Wer war das?
    Eine blonde Frau. Groß. Irgendetwas an ihr kam ihr bekannt vor. Was? Jetzt stand die Frau direkt vor ihr.
    »Wer sind Sie?«, flüsterte Nora, während eine höllische Hitze ihr die Kehle und die Brust versengte.
    Die Frau hob die Hand – und nahm ihren Kopf ab. Nein – es waren ihre Haare, eine Perücke, die sie abgesetzt hatte.
    »Besser so, Nora?«, fragte sie. »Erkennst du mich jetzt?«
    Ihre echten Haare waren kurz und rotblond – da wusste Nora plötzlich, wer die Frau war. »Sie!«, keuchte Nora.
    »Ja, ich.«
    Elizabeth Brown – Connors Schwester. Lizzie.
    »Ich bin dir lange gefolgt, Nora. Ich wollte einfach wissen, was du so treibst. Mörderin! Ich war mir gar nicht so sicher, ob du dich an mich erinnern würdest«, sagte sie. »Ich hinterlasse nicht immer gleich einen bleibenden Eindruck«
    »Helfen Sie mir«, flüsterte Nora. Das entsetzliche Feuer wütete jetzt in ihrem Kopf – auf ihrem Gesicht –, überall, es war schrecklich, die schlimmsten Schmerzen, die sie sich vorstellen konnte.
    »Bitte, helfen Sie mir«, flehte sie. »Bitte – Lizzie.«
    Nora konnte das Gesicht von Connors Schwester nicht mehr sehen, aber sie hörte ihre Worte.
    »Keine Chance, Nora. Fahr zur Hölle, Schätzchen!«
116
    Irgendjemand hatte beim Polizeirevier von Briarcliff Manor eine rätselhafte Nachricht hinterlassen: »Ich habe Connor Browns Mörderin für Sie geschnappt. Sie ist in seinem Haus. Kommen Sie und holen Sie sie ab.«
    Die Polizei rief mich in New York an, und ich legte die Strecke nach Westchester in Rekordzeit zurück – ungefähr vierzig Minuten waghalsiger Raserei durch die Straßen der Stadt, über den Saw Mill Parkway und schließlich über die gefährliche Route 9.
    In der kreisrunden Auffahrt vor Connor Browns Haus parkten bereits ein halbes Dutzend Einsatzfahrzeuge der Ortspolizei und der Nationalgarde. Auch ein Rettungswagen vom Westchester Medical Center. Ich holte tief Luft, atmete langsam wieder aus, dann lief ich ins Haus. Ich zitterte am ganzen Leib wie Espenlaub.
    In der Eingangshalle musste ich einem Streifenpolizisten meine Dienstmarke zeigen. »Sie sind in der Küche. Geradeaus –«
    »Ich kenne den Weg«, sagte ich.
    Als ich durch das Wohnzimmer und den formal eingerichteten Essbereich zur Küche ging, stellte ich fest, dass ich auf das, was mich dort erwartete, nicht wirklich vorbereitet war. Diese Räume waren mir so
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