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Honeymoon

Titel: Honeymoon
Autoren: James Patterson
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Prolog
Wer war's? – Wer war WAS?

    Es ist nicht immer alles so, wie es scheint.
    Gerade ging es mir noch blendend.
    Im nächsten Moment krümme ich mich vor rasenden Schmerzen und halte mir den Bauch. Was passiert da mit mir, verdammt noch mal?
    Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur, was ich fühle, und was ich fühle, kann ich einfach nicht glauben. Es ist, als ob meine Magenschleimhaut sich plötzlich in Fetzen ablöst, von einer ätzenden Substanz zerfressen. Ich schreie und stöhne, aber hauptsächlich bete ich – ich bete, dass es endlich aufhört.
    Das tut es aber nicht.
    Es brennt unvermindert weiter. Die ätzende Flüssigkeit brennt ein Loch in meine Magenwand und tropft mit widerlichem Zischen auf meine Eingeweide. Der Gestank meines zerfallenden Fleisches erfüllt die Luft.
    Du stirbst, sage ich mir.
    Nein, es ist schlimmer als das. Viel schlimmer. Ich werde bei lebendigem Leib gehäutet – und zwar von innen.
    Und das ist erst der Anfang.
    Wie eine Rakete schießt der Schmerz in meinen Hals und explodiert dort. Er legt sich als eiserner Reif um meine Kehle; ich ringe nach Luft.
    Dann breche ich zusammen. Meine Arme gehorchen mir nicht mehr, können meinen Sturz nicht abfangen. Ich knalle mit dem Kopf auf den Hartholzboden, und dunkelrotes Blut quillt aus der Platzwunde über meiner rechten Augenbraue. Ich blinzle ein paarmal, aber mehr auch nicht. Auf eine blutende Wunde mehr oder weniger kommt es jetzt wirklich nicht an. Dass sie vielleicht mit einem Dutzend Stichen genäht werden muss, ist das geringste meiner aktuellen Probleme.
    Die Schmerzen werden schlimmer, strahlen immer weiter aus.
    Durch die Nase. In beide Ohren. Und dann mit voller Wucht in die Augen. Ich spüre, wie die Blutgefäße platzen, als wären es Bläschen in einer Luftpolsterfolie.
    Ich versuche aufzustehen. Es geht nicht. Als ich es schließlich doch schaffe, will ich davonlaufen. Aber ich bringe nur ein paar taumelnde Schritte zustande. Meine Beine sind wie Blei. Es sind drei Meter bis zum Bad. Es könnten genauso gut drei Meilen sein.
    Irgendwie schaffe ich es doch. Ich erreiche das Bad und schließe die Tür hinter mir ab. Meine Knie knicken ein, und ich falle um wie ein Sack. Die kalten Fliesen küssen meine Wange, mit einem grässlichen
Kracks!
zersplittert ein Backenzahn.
    Ich kann die Toilette sehen, aber sie bewegt sich, wie alles andere im Badezimmer auch. Alles dreht sich. Ich taste mit fahrigen Bewegungen nach dem Waschbecken, versuche mich daran hochzuziehen – keine Chance. Mein Körper beginnt zu zappeln und zu zucken, als ob tausend Volt durch meine Adern jagen.
    Ich versuche es mit Kriechen.
    Die Schmerzen sind jetzt überall, sogar in meinen Fingernägeln, die sich in den Fugenkitt krallen. Zentimeter um Zentimeter ziehe ich mich vorwärts. Mit letzter Kraft packe ich die Toilettenschüssel und hieve den Kopf über den Rand.
    Eine Sekunde lang ist mein Hals frei, und ich schnappe gierig nach Luft. Ich fange an zu würgen, die Muskeln in meiner Brust dehnen und verdrehen sich. Dann reißen sie, einer nach dem anderen, wie von Rasierklingen durchtrennt.
    Es klopft an der Tür. Ich blicke mich gehetzt um. Das Klopfen wird lauter und lauter. Jetzt ist es schon mehr ein Hämmern.
    Wäre es doch nur der Sensenmann, der mich von diesen Höllenqualen erlöst.
    Aber er ist es nicht – noch nicht, jedenfalls –, in diesem Augenblick wird mir eines klar: Ich weiß vielleicht nicht, was es ist, das mich heute Abend getötet hat, aber ich weiß verdammt genau, wer es war.

Erster Teil
Traumpaare

1
    Nora spürte, dass Connor sie beobachtete.
    Es war immer das Gleiche, wenn sie für eine ihrer Reisen packte. Dann stand er in der Tür seines Schlafzimmers und lehnte seine Einsneunzig an den Türrahmen, die Hände in den Taschen seiner Dockers vergraben, die Stirn in Falten gezogen. Er hasste die Vorstellung, von ihr getrennt zu sein.
    Gewöhnlich sagte er kein Wort. Er stand nur schweigend da, während Nora ihren Koffer packte und dann und wann an ihrem Evian nippte – ihr Lieblingsgetränk. An diesem Nachmittag jedoch konnte er nicht länger an sich halten.
    »Geh nicht weg«, sagte er mit seiner tiefen Stimme.
    Nora lächelte ihn liebevoll an. »Du weißt doch, dass ich muss. Und du weißt, dass ich es genauso hasse wie du.«
    »Du fehlst mir jetzt schon. Sag einfach Nein, Nora – fahr nicht. Die können dich mal gern haben.«
    Vom ersten Tag an hatte es Nora fasziniert, wie offen und verletzlich Connor sich in ihrer
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