Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Honeymoon

Titel: Honeymoon
Autoren: James Patterson
Vom Netzwerk:
sich hier an der Ecke Fortysecond und Park Avenue eine dramatische und auch ein wenig bizarre Szene abgespielt.« Die Reporterin schilderte, wie ein Mann eine junge Frau mit Waffengewalt als Geisel genommen hatte und kurz darauf von einem zweiten Mann, in dem Beobachter einen Undercover-Ermittler vermuteten, erschossen worden war.
    »Als jedoch die Polizei am Tatort eintraf, stellte sich heraus, dass der Mann in keinerlei Verbindung zum New York Police Department stand. Derzeit scheint niemand seine Identität zu kennen. Nach dem Schuss flüchtete er, wobei er einen Koffer mitgehen ließ, der dem Toten gehört hatte.«
    Die Reporterin versprach, die Hörer über die neuesten Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten, worauf der Taxifahrer einen gedehnten Seufzer ausstieß und einen Blick in den Innenspiegel warf. »Das ist genau das, was diese Stadt braucht, was? Noch so ein Irrer, der glaubt, das Gesetz in die eigene Hand nehmen zu müssen.«
    »Ich bezweifle, dass es sich um so einen handelt«, meinte Nora.
    »Wieso?«
    »Wegen des Koffers. Was immer da passiert ist – und warum –, es hat offensichtlich etwas mit dem Inhalt des Koffers zu tun.«
    Der Taxifahrer zuckte mit den Achseln, dann nickte er. »Ja, da haben Sie wohl Recht. Und was denken Sie, worum es da ging?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Nora. »Aber ganz bestimmt nicht um schmutzige Wäsche.«
9
    Es gab da ein Zitat, das Nora einmal irgendwo aufgeschnappt hatte und das sie sehr treffend fand: Dein wahres Leben ist fast immer das Leben, das du nicht führst.
    Außer wenn man Nora Sinclair hieß.
    An der Ecke Mercer und Spring in Soho bezahlte sie den Taxifahrer und rollte ihren Koffer in die zwei Stockwerke hohe, ganz in Marmor gehaltene Eingangshalle ihres Gebäudes. Es war eine Luxusresidenz, entstanden aus einem umgebauten Lagerhaus. Anderswo mochte das ein Widerspruch sein, aber nicht in New York City.
    Sie hatte das Penthouse, das die Hälfte des obersten Stockwerks einnahm. Mit einem Wort: riesig; mit einem anderen Wort: todschick. Möbel von George Smith, Parkett aus brasilianischem Edelholz, eine Poggenpohl-Designerküche. Dies war ihr Zufluchtsort – kühl, ruhig und elegant. Nur hier konnte sie ehrlich sagen: »Nirgendwo auf der Welt möchte ich lieber sein.«
    Es machte ihr allerdings Spaß, den wenigen Menschen, für die sie sich interessierte, eine Führung durch ihre Wohnung zu geben.
    An der Tür stand Noras persönlicher Wachposten – die lebensgroße Tonskulptur eines männlichen Akts von Javier Marin. Es gab zwei gemütliche Sitzecken – die eine mit kostbarem weißem Lederbezug, das Gegenstück ganz in Schwarz. Alles von Nora persönlich entworfen.
    Sie liebte jedes einzelne Stück in ihrer Wohnung; schließlich hatte sie dafür unzählige Antiquitätenläden, Flohmärkte und Kunstgalerien abgeklappert, von Soho bis zur Pazifikküste, von London über Paris bis hin zu entlegenen Dörfern in Italien, Belgien und der Schweiz.
    Alles war voll mit ihren Sammlerstücken. Silber: diverse Kleinodien von Hermès; ein Dutzend oder mehr Silberschälchen, die sie über alles liebte. Glaskunst: Bilderrahmen von French Galle; Opalkästchen in Weiß, Grün, Türkis.
    Verschiedene Gemälde einer exklusiven Auswahl viel versprechender junger Künstler aus New York, London, Paris, Berlin.
    Und dann natürlich ihr Schlafzimmer: in lebhaften Farben gehalten – alles, was die Betawellen in Schwingung brachte –, die Wände in dunklem Weinrot, vergoldete Kerzenhalter und Spiegel und über dem Bett eine massive antike Holztafel mit geschnitzten Voluten.
    So, und jetzt versuch mal, aus mir schlau zu werden.
    Nora nahm sich eine Flasche Evian aus dem Kühlschrank und erledigte ein paar Telefonate. Unter anderem rief sie Connor an – sie nannte das ihre »Beziehungspflege« –, etwas später erhielt Jeffrey einen ganz ähnlichen Anruf.
    Kurz nach acht Uhr am selben Abend betrat Nora das Babbo im Herzen von Greenwich Village. Ja, es war definitiv gut, wieder zu Hause zu sein.
    Montagabend hin oder her, das Babbo war wie immer brechend voll. Die beiden Ebenen des Lokals waren von einem elektrisierenden Summen erfüllt, zusammengesetzt aus dem Klirren und Klappern von Besteck, Gläsern und Tellern und dem Stimmengewirr des trendigen New Yorker Szenepublikums.
    Nora sah sich um und entdeckte ihre beste Freundin Elaine. Zusammen mit Allison, einer weiteren guten Freundin, saß sie an einem der Wandtische im oberen Bereich, wo es etwas ungezwungener
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher