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Honeymoon

Titel: Honeymoon
Autoren: James Patterson
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machen. Überwachung von internationalen Geldtransfers zwischen Terrorgruppierungen, Überprüfung illegaler Offshore-Konten. So sind wir zufällig auf Nora gestoßen. Sie hat einen Haufen Geld verschoben, alles auf einmal, und wir haben sie geschnappt.«
    Walsh nickte, dann lächelte er. Es war das schmierige Lächeln, das ihn verriet. Irgendwie unaufrichtig und eindeutig nervös. »Ja, John, so war es.«
    »Mehr oder weniger«, entgegnete ich, »aber nicht ganz. Susan hat Ihnen die Geschichte abgenommen, aber ich hatte so meine Probleme damit. Was ist schon dabei, wenn das FBI und das Ministerium für Innere Sicherheit den Geldströmen nachgehen, mit denen sich die Terroristen finanzieren, und dabei hier und da ein bisschen gegen das Gesetz verstoßen? Dafür hätte der Mann auf der Straße doch bestimmt Verständnis gehabt.«
    Frank Walsh lächelte jetzt nicht mehr, doch er lauschte mir gebannt.
    »Ja, okay, ich habe den Koffer aufgemacht. Als ich es tat, dachte ich, es könnte vielleicht nicht schaden, wenn ich irgendwann etwas in der Hand hätte, was mir Einfluss verschaffte, der Inhalt des Koffers hätte mir dabei eventuell von Nutzen sein können. Pures Eigeninteresse. Ich hatte ja keinen blassen Schimmer. Machen Sie den Umschlag auf, Frank. Sehen Sie nach. Und bereiten Sie sich auf eine Überraschung vor. Vielleicht auch nicht, was weiß ich.«
    Er seufzte vernehmlich, dann öffnete er den Umschlag.
    Was er darin fand, hatte etwa die Größe seines Zeigefingers. Es war ein kleiner Flash Drive, eines von diesen externen USB-Speichermedien, die man an jeden Computer anschließen kann. Preis: 99 Dollar im Internet-Versandhandel. Meine Kopie des Originals.
    »Da ist auch ein Ausdruck in dem Umschlag. Das Komische ist – das sind gar keine Terroristengelder, Frank.«
    »Nein?«, entgegnete Walsh und schüttelte bedächtig den Kopf. »Was denn, John?«
    Jetzt musste ich doch lächeln. »Ja, wissen Sie, ich bin mir selbst nicht so ganz sicher, und ich muss vorausschicken, dass ich kein großer Fan der einen oder der anderen großen Partei bin. Es gab immer wieder mal Präsidenten, die mir ganz gut gefallen haben, auf beiden Seiten. Keine Ahnung, in welche Kategorie ich damit falle – vielleicht Agnostiker?«
    »Was steht in dem Ausdruck, John?«
    »Für mich sieht es so aus: Da hat irgendjemand beim FBI Geldtransfers zwischen hiesigen und Offshore-Konten verfolgt. Konten von Leuten, die darauf aus waren, Geld zu verstecken – viel Geld, annähernd anderthalb Milliarden Dollar. Wenn ich mich nicht gewaltig täusche, Frank, ist jeder Einzelne auf dieser Liste ein Förderer oder ›Freund‹ der Oppositionspartei. Na, wie gefällt Ihnen das?
    Es wäre wirklich äußerst unangenehm für das FBI und für die regierende Partei gewesen, wenn das während des Prozesses gegen Nora Sinclair ans Licht gekommen wäre. Es wäre als ungesetzlich und auch äußerst unmoralisch gewertet worden. Sogar noch schlimmer, als mit Nora Sinclair ins Bett zu gehen, wofür ich mich im Übrigen ganz fürchterlich schäme.«
    Ich stand auf und merkte, dass meine Knie ein wenig zitterten. Aus irgendeinem Grund schüttelte ich Frank Walsh die Hand – vielleicht, weil wir beide wussten, dass die Zeit des Abschieds gekommen war.
    »Unbezahlter Urlaub, wie?«, sagte er. »Ist genehmigt, John. Das haben Sie sich verdient.«
    Dann ging ich zur Tür hinaus und machte mich auf den Heimweg – nach Riverside.
    Heim zu Max, John junior und Susan – falls sie mich noch haben wollte. Und wissen Sie was, die ganze Fahrt über, von New York nach Connecticut, betete ich, dass sie mich erhören würde.
    Susan, diese unglaubliche, wunderbare Susan, tat mir schließlich den Gefallen.
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