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Honeymoon

Titel: Honeymoon
Autoren: James Patterson
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wahr? Sicher hat deine Frau sich auch immer auf dich verlassen. Mein Gott, der Gedanke, dass ich deine Ehe zerstört habe ...«
    »Ich kann dein Gewissen beruhigen – du warst einen Tick zu spät. Sie ist schon seit zwei Jahren meine Exfrau.«
    »Tatsächlich? Dann bist du also wieder zu haben, O'Hara?«
    Ich sah auf meine Uhr. Wir sprachen jetzt seit über einer Minute. Red weiter, O'Hara.
    Ich wechselte das Thema. »Wie kommst du so zurecht ohne Geld?«, fragte ich.
    Sie kicherte. »Das war doch längst nicht alles. Es ist noch reichlich davon übrig.«
    »Ist es dir wirklich nur darum gegangen? Um das Geld?«
    »Das klingt ja so, als wäre das was Schlechtes. Eine junge Witwe muss doch schließlich an ihre Zukunft denken.«
    »Was du getan hast, geht ein bisschen über die übliche Altersvorsorge hinaus.«
    »Okay, zugegeben, ich hab's auch genossen. Wir haben alle Wut im Bauch, O'Hara. Die meisten Frauen haben einen Mordshass auf die Männer. Wach auf, Schatz, dein Essen ist angebrannt ...«
    Sie redete sich langsam in Rage. Vielleicht hatte ich einen wunden Punkt berührt. Gratuliere, O'Hara!
    »Was hast du denn gegen Männer, Nora?«
    »Hast du eine Stunde Zeit? Oder besser mehrere.«
    »Hab ich. Ich habe so viel Zeit, wie du brauchst.«
    »Aber ich leider nicht«, erwiderte sie. »Ich muss jetzt Schluss machen.«
    »Warte!«
    »Ich kann nicht warten, O'Hara. Wir sehen uns in deinen Träumen.«
    Klick.
    Ich warf einen Blick auf den Sekundenzeiger meiner Armbanduhr. Bitte, flüsterte ich. Sofort rief ich die Jungs unten in der Technik an. »Bitte sagt mir, dass ihr sie geortet habt!«
    Die anfängliche Stille dröhnte in meinen Ohren. »Sorry«, bekam ich zur Antwort. »Sie ist uns durch die Lappen gegangen«
    Ich packte das Telefon und feuerte es mit Karacho an die Wand. Es zerbrach in tausend Stücke.
    Wir sehen uns in deinen Träumen.
108
    Der grauhaarige Fuzzi, der am nächsten Morgen mein neues Telefon installieren sollte, blickte auf die verstreuten Trümmer des alten hinunter. Dann sah er mich mit einem wissenden Mir-ist-nichts-Menschliches-fremd-Lächeln an.
    »Ist Ihnen einfach so vom Schreibtisch gefallen, hm?«
    »Es sind schon seltsamere Dinge passiert«, sagte ich. »Das dürfen Sie mir glauben.«
    Wenige Minuten später war das neue Telefon angeschlossen. Immerhin etwas in meinem Büro, das wieder lief.
    Ich war weiterhin an meinen Schreibtisch gekettet, geplagt von tödlicher Langeweile, Selbstzweifeln und Schuldgefühlen, Letztere in rauen Mengen.
    Das neue Telefon klingelte.
    Mein erster Gedanke war, dass mir eine Zugabe blühte – Nora wollte noch ein bisschen plaudern, noch ein bisschen in meinen Wunden herumbohren.
    Aber mit dem zweiten Gedanken verwarf ich die Vorstellung wieder.
    Ihr gestriger Anruf hatte sich nach einem einmaligen Ereignis angehört.
    Ich hob ab. Ich hatte Recht gehabt, es war nicht Nora.
    Es war die andere Frau in meinem Leben, die mich derzeit auf dem Kieker hatte. Susan und ich waren verständlicherweise nicht besonders gut aufeinander zu sprechen. Trotzdem, wir waren Profis und benahmen uns auch so.
    »Schon was vom Audiolabor gehört?«, fragte ich gleich als Erstes.
    Die Aufzeichnung meines Gesprächs mit Nora wurde auf eventuelle Hintergrundgeräusche hin analysiert, die Hinweise auf ihren Aufenthaltsort enthalten könnten, wenn auch nur allgemeiner Art – Meeresrauschen zum Beispiel oder Wortfetzen von Passanten in einer Fremdsprache.
    Dass ich nichts dergleichen gehört hatte, bedeutete noch nicht, dass da nichts war.
    »Ja, ich habe den Bericht bekommen«, antwortete Susan.
    »Sie konnten nichts finden.«
    Eigentlich war es nur eine weitere schlechte Nachricht, aber die Art, wie sie es gesagt hatte – als sei es im Grunde belanglos –, verriet mir etwas.
    Susan wusste irgendetwas.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    »Was los ist? Du bist immer noch so unglaublich dumm wie eh und je, John. Wenn du mir noch wehtun könntest, hättest du mir noch einmal das Herz gebrochen.«
    Sie verschwieg mir etwas.
    »Das weiß ich, Susan. Aber da ist doch noch was.«
    Ich hatte es intuitiv erfasst, was ihr ein kleines Lachen entlockte. »Wie schnell kannst du bei mir im Büro sein?«
109
    Zwanzig Minuten später saßen Susan und ich im Auto und düsten über die Ausfallstraßen von New York City in Richtung Norden. Nach einer Stunde und fünfzig Minuten hatten wir das Gelände der psychiatrischen Klinik Pine Woods in Lafayetteville, New York, erreicht.
    »Das ist doch bestimmt
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