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Honeymoon

Titel: Honeymoon
Autoren: James Patterson
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Wochen her, vielleicht auch einen Monat, da habe ich zufällig einen Zettel gelesen, den Olivia Nora zugesteckt hatte. Es war ein Geheimnis, das uns alle schockiert hat. Aber es hat uns auch viel über Olivia verraten, vielleicht auch über Nora. Sie werden gleich sehen, was ich meine.«
    Emily ging weiter. Nachdem wir noch ein paar Türen hinter uns gelassen hatten, legte sie die Hand auf eine Klinke. »Das ist Olivias Zimmer.«
    Die Schwester öffnete die Tür, ich sah eine uralte Frau, die auf Kissen gestützt im Bett lag und in einem Buch las.
    Sie blickte nicht auf, als wir drei ins Zimmer traten.
    »Hallo, Olivia. Das sind die Besucher, von denen ich Ihnen erzählt habe«, sagte Emily laut und deutlich.
    Endlich hob Olivia die Augen. »Oh, hallo«, sagte sie. »Ich lese gern.«
    »Ja, Olivia liest gern«, wiederholte Emily und nickte.
    Ein Lächeln zuckte um ihre Mundwinkel. Sie wandte sich zu Susan und mir um.
    »Olivia hat uns lange getäuscht, was ihren wahren Zustand betrifft. Sie hat uns mit allerhand Tricks glauben gemacht, dass ihr Zustand wesentlich schlechter ist, als es tatsächlich der Fall ist. Einmal, als Nora hier war, hat sie einen Anfall vorgetäuscht, um zu verhindern, dass ihre Tochter ein Geheimnis preisgab, denn Olivia weiß, dass wir sämtliche Patientenbesuche aufzeichnen. Olivia ist eine sehr gute Schauspielerin. Nicht wahr, meine Liebe?«
    Olivia sah Susan und mich an, doch sie hatte gehört, was die Schwester gesagt hatte. »Das stimmt wohl.«
    »Nun ja, wir sind uns praktisch schon einig, dass Olivia weiterhin hier bei uns in Pine Woods bleiben kann. Und sie hat sich im Gegenzug bereit erklärt, Ihnen zu helfen.«
    Olivia nickte, ohne den Blick von Susan und mir zu wenden.
    »Ich werde Ihnen helfen«, flüsterte sie. »Was bleibt mir denn anderes übrig?« Dann legte Olivia endlich ihren Roman beiseite und stand auf.
    Während sie zum Kleiderschrank ging, sagte Emily: »Jedes Mal, wenn Nora zu Besuch kam, hatte sie einen neuen Roman für ihre Mutter dabei, obwohl sie glaubte, dass Olivia die Bücher gar nicht lesen konnte.«
    Olivia wühlte in ihrem Schrank und zog schließlich einen Pappkarton hervor. Ich konnte erkennen, dass er Bücher, Geschenkpapierreste und einige Briefumschläge enthielt.
    »Seit einigen Wochen hat Nora ihre Mutter nicht mehr besucht. Stattdessen kamen plötzlich Pakete, die an Olivia adressiert waren. Nora hatte sie geschickt. In einem davon lag auch ein kurzer Brief«, sagte Emily.
    Ich war plötzlich ganz aufgeregt.
    Pakete.
    Sicherlich ging es hier um die Chance herauszufinden, wo die Pakete abgeschickt worden waren. War Nora etwa so unklug gewesen, einen Absender darauf zu schreiben? Das wäre zu schön gewesen, um wahr zu sein.
    Es war tatsächlich zu schön.
    Wie Emily uns erklärte, hatten die Pakete keinerlei Hinweise auf Noras Aufenthaltsort geliefert.
    »Kein Absender. Keine auffälligen Briefmarken oder Poststempel.«
    Sie wandte sich an Olivia. »Geben Sie doch bitte Agent O'Hara den Brief, den Sie bekommen haben.«
    Ich nahm das Blatt, entfaltete es und las.
    »Liebe Mutter, es tut mir Leid, dass ich dich zurzeit nicht besuchen kann. Ich hoffe, das Buch gefällt dir. Ganz liebe Grüße. Deine Tochter Nora.«
    Ich las die Zeilen ein zweites Mal durch und schüttelte den Kopf. »Was ist daran so außergewöhnlich?«
    Susan beantwortete die Frage. »Alles. Nora war sehr vorsichtig. Aber eben nicht vorsichtig genug.«
    Sie starrte Emily an.
    Ich starrte Emily an.
    Endlich verriet Emily mir, was sie Susan offenbar schon erzählt hatte. »Sehen Sie sich das Blatt Papier ganz genau an, Agent O'Hara. Halten Sie es gegen das Licht«, sagte sie. »Sehen Sie es? In der unteren rechten Ecke.«
    Ich hielt das Blatt vor das Fenster und betrachtete es aus nächster Nähe.
    Wahnsinn.
    Das Briefpapier hatte ein Wasserzeichen.
    Ich sah die anderen an – und merkte, dass Olivia zu weinen begonnen hatte. »Sie ist so eine gute Tochter. Ein richtiger Schatz.«
111
    Nora trug nichts als ein blassblaues Bikinihöschen und ein strahlendes Lächeln, als sie im Schein der Nachmittagssonne auf ihre private Terrasse trat. Sie nahm einen Schluck aus der eisgekühlten Evianflasche und drückte sie dann an ihre Wange. Sie hatte sich noch lange nicht satt gesehen am Anblick des Strands von Baie Longue mit seinem schimmernden weißen Sand, der mit den türkisfarbenen Fluten der Karibik zu verschmelzen schien. Sie hätte die Szenerie selbst nicht besser entwerfen können.
    La
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