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Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3

Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3

Titel: Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3
Autoren: Alan Dean Foster
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    Hunderte von Schaben. Tausende. Viele von ihnen waren beinahe so groß wie sie selbst, die sie zwischen ihnen schritt. Alles um sie herum pfiff, klickte und klackte, und ihre federleichten Antennen wippten einander zu, während sie ihren Alltagsgeschäften nachgingen. Der Hitze und der hohen Luftfeuchtigkeit wegen - Schaben bevorzugten mehr als 90 Grad Celsius - war die Luft hier in diesem vor Leben wimmelnden Boulevard geschwängert mit den natürlichen Duftstoffen, die ihre unzähligen Körper abgaben. Verständlicherweise starrten die Schaben den weiblichen Menschen, der sich mitten unter ihnen bewegte, mit ihren wunderschönen roten und goldfarbenen Facettenaugen an, folgten jeder ihrer Bewegungen den Boulevard entlang. Doch wann immer die Besucherin es für notwendig erachtete, pflegte sie die neugierigen Blicke mit einem herausfordernden crrllk zu beantworten. Überrascht davon, einen Menschen Hochthranx sprechen zu hören, zuckten die Schaben dann stets mit ihren zahlreichen Mundgliedmaßen vor Bestürzung. In solchen Augenblicken stahl sich ein Lächeln auf das Gesicht der Besucherin - wobei sie sorgfältig darauf achtete, beim Lächeln nicht ihre Zähne zu entblößen. Auf derartige diplomatische Kleinigkeiten zu achten, erleichterte ungemein den Umgang verschiedener Spezies miteinander.
    Natürlich waren sie keine Schaben, auch keine Käfer. Auch wenn für gewöhnlich einer der beiden Begriffe Verwendung fand, meist letzterer, wenn es darum ging, die hochintelligenten Insektoiden zu benennen. Doch diese assoziative Bezeichnung, die jegliche Sensibilität vermissen ließ, war typisch menschlich. Die Thranx waren Arthropoden, Gliederfüßer, insektenähnlich, unterschieden sich aber wesentlich in Körperbau und in ihren inneren Organen von ihren irdischen Gegenstücken. Sie waren vierarmig und vierbeinig, beziehungsweise - wenn es die Situation von ihnen erforderte - zweiarmig und sechsbeinig, und sie hatten der Menschheit geholfen, die verhassten Pitar letztendlich zu besiegen. Das lagjetzt mehr als dreißigjahre zurück. Seitdem hatten sich die Beziehungen zwischen den beiden Spezies, gemessen an dem von Misstrauen und Unsicherheit geprägten ersten Kontakt, durchaus verbessert.
    Stagniert sind sie, um bei der Wahrheit zu bleiben, dachte die Frau. In gewissen Fällen hatten sich die Beziehungen sogar verschlechtert. Als nachgeordnete Konsulin, die an der Botschaft der Menschen auf Hivehom akkreditiert war, war es die Aufgabe von Fanielle Anjou und ihren Kollegen, dafür zu sorgen, dass dieser Abwärtstrend nicht anhielt. Für diejenigen, die sich hinsichtlich dieser Aufgabe großen Hoffnungen hingegeben hatten, war es frustrierend, wie schleppend die diplomatischen Kontakte auf beiden Seiten vorangetrieben wurden.
    Die elektrostatische Gaze in den Shorts und dem T-Shirt, die Fanielle Anjou trug, reduzierte die Auswirkung der unerträglich hohen Luftfeuchtigkeit, die hier herrschte, um die Hälfte, und das elektronische Kühlaggregat, das in ihre kecke und dennoch adrette Kappe integriert war, linderte die Hitze. Nichts allerdings half Fanielle Anjou dabei, nach außen den Eindruck zu erwecken, sie fühle sich gut in ihrer Umgebung. Ihr war bereits unwohl gewesen in der Transportkapsel, die sie in die Innenbezirke der Stadt gebracht hatte - obwohl die vom oder zum Arbeitsplatz pendelnden Thranx ihr höflich mehr Platz zugestanden hatten, als sie es ihresgleichen gegenüber getan hätten. Während sich Fanielle durchs Gesicht wischte, verschwendete sie ein paar Gedanken an die Low-Tech-Nützlichkeit eines Feuchtigkeit absorbierenden Taschentuchs.
    Die diplomatischen Kontaktbüros befanden sich auf jener Ebene des Boulevards, auf der sich Fanielle Anjou momentan befand, waren jedoch noch etwa einen halben Quadranten entfernt. Die Konsulin kam an einem Hort vorbei, in dem Thranxlarven umsorgt und unterrichtet wurden, während sie auf ihre Metamorphose warteten, dann vorbei an einem Esslokal und dessen Reihen von gepolsterten Ruhebänken, auf denen sich müde Thranx rittlings ausruhen und ihre Beine rechts und links entspannt baumeln lassen konnten, und an einer großen Monitorwand, auf der die öffentlichen Nachrichten liefen. Das Leben und Treiben, das sich auf diesem Bildschirm beobachten ließ, empfand die Frau von der Erde als höchst fremdartig. Obwohl man seit neunzigjahren einen - wenn auch eher lockeren - Kontakt zueinander pflegte und eine Phase engeren Kontakts während des Homanx-Pitar-Krieges
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