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Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3

Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3

Titel: Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3
Autoren: Alan Dean Foster
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dachte sie, Komik und Kummer. Alles Wasser auf die Mühlen der Diplomatie. Haflunormet dachte ähnlich, aber er war von Natur aus pessimistischer als sein menschliches Gegenüber. Oder vielleicht ist er auch nur geduldiger, überlegte Anjou. Menschen neigten dazu, die schier endlose Geduld der Gliederfüßer als depressive Schwerfälligkeit misszuverstehen.
    »Wie weit sind Sie mit den Vorbereitungen für das Treffen gediehen, über das wir sprachen?«, fragte sie ihren Thranx-Kollegen. Sie stellte die Frage in einer Mischung aus menschlichen und thranxischen Worten, Pfeif- und Klicklauten. Diese nützliche und saloppe und dazu auch noch Zeit sparende Art der Kommunikation gewann immer mehr Anhänger nicht nur unter den Diplomaten, sondern auch unter den Wissenschaftlern in Azerick. Es war eine offiziell nicht anerkannte Sprache mit einer Kombination aus Thranx-Gesten und dem, was die hier ansässigen Menschen zustande brachten, um diese Gesten mit zwei statt mit vier Händen zu imitieren. Eine Sprache, die es den Thranx erlaubte, sich in Terranglo zu üben, und den Menschen Gelegenheit gab, Kehl- und Rachenlaute zu trainieren, die für die Aussprache der Thranx-Sprache nötig waren.
    »Krrik, es geht nur langsam voran. Entmutigend langsam sogar. Die Physiker sind nicht die Einzigen, die Studien über Trägheit anstellen.« Er warf einen Blick zu ihr hinüber, hoch in ihr Gesicht, um herauszufinden, ob er ihre letzten Worte richtig verstanden hatte. Da sie nicht unmittelbar nach dem letzten Satz nach Art der Menschen in Gelächter ausgebrochen war, war er nicht sicher, ob sie einen ironischen Witz gemacht hatte oder nicht. Von allen Menschen, die Haflunormet bisher getroffen hatte - zugegebenermaßen waren das nicht sehr viele -, war Anjou diejenige, die mit Abstand am ernsthaftesten war. Er grübelte einen Augenblick darüber nach, ob dies der Grund dafür war, dass sie so gut mit den Thranx auskam. Es kam ihm sogar so vor, als belaste ihre Art zu handeln und zu denken manchmal das Verhältnis zu den Säugern ihrer eigenen Art.
    Während er die Menschenfrau beobachtete, die mühelos mit ihm mithielt, betrachtete er das Spiel ihrer Muskeln, die sich in geradezu ungehöriger Art und Weise unter ihrer fast schon durchscheinenden Haut abzeichneten. Dawar einfach zuviel an Bewegung, zu viel sichtbar von der Anatomie. Ihr Menschenkörper glich dem der AAnn, doch bei den Reptiloiden war der Aufbau des Körperinneren immerhin durch widerstandsfähige, reflektierende und lederartige Schuppen verdeckt. Wenn man hingegen bei den Menschen genau hinsah, konnte man nicht nur die einzelnen Blutbahnen unter der Haut erkennen, sondern auch die plastische Struktur der Haut selbst. Ihr gesamtes Körperinneres war praktisch nach außen gestülpt.
    Er zwang sich dazu, nicht wegzusehen. Es wäre unhöflich gewesen. Diese Weibliche war so etwas wie eine Stock-Kollegin. Auch wenn ihr Anblick seine Mägen in Aufruhr versetzte, hielt er den Blickkontakt mit ihr. Auch den schneidenden, unverwechselbaren und durch und durch unangenehmen Geruch, den die Zweibeiner verströmten, versuchte er zu ignorieren. Unabhängig davon, wie sich die Beziehung ihrer Spezies zukünftig entwickelte, erkannte Haflunormet, dass sich gewisse Gegensätze nicht auf dem Verhandlungswege würden ausräumen lassen.
    Er mühte sich um Aufmerksamkeit, als der im Versuch eines aufrechten Gangs torkelnde und stinkende Kloß erneut etwas sagte. Nein, korrigierte er sich selbst energisch: Es war ein sich geschmeidig und flüssig bewegender Zweibeiner, der das Wort an ihn richtete. Auch ohne die Etikette offizieller Diplomatie waren die Thranx ausgesprochen höflich. Das war eine Folge davon, dass sich die Thranx-Zivilisation in einer Umgebung entwickelt hatte, die höchst beengt war. Für Menschen war es kaum vorstellbar, welche sozialen Kräfte in einer solchen Umgebung am Werk waren. Die Thranx fühlten sich natürlich weder beengt noch eingesperrt: Sie empfanden die Enge eines Stocks als völlig normal und natürlich. Vielmehr war es oberirdische Weitläufigkeit, die die Thranx gelegentlich nervös machte.
    Infolgedessen war der Griff zu den Sternen für die Thranx keine so große Leistung wie für die Menschheit. Psycho-soziologisch das Richtige zu tun war schwieriger als ein Raumschiff zu bauen.
    Anjou war tief in Gedanken versunken, während sie einer Biegung des Pfades folgten. Eint Carwenduved war Haflunormets Vorgesetzter. Da die diplomatische Hierarchie der Thranx
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