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Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3

Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3

Titel: Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3
Autoren: Alan Dean Foster
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gehabt hatte, wussten die Menschen erschreckend wenig über ihre rätselhafte achtgliedrige Bekanntschaft, mit der sie sich den Orion-Arm der Galaxie teilten.
    Die offiziellen Bekanntmachungen, die in regelmäßigen Abständen das beständige Klicken und Pfeifen geschäftiger Mundwerkzeuge übertönten, waren alle in Niederthranx. Die Konsulin beherrschte keine der beiden üblichen Thranx-Sprachen wirklich; berücksichtigte man aber, dass sie ein Mensch war, konnte man ihr Thranx fließend nennen - vor allem ihre Kollegen taten dies. Was die Thranx von Anjous Versuchen hielten, ihre Sprachen zu sprechen, wusste die Konsulin nicht. Zweifelsohne betrachteten die Thranx weiche Lippen und eine bewegliche Zunge als einen eher armseligen Ersatz für harte Mundgliedmaßen.
    Zumindest, dachte sie, bin ich in der Lage, mich zu verständigen. Das war mehr, als viele ihrer Kollegen und Mitarbeiter von sich behaupten konnten, die sich bemühten, die thranxischen Klick- und Pfeiflaute nachzuahmen.
    Eine ausgewachsene weibliche Thranx ging nahe an Anjou vorbei, im Schlepptau zwei Heranwachsende. Anders als menschliche Nachkommen jenseits der Pubertät waren junge Thranx perfekte, allerdings verkleinerte Abbilder eines Erwachsenen. Diese beiden befanden sich kurz vor der Häutung, in einer Phase also, in der sich ihr Körper darauf vorbereitete, die harte Chitinhülle des Panzers abzustreifen, um dann in eine neue, größere Hülle hineinzuwachsen. Beide hatten ihre Antennen in peinlich offener und unhöflicher Weise auf den absonderlichen Zweibeiner gerichtet, der ihnen da entgegenkam. Kaum dass sie an Anjou vorbei waren, bekam diese die Reaktion des erwachsenen Thranx mit: aufgeregtes Pfeifen.
    »Aber Ursprungs-Mutter, die sind ja wirklich ganz weich und fleischig! Wie schaffen die’s nur, aufrecht zu gehen? Und dann auch noch nur auf zwei Beinen!«
    Anjou konnte die Antwort der Ursprungs-Mutter nicht mehr hören. Ihren Kenntnissen der Thranx-Kultur nach vermutete die Diplomatin, dass die Antwort milde Zurechtweisung mit dem Versuch einer Erklärung verbinden würde. Worin Letztere bestehen könnte, konnte man sich nur mit viel Fantasie vorstellen. Der durchschnittliche Stockbewohner wusste so viel über die menschliche Physiologie wie ein Tiefbauingenieur, der sich auf das altehrwürdige Kanalsystem Londons spezialisiert hatte, über die Exkretionsorgane eines Thranx.
    In dem Wabenkomplex, dem Anjou zustrebte, hatte neben anderen Abteilungen das Referat für Diplomatische Kontaktaufnahme seinen Sitz. Die tiefer gelegenen Waben tauchten gerade vor der Konsulin auf. Den Haupteingang mit seinem beeindruckenden Portikus aus eloxierten Metallsäulen und wechselnden Holobildwelten konnte Anjou problemlos durchschreiten. Als sie in den Lift trat und danach in das Gangsystem, musste sie allerdings auf niedrig hängende Gerätschaften achten. Dass sie eher klein war, brachte der Konsulin hier einen Vorteil. Ihre männlichen Kollegen schreckten vor den Gängen zurück, die niedriger waren als die Hauptkorridore, die die verschiedenen Waben miteinander verbanden. Wenn sich Jexter Henry, der die Zwei-Meter-Marke nur um eine Fingerbreite unterbot, in einer Stadt wie Daret aufhielt, musste er sich zwangsläufig auf die Hauptkorridore beschränken. Im Grunde konnte sich Jexter nur auf dem menschlichen Außenposten in Azerick wirklich frei bewegen.
    Der Gedanke an diesen Außenposten, der auf dem größten der vier Kontinente Hivehoms lag, nämlich auf einem Hochplateau mit gemäßigtem Klima, das die Menschen Mediterrania getauft hatten, war nicht dazu angetan, Anjous Stimmung zu heben. Zumindest, so dachte sie, als sie gerade in einen tertiären Zugangsstollen abbog, liegen die Kontaktbüros im brandneuen Teil der Stadt. Daret, das nicht nur die Hauptstadt Hivehoms, sondern aller Thranxwelten war, gehörte zu den ersten Stöcken, die sich von einem traditionellen Stock in eine richtige Stadt zu verwandeln begannen. Als Mitglied des diplomatischen Korps war es Anjou erlaubt, die älteren, archäologisch interessanten Bezirke der Metropole zu besuchen; dort hatte sie die frühe traditionelle Bauweise von Horten zur Brutpflege, von Lagerstätten für Nahrungsmittel und Arsenalen für verschiedene primitive Waffenarten bestaunen können. Anjou hatte die ganze Zeit über gelächelt - selbstverständlich mit geschlossenen Lippen, um ihren Gastgebern ja nicht die Zähne zu zeigen -, verspürte aber keinerlei Verlangen, diese Besichtigungstour zu
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