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Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3

Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3

Titel: Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3
Autoren: Alan Dean Foster
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machte - mit jedem Beinpaar einzeln - einen großen Schritt über eine höchst kunstvoll platzierte Zell-Wurzel. »Eint Carwenduved ist immer noch dabei, die Vorverträge zu studieren.«
    »Das weiß ich schon - sie ›studiert‹ die Papiere bereits den größten Teil des Jahres!« Sofort bedauerte Anjou ihren Ton, auch wenn es unwahrscheinlich war, dass Haflunormet dessen tiefere Bedeutung tatsächlich wahrgenommen hatte. Doch seine Kenntnisse der menschlichen Gestik und Mimik sowie der sprachlichen Besonderheiten verbesserte sich stetig; daher war Anjou jetzt wesentlich besorgter, als sie es noch vor ein paar Monaten gewesen wäre.
    Er reagierte nicht so, als ob er die Bitterkeit in ihren Worten bemerkt hätte. »Sie müssen verstehen, Fanielle, dass Dinge dieser Art innerhalb meiner Spezies mehr Zeit in Anspruch nehmen, als dies in Ihrer der Fall zu sein scheint. Carwenduved muss sich selbst erst ganz, sicher sein, bevor sie sich zu irgendeiner Handlungsweise verpflichtet. Denn man wird unvermeidlich sie für die entstehenden Folgen verantwortlich machen.«
    Das war eine feinsinnige und nicht nur unter Fremdwesen übliche Art, wie Anjou sehr wohl wusste, zu umschreiben, dass die Eint sie hinhielt.
    »Die Eint bewundert Ihre Ernsthaftigkeit«, fuhr Haflunormet fort. »Aber sie sieht keine Notwendigkeit für ein persönliches Gespräch, wie Sie es nennen.« Während der Thranx-Diplomat sprach, strich er sich geistesabwesend mit einer Echthand über die linke Antenne, als wolle er sie putzen.
    »Menschen sind fest davon überzeugt, dass persönlicher Kontakt ein wichtiger Bestandteil der Diplomatie ist.«
    Haflunormet deutete Verständnis an. »Sie haben gewiss bemerkt, dass nicht alle meiner Art Vergnügen daran finden, sich in menschlicher Gesellschaft zu befinden.« Er beeilte sich, seine Bemerkung moderater klingen zu lassen. »Ich meine das selbstverständlich nicht persönlich! Ich dachte ganz allgemein an menschliche Gesellschaft.«
    »Ich weiß, was Sie gemeint haben.« Anjou war schließlich nicht blauäugig oder gar dumm. Sie war sich vollkommen der Tatsache bewusst, dass die meisten Thranx, besonders diejenigen, die wenig oder gar keine Erfahrung im Umgang mit Menschen hatten, die Aussicht auf Kontakt zu Menschen körperlich alles andere als verlockend fanden. Anjou hatte hart an sich gearbeitet, um dem entgegenzuwirken, beginnend mit der Art, sich zu kleiden, bis hin zu der Art, wie sie sprach. »Aber als Diplomatin habe ich das Rechtauf gewisse Gefälligkeiten.« Dieses Mal hatte sie ihre Stimme unter Kontrolle. »Eint Carwenduved weiß das auch.«
    »Ich bin mir sicher, dass sie sich dessen bewusst ist.« Haflunormet seufzte, die Luft entströmte sanft seinen Stigmen, die seinen Thorax säumten. »Die Geduld, die Sie an den Tag legen, Fanielle, hat Ihnen Eint Carwenduveds Respekt eingebracht und ebenso meinen.«
    Was denn für Geduld?, dachte Anjou bitter. Verrückt werde ich hier, während ich darauf warte, dass euer Mamakäfer geruht, mich zu empfangen! Sofort schob sie diesen undiplomatischen und so wenig thranxmäßigen Gedanken beiseite.
    Anstatt unthranxischen Gedanken nachzuhängen, wäre es da nicht besser, so zu reagieren, wie es ein Thranx getan hätte? Womöglich waren die Verhandlungen in diese Sackgasse geraten, weil sie, Fanielle Anjou, die Sache von der falschen Seite her angegangen war. Vielleicht hatte sie einfach zu sehr wie ein Mensch gedacht.
    Aber wie bekam ein Thranx-Diplomat schnelleren Zugang zu seinem Verhandlungspartner? Es musste etwas Inoffizielles, etwas Privates sein, da war sich Anjou sicher. Die überaus heiklen Feinheiten und die bei Verhandlungen dieser oder jeder anderen Art zu beachtenden tradierten Regeln, die dabei für den Umgang mit der Regierung des Thranx-Stockes galten, waren den menschlichen Forschern jedoch, die sich mit deren Entschlüsselung beschäftigten, größtenteils immer noch ein Rätsel. Was die Gesellschaft der Thranx und ihre Kultur im Allgemeinen anbelangte, waren allerdings Fortschritte erzielt worden. Gab es da etwas, was ihr, der menschlichen Unterhändlerin, nützlich sein konnte?
    Fanielle Anjou blieb so abrupt stehen, dass es Haflunormet augenblicklich in Aufregung versetzte. Seine beiden Antennen zuckten nervös zu ihr hinüber. »Ist irgendetwas passiert, gibt es ein Problem, Fanielle? Wenn die örtlichen Gegebenheiten Sie in Stress versetzen, dann besteht durchaus die Möglichkeit, eine klimakontrollierte Kammer für Sie zu finden,
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